Julia Extra Band 0305
emotionsfreies Frühstück?
Sie straffte sich. „Ich bin in einer halben Stunde fertig und kann zur Arbeit.“
„Du überraschst mich.“ Spöttisch hob er eine Braue.
„Wie du schon sagtest, dadurch bekomme ich mein Geld auch nicht schneller.“ Sie lachte spröde. Zumindest konnte sie mit seinen Bemerkungen mithalten.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er zum Fenster ging. War er etwa wütend, nur weil ihr bewusst war, dass die letzte Nacht nichts an ihrer Abmachung geändert hatte? Diesem Mann konnte man es einfach nicht recht machen.
„Dann kannst du ja spielend den Flug in die Toskana um Viertel vor zwölf erwischen“, meinte er, während er immer noch den Blick aus dem Fenster richtete.
„In die Toskana?“ Faye konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
„Ich habe einige Treffen mit meinen Lieferanten für dich organisieren lassen. Ursprünglich solltest du erst nächste Woche fliegen, aber heute ist genauso gut. Das ist eine einzigartige Gelegenheit für dich.“
„Hast du dort geschäftlich zu tun?“
„Nein.“ Das Sonnenlicht schien plötzlich zu verblassen und das Zimmer kälter. „Ich habe hier ein paar wichtige Besprechungen.“
Er würde also in Rom bleiben. Und sie wäre fort. Plötzlich schien ihr das Frühstück wie ein Trostpreis.
„Meine Schwester wird dich begleiten. Nicht alle sprechen dort Englisch, also kann sie für dich übersetzen.“
„Elena?“
„Ja. Sie wohnt in der Nähe meiner Villa. Du kannst die Anlage nutzen, solange du da bist.“ Jetzt, da er bekommen hatte, was er wollte, sah er vermutlich keine andere Möglichkeit, sie sich bis zum Ablauf der Frist vom Hals zu halten. Faye starrte ihn an. Sie wollte ihn fragen, wann sie ihn wiedersehen würde, ohne genau zu wissen, warum sie ihm diese Frage stellen wollte. Doch ihr Herz sagte ihr, dass sie ihn vermissen und nicht hassen würde, weil er wieder mit ihr gespielt hatte.
„Elena wird dich am Flughafen abholen und dann alles Weitere für dich arrangieren.“ Er warf ihr einen Schlüsselbund zu. „Ich leg die Papiere für den Flug unten auf den Tisch. Und schließ ab, wenn du gehst.“
Soll ich auch noch eine zusätzliche Kerbe in deinen Bettpfosten ritzen?, hätte sie ihm am liebsten entgegengeschleudert, doch er war schon gegangen.
7. KAPITEL
Faye war nun schon den zweiten Tag in der Toskana, konnte jedoch immer noch nicht glauben, dass dem Mann, der das unpersönlich eingerichtete Apartment in Rom besaß, auch dieses Zimmer gehörte. Sie liebte diesen Raum mit den cremefarbenen Wänden, dem Terrakottaboden und den Möbeln aus Olivenbaumholz. Ein Zimmer, in dem sie sich zu Hause fühlen könnte. Und als sie durch das große Fenster des Wohnzimmers hinaus auf den Hain mit den Orangen- und Zitronenbäumen schaute, wurde ihr klar, dass das Bild von Dante, zusammen mit einer Familie auf dem Land, das sie sich auf dem Harvest Ball vorgestellt hatte, nicht einmal so unrealistisch war. Und trotzdem war es nur eine Illusion, schließlich hatte er ihr klargemacht, dass er sein Leben genau so wie sein Geschäft führte – nach dem Prinzip „Angebot und Nachfrage“.
Deshalb war sie froh, dass sie noch keine Gelegenheit gehabt hatte, über die vergangenen Ereignisse nachzudenken. Als sie am späten Nachmittag gestern angekommen war, hatte Elena sie vom Flughafen abgeholt, hatte ihr voller Begeisterung die wunderschöne Landschaft gezeigt, sodass es schon dunkel war, bis sie bei Dantes Villa ankamen. Faye war sofort in einen tiefen Schlaf gefallen, bis Elena sie am Morgen angerufen hatte, um sie mit zu einer Tour zu den Lieferanten zu nehmen.
Voller Interesse hatte sie zugesehen, wie reife Feigen gepflückt oder Käse gemacht wurde. Als sie später wieder allein war, traf sie erneut die ganze Wucht der Ablehnung, obwohl sie sich geschworen hatte, dies nie wieder zuzulassen. Doch sie musste sich auch eingestehen, dass sie sich ja trotzdem auf Dante eingelassen hatte.
Elena sprach mit Faye, als sei sie Dantes Zukünftige. Und überall, wo sie hinkamen, zeigten die Menschen ehrfürchtige Bewunderung, wenn man nur seinen Namen erwähnte. Faye konnte das nicht ganz nachvollziehen. Denn Dante war ein launischer Mann, der zudem die Frauen wie seine Hemden wechselte. Trotzdem waren die Menschen hier ihm treu ergeben. Vielleicht zahlte er außergewöhnlich gut für ihre Waren? Doch das erklärte nicht, warum sie so stolz schienen, wenn sie von ihrer Verbindung zu Signor Valenti sprachen.
An diesem Abend war
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