Julia Extra Band 0305
überlegte, dass der Sohn einer Lehrerin und eines einfachen Anstreichers es durch seine Verbindung zum Königshaus in verblüffend kurzer Zeit ganz schön weit gebracht hatte.
Dennoch erwartete sie sich mehr von einer Beziehung, als nur eine Sprosse auf der Karriereleiter ihres Partners zu sein, und das sagte sie ihm schließlich auch.
„Ich denke nicht, dass es ein Fehler ist, die Liebe als Basis einer Verbindung zwischen Mann und Frau an erste Stelle zu setzen“, erklärte sie nüchtern.
„Aber du weißt doch, dass ich dich liebe“, wandte er in weinerlichem Tonfall ein.
Ihre Antwort ließ ihm nicht die leiseste Hoffnung. „Ich dich aber nicht, Robert.“
„Das schmerzt mich wirklich zu hören, Elle. Können wir wenigstens gute Freunde bleiben?“
„Natürlich“, erwiderte sie erleichtert. „Tut mir leid, dass es zwischen uns nicht geklappt hat.“
„Um Himmels willen, du musst dich doch nicht bei mir entschuldigen!“, rief er spontan aus und verblüffte Giselle damit, wie schnell er sich von seiner Niederlage erholte. „Aber um der guten Zeit willen, die wir miteinander verbracht haben, wage ich es, dich um einen letzten Gefallen zu bitten.“
„Und der wäre?“, fragte Giselle zurückhaltend.
„Ich möchte deine Erlaubnis haben, den Tierpark als Kulisse für meinen nächsten Film zu verwenden.“
Wären wir noch zusammen, hätte er mich gar nicht erst um Erlaubnis gefragt, wurde ihr plötzlich bewusst. „Kein Problem … noch etwas, womit ich dir helfen kann?“
„Heirate mich …“, bat er heiser.
„Alles, aber das nicht!“ Das entschlüpfte ihr so spontan, dass einen Moment tiefe Stille in der Leitung herrschte. Dann hörte Giselle ein gezwungenes Lachen.
„Okay, ich habe verstanden. Einige meiner Leute sind bereits auf dem Weg nach Merrisand, um den Set im Wildpark vorzubereiten. Sorgst du dafür, dass sie Unterstützung von dem Wildhüter bekommen?“
„Wird mir ein Vergnügen sein“, murmelte sie kühl und legte den Hörer auf. Dann saß Giselle eine ganze Weile mit gefurchter Stirn da, ehe sie sich dazu aufraffen konnte, Elaine hereinzurufen, um die Haushaltsbesprechung fortzuführen.
„Du brauchst mich zur Zeichenstunde nicht bis vors Schloss zu fahren“, protestierte Amanda. „Ich bin doch kein Baby! Ich habe versprochen, nicht wieder wegzulaufen, und ich werde mein Versprechen halten.“
Bryce zauste liebevoll die Locken seiner Tochter. „Natürlich traue ich deinem Wort, Küken. Trotzdem möchte ich mich vergewissern, dass alles nach Plan läuft. Ich hatte ohnehin einen Termin im Schloss.“
Das stimmte zwar nicht ganz, da er seinen monatlichen Report bereits abgegeben hatte. Eine Prozedur, bei der er sich vor Frust die Haare gerauft hatte. Wofür diese diplomatischen Umwege, um zu beantragen, was für den Bestand der Zucht und den Erhalt des Tierparks unbedingt notwendig war. Warum das schriftliche Gedrechsel, anstatt Prinz Maxim einfach anzurufen, um alles von Mann zu Mann zu regeln?
Und das Meeting des königlichen Ausschusses war erst in einer Woche anberaumt. Natürlich hätte Bryce mit seinen geplanten Maßnahmen am liebsten gleich losgelegt. Doch da dies nicht möglich war, hätte er seine Fragen durchaus bis zum offiziellen Termin zurückhalten können.
Aber nicht seine Sehnsucht, die Prinzessin endlich wiederzusehen …
Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie ihn unter Verdacht gehabt, seiner Tochter nicht genügend Aufmerksamkeit zu schenken, und sich nicht gescheut, ihm ihre Zweifel mitten ins Gesicht zu sagen. Bryce fragte sich, ob die königliche Familie überhaupt wusste, was für ein Juwel sie mit dieser ungewöhnlichen Frau in ihrer Mitte hatte. Die Prinzessin verdiente es absolut, den Titel als offizielle Kastellanin von Château Merrisand zu tragen. Soweit er es beurteilen konnte, versah sie diesen Job ohnehin bereits seit einigen Jahren.
Und auf diesen unsinnigen Vorschriften einer Charta aus einem anderen Jahrhundert zu beharren erschien ihm mehr als verschroben. Zumal die Regel nur für Frauen galt. Wenn es nicht möglich gewesen wäre, derartige Statuten aufzuheben, würde sein Großvater, jenseits des großen Teichs, immer noch Untertan der britischen Krone sein und die Sklaverei ganz normal finden.
Bryce redete sich ein, dass er auf das Thema nur deshalb so heftig reagierte, weil ihm jede Art von Ungerechtigkeit zuwider war. Es hatte absolut nichts mit dem betörenden Charme der Prinzessin zu tun oder mit ihrer Schönheit,
Weitere Kostenlose Bücher