Julia Extra Band 0305
Frau für sich selbst sorgen konnte.
„Morgen wird Lucia dir unter anderem erklären, wie wichtig es für unsere Speisen ist, Produkte der Saison zu verwenden. Am Abend müssen wir dann zu einer Veranstaltung.“
„Was denn für eine Veranstaltung?“, fragte sie obwohl sie nur das kleine Wörtchen wir gehört hatte.
„Zum Harvest Ball.“
Die Neuigkeit schlug ein wie eine Bombe. Der Harvest Ball – eine internationale Veranstaltung, sozusagen der Oscar für die Hotellerie. Ihr Freund Chris hatte immer davon gesprochen und gemeint, dass er diesen Ball um keinen Preis verpassen wollte.
„Und wie sollte das meiner Ausbildung förderlich sein, Dante? Sicherlich ist das nichts weiter als eine aufgemotzte Party.“
„Auf der du unbedingt anwesend sein solltest, wenn das wirklich deine Meinung darüber ist. Es ist nämlich das geschäftliche Ereignis überhaupt. Es wird ausgesprochen gewinnbringend für dich sein.“
„Werde ich dich bei deinen Verhandlungen nicht stören?“
„Jeder Mann weiß, dass eine schöne Frau an seiner Seite außergewöhnlich nützlich sein kann – beinahe als Vorbedingung, sozusagen, für einen erfolgreichen Abschluss.“
Der Anflug von Freude, der in ihr aufgestiegen war, fiel wie ein Heißluftballon, der kein Gas mehr hatte, in sich zusammen. Wie dumm von ihr anzunehmen, dass er sie um ihretwillen an seiner Seite wollte. Warum vergaß sie das nur immer wieder?
„Ich bin rechtzeitig zurück und hole dich um acht ab.“
„Aber ich habe nichts anzuziehen.“
„Doch, du wirst etwas haben, ich verspreche es dir. Weißt du noch, was wir gestern Abend gelernt haben? Du musst dich in Geduld üben.“
Und damit legte er auf.
5. KAPITEL
Irgendetwas in ihrem Zimmer war anders, das spürte Faye, als sie die Tür öffnete. Doch erst als sie ihr Schlafzimmer betrat, wusste sie, was es war. Auf ihrem Bett lag eine große cremefarbene Schachtel, die sie unter normalen Umständen misstrauisch gemacht hätte. Doch was war schon normal verlaufen in den letzten beiden Tagen? Die Antwort darauf, wie Dante mich bei dem Ball heute Abend sehen will, liegt also in dieser Schachtel, dachte Faye. Sie schaute sich um und fragte sich, ob er wohl hier gewesen war. Nein, rief sie sich in Erinnerung, er würde sich bestimmt nicht die Mühe machen, selbst das Kleid abzuliefern, abgesehen davon, dass er ja geschäftlich unterwegs war. Zudem war sie für ihn ja nichts als schmückendes Beiwerk für diesen Abend.
Sie trank ein Glas Wasser und räumte zunächst ein wenig auf, da sie sich an seinen spöttischen Kommentar bezüglich ihrer Ungeduld erinnerte. Erst danach wandte sie ihre Aufmerksamkeit der Schachtel zu. Was auch immer darin sein mochte, es war nicht wichtig. Zweifellos hatte er einen Modeschöpfer angerufen, der nach seiner Pfeife tanzte, und angeordnet, etwas zu schicken, so wie er es vermutlich bei jeder anderen Frau, die er ausführte, auch machte, damit sie ihn nicht blamierte.
Sie setzte sich aufs Bett und fuhr vorsichtig mit dem Finger über den geprägten Deckel. Es war schon seltsam, dass sich selbst ein Geschenk von ihm wie eine Fessel anfühlte. Und trotzdem konnte sie ihre Neugier nicht länger bezwingen. Sie hob den Deckel hoch und schob vorsichtig die duftigen Lagen Seidenpapier zur Seite. Als sie sah, was darin eingehüllt lag, schreckte sie entsetzt zurück, da sie sich mit einem Schlag in die Vergangenheit zurückversetzt fühlte. Hektisch sprang Faye auf, als ob der dunkelrote Stoff vergiftet wäre. Es war ihr Kleid. Das Kleid, das er ihr am Nachmittag auf der Piazza di Spagna gekauft hatte. Als er sie darin gesehen hatte, hatte er sie angeschaut, als sei sie die schönste Frau der Welt. Es war das Kleid, das sie an dem Tag zurückließ, als er ihr Herz gebrochen hatte.
Sie erschauerte bei dem Gedanken, es noch einmal tragen zu müssen. Also hatte er es behalten. Aber warum? Dante gehörte wohl kaum zu den Männern, die sich einen Beweis ihrer Eroberungen aufhoben. Oder die plötzlich Bedenken hatten, weil sie so viel Geld ausgegeben hatten. Nein, ihr schien, er hatte es aufgehoben in dem Wissen, dass sie eines Tages zurückkehren würde, dazu bestimmt, es zu tragen, als Zeichen ihrer Verderbtheit. Ich darf ihm auf keinen Fall zeigen, wie sehr er mich damit getroffen hat, dachte sie, als sie sich über die Schachtel beugte und das Kleid vorsichtig herausnahm. Sie hielt es hoch und stieß einen Seufzer aus. Es war das schönste Kleid, das sie je gesehen hatte, in einem
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