Julia Extra Band 0305
tatsächlich geglaubt, sie würde damit davonkommen.
Es war das Schlimmste, was Faye sich vorstellen konnte, und das Letzte, was sie erwartet hatte – an diesem Abend, an dem sie sich unbedingt auf das Matteson’s konzentrieren musste, das feierlich wiedereröffnet wurde. Denn das, was sie noch vor Kurzem für unmöglich gehalten hatte, war tatsächlich wahr geworden. Das Matteson’s erstrahlte in neuem Glanz. Die ersten Renovierungsarbeiten waren von Dantes Vorschuss bezahlt worden, danach hatte sich auch endlich die Bank bereit erklärt, ihr Geld zu leihen – der Durchbruch für das Matteson’s.
Widerstrebend sah Faye nun zu Dante, nicht gefasst darauf, dass sie plötzlich Sehnsucht nach ihm verspürte. Doch es war kein Verlangen wie damals, sondern ein ganz neues Gefühl. Die Sehnsucht, zu dem Vater ihres Kindes zu gehen und seine beschützenden Arme um sich zu fühlen. Eine sehr gefährliche Sehnsucht.
Ihr Selbsterhaltungstrieb sagte ihr, sie solle sich umdrehen und davonlaufen. Doch das konnte sie nicht. Seine Anwesenheit hatte das schlechte Gewissen hervorgerufen, das sich nun immer stärker meldete. Und während sie langsam zu ihm ging, wurde ihr wieder bewusst, dass sie es ihm hätte sagen müssen.
Ihr drehte sich der Magen um, als sie vor seinem Tisch stand. „Dante!?“ Ihre Stimme klang gepresst, und sie sah ihn an, als könnte sie immer noch nicht glauben, dass er tatsächlich da war. „Was machst du hier?“
„Das, was vermutlich alle anderen hier auch machen. Ich esse zu Abend.“
Sie sah gut aus, viel zu gut, obwohl ihr sittsames schwarzes Kleid und die hochgesteckten Haare sie unnahbar erscheinen ließen.
„Ich habe gehört, dass es hier ein paar Veränderungen gegeben hat – neue Speisekarte, modernes Design“, fügte er mit spöttischem Unterton hinzu.
Faye ärgerte sich über sein ironisches Lächeln. Jetzt war sie froh, dass ihr Zustand ihr noch nicht anzusehen war.
„Bist du zufällig in England?“ Er war sicher gekommen, um zu sehen, ob sie gescheitert war. Für diesen Fall hätte er das Restaurant vermutlich direkt übernehmen wollen.
„Ich bin niemals zufällig irgendwo, Faye. Das solltest du inzwischen wissen. Ich habe geschäftlich in London zu tun.“
Als Faye ihn verwirrt ansah, hakte er ungeduldig nach: „Du hast einen Vertrag unterschrieben, in dem festgelegt wurde, dass ich nach einem Monat einen Anteil deines Gewinns bekomme, falls du Erfolg hast. Und wenn nicht, bekomme ich einen Anteil deines Geschäfts.“
Entgeistert starrte Faye ihn an. „Der Vertrag ist null und nichtig. Ich habe inzwischen jeden Penny, den du mir geliehen hast, auf dein Konto überwiesen.“
„Und was ist mit einer Rückzahlung für deine Erfahrungen, die du unter meiner Anleitung sammeln konntest? Das war doch ein Gewinn für dich, oder nicht? Und tu jetzt nicht so, als ob neue Erfahrungen dir nichts bedeuten.“
Sein sinnlicher Unterton ließ Faye erschauern. Sie straffte die Schultern, um sich nichts anmerken zu lassen. „Hättest du dir damals die Zeit genommen, meinen Vorschlag genau durchzusehen, wüsstest du, dass all die Veränderungen, die ich hier vorgenommen habe, schon von mir entworfen wurden, ehe ich nach Rom kam.“ Und das stimmte. Sicher, sie mochte ihre Leidenschaft für dieses Geschäft in Rom wiederentdeckt haben, aber die Ideen waren von ihr allein.
„Und was hat die Banken schließlich davon überzeugt, dir doch Geld zu leihen, cara ?Vielleicht weil sie auf deinem Konto gesehen haben, dass ich gewillt war zu investieren? Hast du ihnen verraten, dass du eine Zeit lang an meiner Seite gelernt hast?“
Röte schoss ihr in die Wangen, und sie war wütend auf sich selbst, da sie überlegte, ob er wohl recht haben könnte. Hatten die Banken nicht tatsächlich zugestimmt, weil sie wieder angefangen hatte, Schulden zurückzuzahlen, und sie dadurch neues Potenzial annahmen?
Sie sah, wie lässig er dasaß, als gehöre ihm die ganze Welt – während sie wie ein Günstling vor ihm stand, den man wieder einmal zu seinem Vergnügen herbestellt hatte. Sollte er nicht endlich einmal lernen, dass die Welt nicht dauernd nach seiner Pfeife tanzte?
„Dass eine Frau in dieser Welt ihren eigenen Weg geht, passt dir wohl überhaupt nicht, was?“
„Immer noch so voller Leidenschaft, Faye. Wenn du nicht in der Lage bist, mir den Anteil am Gewinn auszuzahlen, gibt es noch eine andere Lösung, die uns beide zufriedenstellen könnte.“ Seine Augen wanderten über ihren
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