Julia Extra Band 0305
aber auch, als habe er den Bericht in ziemlicher Hast unterschrieben. Wahrscheinlich, um sich so schnell wie möglich wieder seiner richtigen Arbeit widmen zu können.
„… fantastisch gelaufen, und jetzt bin ich gerade dabei, den Vertriebstermin festzulegen.“
„Gratuliere …“, murmelte Giselle abwesend und bemerkte die daraufhin entstandene Gesprächspause zunächst gar nicht.
„Willst du mir denn nicht sagen, wie sehr du mich vermisst hast, Elle?“
„Ich dachte, zu diesem Thema ist alles gesagt worden“, erwiderte sie reserviert.
„Dann hat meine Taktik, eine Weile aus deinem Blickfeld zu verschwinden, also nicht geholfen?“ Das klang regelrecht beleidigt.
Giselle fuhr Bryces Unterschrift mit dem Fingernagel nach. Ihn konnte sie sich überhaupt nicht eingeschnappt vorstellen.
Wenn ihm etwas nicht passte, würde er unter Garantie sofort damit herausplatzen.
„Du erinnerst dich doch hoffentlich noch an unsere Abmachung, Robert? Hättest du mich nicht gebeten, mit einer endgültigen Entscheidung zu warten, bis du deinen derzeitigen Kontrakt erfüllt hast, wäre unsere Trennung längst offiziell.“
„Ach, das war nur vorgeschoben. Ich dachte, du würdest schließlich doch noch einsehen, dass du einen großen Fehler machst.“
Das glaubte Giselle nicht. Robert war ein guter Freund, aber gerade seine Abwesenheit hatte ihren Verdacht bestätigt, dass er auch nie mehr für sie sein könnte. Sie hatte ihn tatsächlich nicht vermisst, nicht eine Sekunde.
Dabei hatte es vor zwei Jahren so vielversprechend zwischen ihnen begonnen. Anlässlich einer königlichen Theatervorführung im Palast ihres Cousins, Prinz Lorne. Nach der Aufführung gingen die königlichen Hoheiten hinter die Bühne, um sich persönlich für den gelungenen Abend zu bedanken, was die Schauspieler ziemlich beeindruckte.
Robert schien der Einzige zu sein, der nicht automatisch vor Ehrfurcht erstarrte. Er hielt Giselles Hand einen Moment länger als vom Protokoll vorgesehen, und auf ihren irritierten Blick hin verstärkte er den Griff sogar. Als sie sich vorbeugte, um ein paar höfliche Floskeln mit ihm zu wechseln, zog er sie dann noch näher zu sich heran. Dabei wisperte er ihr ins Ohr, wie umwerfend sie aussehe und wie störend er die vielen Menschen um sie beide herum empfand.
Vor Verlegenheit röteten sich ihre Wangen, was der Presse Anlass zu Spekulationen über den Inhalt seiner geflüsterten Botschaft gab. In einer Zeitschrift wurde sogar eine Art Wettbewerb ausgeschrieben, in dem sich interessierte Leser an den Mutmaßungen der Journalisten beteiligen konnten.
Wenige Tage später flatterte der Prinzessin eine Einladung zur Premiere seines neuen Films ins Schloss.
Giselle wusste, dass ihre Zusage und die Teilnahme am anschließenden festlichen Diner den öffentlichen Klatsch nur weiter fördern würden. Doch da sie ohnehin nicht dem Image einer Märchenprinzessin entsprach, erschreckte sie die Aussicht auf die zu erwartenden Schlagzeilen nicht, sondern erschien ihr eher als amüsante Abwechslung zu ihrem streng geregelten Alltagsleben.
Robert gelang es ohne große Mühe, die königliche Familie mit seinem geschmeidigen Charme ebenso geschickt einzuwickeln wie sein Publikum, sodass sich selbst der regierende Monarch dazu hinreißen ließ, öffentlich festzustellen, was für ein attraktives Paar sie abgeben würden. Maxims Reaktion fiel ähnlich positiv aus.
Giselle konnte die beiden dafür nicht einmal tadeln, da sie es sich streng untersagte, ihre stetig wachsenden Zweifel an der Aufrichtigkeit und Integrität des großen Bühnenstars mit ihrer Familie oder ihren Freunden zu teilen. Doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als alle zu informieren, dass Robert und sie sich in Freundschaft getrennt hätten.
Die Schuld am Scheitern ihrer Beziehung würde sie ganz allein tragen müssen, vielleicht sogar verdientermaßen. Denn ihr Fastverlobter schien den elektrischen Funken, der einfach nicht überspringen wollte, keineswegs zu vermissen. Wie ihre Familie war er der Meinung, sie gäben das Traumpaar ab, nannte sie gegen ihren Willen ganz mondän Elle und bestand auf einer öffentlichen Demonstration seiner amourösen Gefühle ihr gegenüber, die Giselle schrecklich irritierte, wenn nicht abstieß.
Außerdem blieb Giselle nicht verborgen, wie rasant seine Produktionsfirma expandierte, seit Roberts Name mit ihrem verquickt wurde. Sie neidete ihm den Erfolg keineswegs und schalt sich zynisch, wenn sie insgeheim
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