Julia Extra Band 0305
changierenden Rot und von ausgesucht teurem Stoff.
Zwei Stunden später – Faye hatte inzwischen geduscht und ihre Haare geföhnt, die in weichen Locken auf ihre Schultern fielen – stand sie in diesem Kleid vor dem Spiegel. Sie hatte schon vergessen, wie ausgezeichnet es ihr stand. Der Ausschnitt betonte ihre vollen Brüste, und der figurbetonte Schnitt unterstrich ihre schmale Taille und fiel dann in verschwenderischen Falten bis zu ihren hochhackigen Schuhen. Obwohl sie zunächst Bedenken gehabt hatte, musste sie nun lächeln, als sie ihr Spiegelbild betrachtete, ihre Lieblingsohrringe anlegte und noch ein wenig Wimperntusche auftrug. Es war schon lange her, dass sie ihrem Äußeren so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Aber wenn Dante glaubte, er könnte sie mit dieser Anspielung auf die Vergangenheit aus dem Gleis werfen, dann würde sie dafür sorgen, dass er es sein würde, der den Boden unter den Füßen verlor.
„Miss Matteson? Mr. Valenti lässt Ihnen ausrichten, dass der Wagen draußen auf Sie wartet.“
Der Angestellte, den sie als Rezeptionsmanager wiedererkannte, begrüßte sie, als sie aus dem Aufzug trat, führte sie zur Tür und hielt sie für sie auf. Sie wusste, dass es unsinnig war, in diesem Abend etwas anderes zu sehen als etwas Geschäftliches, trotzdem konnte sie die Aufregung nicht leugnen, die sie empfand, als der Fahrer ihr die Tür der schwarzen Limousine aufhielt. Vorsichtig nahm sie Platz und bemerkte nicht gleich den schweigsamen Schatten in der anderen Ecke.
„Hast du nicht irgendein Jäckchen oder so was dazubekommen?“, drang eine Frage in anklagendem Ton aus der Dunkelheit.
„Ich glaube nicht, dass eines dafür vorgesehen war. Aber es ist doch mild heute Abend, findest du nicht auch?“
„Ja, so ist es. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es zu warm hier drin ist. Aber das meinte ich nicht.“
Sie sah, dass Dante versuchte, seine langen Beine auszustrecken. Das Licht der Straßenlaternen ließ seine unvergleichlichen Züge deutlich hervortreten, und sein Blick war so eindringlich, dass sie beinahe glaubte, er würde sie gleich berühren.
„Ich wusste gar nicht mehr, dass dieses Kleid so …“
„So was?“
„Dass es so offenherzig ist.“
Faye konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und sah schnell aus dem Fenster, während der Wagen losfuhr.
Er war offensichtlich verstimmt. „Was amüsiert dich denn so?“
Langsam wandte sie sich zu ihm um. Sein Mund war eine dünne harte Linie, seine Züge verrieten Missbilligung. „Gar nichts. Ich habe nur eben überlegt, dass dieses Kleid genau für die von dir gewünschte Ablenkung sorgen würde, sollte es wirklich so offenherzig sein.“
Faye glaubte, Dante etwas auf Italienisch murmeln zu hören, als sie durch die Hauptstraßen zu dem Theater fuhren, in dem der Ball stattfand. Während der restlichen Fahrt sprach er kein Wort mehr mit ihr, sodass die Atmosphäre noch drückender war als die Abendluft. Doch Faye versuchte nicht darauf zu achten, sondern richtete ihren Blick aus dem Fenster, an dem die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die sie schon halb vergessen glaubte, vorbeizogen.
Als sie schließlich vor dem imposanten Gebäude aus Stein hielten, spürte sie, dass ihr Optimismus schwand und ihrer Besorgnis Platz machte, da sie merkte, dass sich hier die Elite von Rom versammelte. Sie sollte sich hier also unter Menschen aufhalten, die ständig an solchen Veranstaltungen teilnahmen, und das überall in der Welt. Sie hingegen war nur eine von vielen Kellnerinnen, die normalerweise an einem solchen Abend solchen Menschen Kanapees servierte.
Falls Dante das Gefühl haben sollte, das sie hier unangenehm auffiel, so zeigte er es nicht, als er ihr die Tür aufhielt und ihr seine Hand bot. Es war albern, dass diese kleine Geste sie schwach werden ließ. Seine perfekten Manieren gehörten genauso zu ihm wie seine italienischen Wurzeln. Und trotzdem gefiel es ihr, als sie ihre Hand in seine legte. Sanft und beschützend umschlossen seine Finger ihre, und für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass der riesige Graben zwischen ihnen ein wenig kleiner geworden war.
Als sie dann neben ihm stand, eingetaucht in das orangefarbene Licht der untergehenden Sonne, spürte sie die enorme Kraft, die von Dante ausging. Mit seinen breiten Schultern, den schmalen Hüften und muskulösen Beinen sah er umwerfend aus in seinem schwarzen Abendanzug und dem weißen Hemd. Er wirkte aristokratisch und verströmte doch eine
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