Julia Extra Band 0305
in ihr auf, denn sein Plan war bereits aufgegangen. Sie hatte diese Arbeit schon immer geliebt, und trotzdem war sie seit Jahren nicht mehr so inspiriert und begeistert gewesen wie an diesem Morgen.
Dante setzte sich an einen Fenstertisch, warf seine Jacke über einen leeren Stuhl und lockerte seine Krawatte. Diese geschickte Verführerin! Faye war nicht einmal einen Tag hier, und schon hatte sie mit ihren sinnlichen Lippen und ihren unglaublich grünen Augen mindestens einen seiner Mitarbeiter von der Arbeit abgelenkt. Und dabei gingen sie sonst alle unermüdlich ihrer Arbeit nach. Wie hatte er nur so dumm sein können, sie nicht zu durchschauen?
Widerwillig dachte er an den Tag zurück, als er auf der Suche nach möglichen Standorten für ein neues Restaurant zufällig ins Matteson’s geraten war. Völlig überrascht war er gewesen, dort genau das frische Design zu finden, das er sich für seine Speisekarten wünschte. Verantwortlich dafür war eine sehr junge Kellnerin. Das Mädchen war nicht nur unwiderstehlich attraktiv, sondern hatte auch ein Gefühl in ihm geweckt, das er nicht benennen konnte – und das ihn überrascht hatte. Lag es daran, dass sie Engländerin war? Er hatte doch zuvor schon englische Geliebte gehabt? Nein, es lag an ihrer Schönheit. Und sie strahlte unverfälschte Lebenslust aus und eine Begeisterung für dieses Metier, die ihn überraschte und die seiner eigenen so ähnlich war. Normalerweise sah er eine Frau, die so jung war und so unschuldig wirkte, nicht zwei Mal an. Doch wann hatte er je eine getroffen, die eine so ehrliche Unschuld ausstrahlte? Als er ihr dann die Möglichkeit bot, in seinem Marketing-Team mitzuarbeiten, hatte er sich geschworen, sie niemals zu berühren.
Aber sie hatte in seinem Angebot etwas völlig anderes gesehen. Sie war so begierig gewesen, ihre Unschuld, für die er sie so achtete, loszuwerden, dass er seine eigenen Vorstellungen unterdrückt hatte – etwas, das Dante Valenti sonst nie tat. Aber wie wenig hatte sie seine Zurückhaltung auch verdient! Er erinnerte sich an jenen schicksalhaften Tag, an dem er endlich erkannte, was er schon hätte bemerken müssen, als sie ihn zum ersten Mal mit diesen riesigen ernsten Augen ansah. Diese Blicke, die noch lauter danach verlangten, sie zu nehmen, als ihre Bitten später. Welcher Mann hätte da noch widerstehen können? Dante schluckte schwer und verdrängte ein Gefühl der Scham, während er seine Krawatte abnahm und seine Erregung unter Kontrolle zu bringen suchte, die sich gegen seinen Schenkel presste und genauso stark war wie damals.
Wie hatte er nur auf die Idee kommen können, dass sie anders war als die anderen Frauen, die er kannte, nur weil sie jung und unschuldig war. Sie hatte ihn glauben machen, dass ihr Protest echt war, als er ihr das Kleid kaufte, und nicht zur Taktik einer potenziellen Geliebten gehörte.
In Gedanken schweifte er zu jenem Tag zwei Wochen später, als eine seiner Kellnerinnen nervös zu ihm trat und berichtete, Miss Matteson habe bei ihrer Abreise ein rotes Kleid dagelassen. Für einen winzigen Moment hatte er tatsächlich gehofft, sich verhört zu haben, weil dies sein Bild von ihr infrage stellte. Dass sie das Kleid dagelassen hatte, war nicht das Einzige, was ihn erstaunte. Wenn sie wirklich wie die anderen Frauen war, warum war sie dann nicht geblieben, um ihn anzubetteln, es sich noch einmal anders zu überlegen? Oder weshalb hatte sie nicht versucht, ihm zumindest noch das eine oder andere Geschenk abzuschwatzen? Diese Fragen hatten ihn fast dazu gebracht, sich einzugestehen, dass er eigentlich sich selbst verabscheute, weil er ihr die Unschuld genommen und sie dann von sich gestoßen hatte, statt seiner Schuld ins Auge zu blicken.
Als er dann endlich seinen Stolz überwunden und in England angerufen hatte, musste er herausfinden, dass sie sich auf einem Flug nach Gott weiß wohin befand, zusammen mit ihrem nächsten Liebhaber. Ein eindeutiger Beweis – der für ihn noch schwerer zu ertragen war als herauszufinden, dass sie ihn nur wegen seiner teuren Geschenke wollte. Sie hatte ihn sexuell erobert! Nun verstand er auch das Gefühl, das er nicht hatte benennen können. Nein, sie war nicht wie die anderen Frauen, die er bisher getroffen hatte. Sie war hundert Mal schlimmer.
Jetzt war sie sechs Jahre später wieder zurückgekehrt, nur aus dem einen Grund, ihre Klauen nach seinem Geld auszustrecken. Und hatte sie nicht am Abend zuvor bewiesen, was sie dafür zu geben
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