Julia Extra Band 0305
wäre, dass sie ein Mensch war.
„Willst du damit andeuten, dass ich eine Lunchpause machen darf? Ich wusste gar nicht, dass du deine Angestellten so sozial behandelst.“ Sie drehte sich wieder um und sah ihn an.
„Setz dich, Faye. Und iss mit mir.“
„Warum?“ Es war lächerlich, dass sie sich von ihm bedroht fühlte, doch sie konnte nichts dagegen tun.
Die Frage verblüffte ihn.
„Weil wir beide hungrig sind, cara .“
Er warf ihr einen Blick zu, der voll sinnlicher Versprechen war und sie völlig verwirrte, da sie Wärme in sich aufsteigen spürte.
„Danke, aber ich werde mit Lucia essen“, erwiderte sie betont ruhig. „Ich weiß, wo mein Platz ist. Deshalb bin ich doch hier, nicht wahr?“
„Dann trink wenigstens einen Kaffee mit mir“, meinte er lässig und nippte an seiner Tasse, die geradezu winzig aussah in seiner großen Hand. Fayes Blick fiel auf die dunklen Haare an seinem Handgelenk, die sich gegen die weiße Manschette seines Hemdes abhoben, dann sah sie auf seinen Mund. Sie erinnerte sich daran, wie er von ihrem gekostet hatte, und überlegte, wie es sich anfühlen würde, seinen Mund erneut zu spüren. Schnell verscheuchte sie den Gedanken wieder.
„Danke, aber ich habe eben einen Espresso getrunken, den Bernardo mir gemacht hat.“ Sie sah, wie er die freie Hand kurz zur Faust ballte. „Ich sollte jetzt besser zurückgehen. Es macht sicher keinen guten Eindruck, wenn eine Bedienung zu lange herumbummelt.“
„Ich denke, du kannst es getrost mir überlassen, welcher Eindruck zum Perfezione passt“, murmelte er, während er sie mit seinem Blick auszog.
„Ich möchte aber nicht, dass deine Tomaten kalt werden. Und jetzt entschuldige mich bitte.“
Der restliche Nachmittag verging wie im Flug. Um fünf traf die Abendschicht ein, und Faye war froh, dass sie gehen konnte, da ihr die Füße wehtaten.
Sie wäre am liebsten sofort in ihr Zimmer gegangen, doch sie musste im Supermarkt noch ein paar Dinge besorgen, denn sie hatte ja nicht geplant, so lange in Rom zu bleiben. Auf dem Weg nach draußen kam sie am Swimmingpool vorbei und schaute sehnsüchtig zu dem hell schimmernden Wasser. Faye schwamm sehr gerne, weil sie so Zeit fand nachzudenken oder ihre Gedanken abzuschalten. Und Letzteres sollte sie wohl auch tun, solange sie hier war.
Als sie etwas später auf dem Weg zurück ins Hotel in einer der nicht so teuren Boutiquen einen Bikini in Fuchsia mit Rosé entdeckte, erstand sie ihn, obwohl sie sonst nicht zu impulsiven Einkäufen neigte. Denk einfach daran, dass es dir guttut zu schwimmen, redete sie sich ein. Auch wenn sie am liebsten sofort ihren Bikini angezogen und schwimmen gegangen wäre, sollte sie wohl erst Dante fragen, ob er etwas dagegen hatte.
Während sie einen Hühnchensalat hinunterschlang und draußen auf dem Balkon die Aussicht auf den Petersdom genoss, konnte sie es einfach nicht lassen, zu überlegen, wo Dante wohl an diesem Abend sein mochte. Wahrscheinlich würde er gerade zu Abend essen, und sie bezweifelte, dass er allein war. Lucia hatte erwähnt, dass er selten im Perfezione aß, und sie nahm daher an, dass er seine Begleiterin in ein anderes Restaurant ausgeführt hatte. Nicht dass dies von Bedeutung für sie war, im Gegenteil, denn sie war erleichtert, ihren Frieden zu haben. Allerdings hätte sie gerne gewusst, was er als Nächstes für sie geplant hatte.
Plötzlich klingelte das Telefon. Sie ging ins Schlafzimmer und nahm den Hörer zur Hand. „Hallo?“
„Wo bist du gewesen?“
Seine raue Stimme sandte einen heißen Schauer durch ihren Körper. Sie lehnte sich gegen die Wand. Was sollte diese Frage?
„Ich habe gearbeitet, Dante.“
„Und danach?“
„Was meinst du damit? Ich habe nicht vor fünf aufgehört.“
„Und jetzt ist es halb acht. Ich habe schon ein paarmal angerufen.“
„Ich bin einkaufen gegangen. Soll ich dir etwa Bescheid geben, wenn ich das Hotel verlasse?“
„Sei nicht albern.“
Das sagt gerade der Richtige, dachte sie. „Ich musste schließlich etwas essen, Dante, oder hast du das schon wieder vergessen?“
„Deswegen habe ich ja versucht, dich zu erreichen. Ich habe angeordnet, dass dir ein Abendessen aufs Zimmer gebracht wird. Ich bin auf dem Weg nach Lazio und werde nicht vor morgen Abend zurück sein.“
„Danke, aber ich habe schon gegessen.“
Sein Schweigen ließ vermuten, dass er es nicht gewohnt war, wenn seine Pläne vereitelt wurden. Vielleicht war er es aber auch nicht gewohnt, dass eine
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