Julia Extra Band 0305
Abendessen.“
Als Faye zwanzig Minuten später aus der Dusche kam, nahm sie verblüfft die unterschiedlichsten köstlichen Gerüche wahr, die aus der Küche drangen und die ihr so bekannt waren von früher. Wie zu Hause – wieder dieses Wort. Dass Dante exzellentes Essen schätzte, stand außer Frage, aber dass er selbst kochte, überraschte sie. Und dass er sich in die Küche stellte, nachdem sie sich geliebt hatten, tat noch ein Übriges. Wie anders verlief doch dieses Zusammensein als die letzten beiden Male. Faye versuchte, die Begeisterung zu unterdrücken, die sie erfasste. Denn das Dinner mit ihm wäre nichts anderes als das Frühstück danach, und dann würde er sie wieder einmal abfertigen.
„Im Schrank sind ein paar saubere Kleider, cara “, drang seine Stimme aus der Küche, während sie mit einem Handtuch ihre Haare trocken rubbelte und darüber nachdachte, wie unergründlich sein Verhalten für sie war.
Faye ging zu dem großen Spiegelschrank, öffnete die Türen und erwartete, nichts anderes vorzufinden als das graue Kostüm und ein paar andere Sachen, die sie mitgebracht hatte. Doch an der Stange hingen lauter wunderschöne Kleidungsstücke. Einen Moment lang glaubte sie, Elena habe ihr die Sachen geliehen und dort hingehängt, doch als sie einen weißen Leinenrock und ein himbeerfarbenes Top herausnahm, sah sie die Preisschilder. Die Sachen waren alle neu und überdies noch sehr teuer.
Faye stieß die Luft aus. Darum ging es also. Dante wollte sie nicht nur nehmen, wann immer es ihm gefiel, er wollte auch bestimmen, was sie trug.
„Zieh sie an“, rief er, als hätte er ihr Zögern durch die Wand hindurch gespürt.
Zitternd hielt sie die Sachen in der Hand und verglich sie mit ihren langweiligen Kleidern, die in der Ecke hingen. Es war so einfach, zu vergessen, dass dieses ganze Theater all dem widersprach, woran sie glaubte, aber warum fühlte es sich dann so verdammt gut an?
„Ist das wirklich notwendig?“ Faye war in die Küche gegangen und versuchte nicht daran zu denken, wie weich der schöne neue Rock um ihre Hüften schwang. Dante drehte sich um, eine Pfanne in der Hand. Verblüfft sah sie ihn einen Moment an, da eine Strähne seines dunklen Haars wirr in seine Stirn hing.
„ Bella “, sagte er gedehnt, und es klang fast wie eine Liebkosung.
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefiel ihm. Zunächst war er enttäuscht gewesen, dass sie nicht einmal gegen den Aufenthalt hier protestiert hatte, während er in Rom blieb und mit seinem übergroßen Verlangen gekämpft hatte. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck und der leichte Schmollmund waren jetzt jedoch wie ein Sieg für ihn. „Es wäre doch ungerecht, zu erwarten, dass du nur mit den Kleidern auskommst, die du für eine kurze Reise eingepackt hast“, meinte er und wandte sich wieder dem Herd zu. „Ich habe dir doch versprochen, für alles zu sorgen, was du brauchst, solange du hier bist.“
Solange ich hier bin, dachte Faye. Wie einfach war es doch zu vergessen, dass sie über kurz oder lang wieder in England sein würde. Abgesehen von dem Geld und dem absurd hohen Gewinn, den sie einfahren musste, wäre es dann so, als ob sie nie hier gewesen sei. Zumindest für ihn. Warum also benahm sie sich nicht endlich wie eine selbstbewusste Frau mit eigenen Interessen? Nur weil sie eine Frau war, hieß das doch noch lange nicht, dass sie eine rein körperliche Beziehung zu ihm nicht genießen könnte, bis ihre Wege sich wieder trennten. Sie beobachtete, wie er klein geschnittenes Gemüse in die Pfanne gab. Ja, das war die einzige Möglichkeit, wie sie damit fertig werden konnte. Genieß den Augenblick, dachte sie.
„Kochst du oft?“, fragte sie mit noch unsicherer Stimme, während sie Besteck aus einer Anrichte nahm und auf den Tisch legte, auf dem bereits eine wunderschöne orangefarbene Tischdecke lag, dazu zwei Kerzenleuchter zu beiden Seiten.
„Immer wenn ich hier bin.“
„Dann inspiriert dich der ländliche Lebensstil?“, wollte Faye wissen und versuchte, diesen Inbegriff eines Großstadtmenschen mit dem Mann am Herd in Verbindung zu bringen.
„Es ist der Lebensstil meiner Großeltern.“
Faye, die gerade Platzdeckchen auflegte, hielt abrupt inne und konnte ihre Neugier nicht verbergen, als sie ihn ansah. „Sie haben in der Toskana gelebt?“
„Ja, in diesem Haus. Ich bin hier aufgewachsen.“
„Das wusste ich nicht.“ Faye war überrascht. Seine Offenbarung erklärte sehr viel und warf gleichzeitig noch mehr Fragen
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