Julia Extra Band 0305
Leinenhose, dann beobachtete er Clares anmutige Bewegungen. Wenn er ein Romantiker wäre, hätte er behauptet, sie würde sich bewegen wie eine Ballerina.
Zweifellos hatte sie den feingliedrigen, schlanken Körper einer Tänzerin. Ein paar Rundungen mehr, vielleicht. Nicht, dass Clare sie jemals mit offenherzigen Outfits zur Schau stellte. Oder dass Quinn schon einmal genau genug hingesehen hatte, um sicher zu wissen, dass sie da waren.
Aber seit Quinn Cassidy mit Auszeichnung eine harte Schule absolviert hatte, fehlte ihm so ziemlich jeder Sinn für Romantik. Deshalb würde er einfach das Wort „feminin“ wählen, um zu beschreiben, wie sich Clare bewegte.
Von Anfang an hatte ihm gefallen, dass sie niemals das Bedürfnis hatte, einen Mann auf diese Weiblichkeit aufmerksam zu machen. Es war einer der vielen Gründe, warum Clare nun schon so lange seine persönliche Assistentin war. Ihre Vorgängerin hatte gar nicht schnell genug ihre Jacke ausziehen können, um ihm ihr Dekolleté vorzuführen. Quinn war es vorgekommen, als würde er das Büro mit einem Barrakuda teilen.
Ihm schauderte bei der Erinnerung.
„Da wir gerade von Arbeit sprechen …“ Gelassen wartete Clare, bis er sich vom Türpfosten abstieß und einen Schritt nach vorn machte, dann gab sie ihm das Blatt Papier. „Hier ist eine Liste mit all deinen Terminen für heute. Versuch zur Abwechslung einmal, es zu ein paar davon pünktlich zu schaffen.“
Sie begleitete ihre Worte mit einem wissenden Lächeln, und Quinn musste es einfach erwidern, obwohl er gerade gerügt wurde. Er fand, dass er seine Termine immer gut eingehalten hatte. Seit Clare vor einem Jahr bei ihm angefangen hatte, sollte er jedoch überall mindestens zehn Minuten zu früh erscheinen.
Quinn sah das nicht ein. Wenn er zu jeder einzelnen Besprechung zu früh kam und Däumchen drehen musste, bis sein Gesprächspartner auftauchte, würde er auf lange Sicht viel Zeit verschwenden.
Aus Prinzip rebellierte Quinn also regelmäßig dagegen.
Nachdem er die Liste überflogen hatte, blickte er auf. Nachdenklich setzte sich Clare auf die Schreibtischkante und ließ die Beine baumeln. Schließlich sagte sie mit ihrem weichen, melodischen irischen Akzent: „Und was das Vergnügen betrifft – es ist schon eine Weile her, dass ich zu ‚Tiffany‘ musste …“
„Und?“ Quinn zog die Augenbrauen hoch.
„Ich möchte nur sichergehen, dass ich nicht in Rückstand gerate. Bis vor Kurzem habe ich daran gedacht, einen Vorrat an diesen kleinen blauen Schmuckschächtelchen anzulegen, um Zeit zu sparen.“
Plötzlich entdeckte sie einen Kugelschreiber, der bis an die Schreibtischkante gerollt war. Flüchtig runzelte sie die Stirn, dann warf sie ihn mit einem zufriedenen Lächeln in den Behälter.
Es erstaunte Quinn immer wieder, wie viel Freude Clare an den einfachsten Dingen fand.
„Du vermisst einfach deine Einkaufstouren bei Tiffany. Ich kann doch nicht überall in Manhattan Herzen brechen, nur damit du dich noch ein paar Stunden mehr in deinem Lieblingsladen amüsieren darfst.“
„Das hat dich früher nicht abgehalten.“ Zum Spaß machte Clare einen Schmollmund und warf Quinn einen Schmachtblick zu.
Sie hatte recht. Aber Quinn wollte sich nicht in eine weitere Diskussion über sein Liebesleben hineinziehen lassen, wenn er sich doch plötzlich viel mehr für Clares interessierte. „Wer war der Wall-Street-Typ?“
„Warum?“
„Vielleicht muss ich ihn fragen, was für Absichten er gegenüber meiner Lieblingsangestellten verfolgt.“
„Willst du jetzt etwa alle meine Freunde überprüfen?“
Quinn verschränkte die Arme und hielt die Liste lässig zwischen Daumen und Zeigefinger fest. „Du hast behauptet, er sei nicht dein Freund.“
„Ist er nicht.“ Clare rutschte von der Schreibtischkante und ging zu ihrem Drehstuhl. „Er ist ein Klient.“
„Dieses Heiratsvermittlungsspiel ist jetzt ein Geschäft, stimmt’s?“
„Vielleicht. Hast du ein Problem damit?“
„Vielleicht.“
„Weil ich es während meiner Arbeitszeit betreibe? Oder weil du das Ganze noch immer für einen großen Witz hältst? Ich gerate nicht in Rückstand mit meiner Arbeit.“
Auf den Gedanken wäre Quinn niemals gekommen. Dank Clare lief sein Berufsleben wie eine gut geölte Maschine. Natürlich hatte er früher auch alles erledigt, aber mit Clare war es eindeutig weniger stressig. Die Zeiten, in denen er unter Druck richtig aufgeblüht war, lagen hinter ihm. Und diese Heiratsvermittlungssache
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