Julia Extra Band 0305
wieder aufschlug, begegnete sie Demos’ durchdringendem Blick. Es lag so viel Wissen darin – und doch nicht annähernd genug. Hatte sie wirklich geglaubt, er würde sie verstehen? War sie deshalb mit ihm gegangen, allein und ungeschützt? In einem Nachtclub zu flirten war ungefährlich. Dies hier nicht.
Sie musste sich in Sicherheit bringen, und zwar sofort.
Entschlossen warf sie ihr Haar zurück. „Wo kann ich mich hier frisch machen?“
„Die Toiletten sind dort hinten, aber ich bezweifle, dass sie Ihren Ansprüchen genügen“, meinte er spöttisch.
„Kein Problem.“ Sie schnappte ihr Abendtäschchen und stand auf. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie glaubte, Demos müsse es hören können. „Bis gleich!“
Die Angestellten in ihren fleckigen Schürzen sahen kurz auf, als sie an der offenen Küchentür vorbeiging, wandten sich jedoch gleich wieder ihrer Arbeit zu. Erleichtert eilte sie auf die Hintertür zu, die sie am Ende des Ganges erspähte.
Für den Bruchteil einer Sekunde erwog sie, zu Demos zurückzukehren. Mit ihm zu trinken, zu plaudern, ihn besser kennenzulernen. Doch wohin sollte das führen?
Hoffnung, dachte sie. Dass ich nicht lache!
Schnell drückte sie die Klinke herab und schob die Tür auf. Essensdämpfe aus den Dunstabzugsrohren der Küche schlugen ihr entgegen. Neben der Tür standen ein überquellender Aschenbecher und ein paar ramponierte Stühle. Rings um den Hof verlief eine hohe, rußgeschwärzte Mauer.
Es gab keinen Ausgang. Sie saß in der Falle.
„Verdammt …“
„Wohin des Weges, Elpis?“
Erschrocken fuhr sie herum und sah Demos lässig im Eingang lehnen, ein dünnes Lächeln auf den Lippen. Die Situation war eindeutig. Sie hatte versucht, davonzulaufen, und es gab nichts, was sie zu ihrer Entschuldigung vorbringen konnte.
Er löste sich vom Türrahmen und trat auf sie zu.
„Da ich nicht annehme, dass Sie die Zeche prellen wollten …“, sein Atem streifte ihre Schläfe, „wollten Sie mich wohl versetzen.“ Ein Schauer durchlief sie, als er ihr eine Locke hinters Ohr strich. „Ich frage mich nur, weshalb.“
Er stand so dicht vor ihr, dass sie seine Wärme spürte. Sie war wie gelähmt.
„Kalte Füße bekommen?“, flüsterte Demos, den Mund an ihrem Haar. „Oder ist das ein Spiel?“
Althea war nicht klein, aber einen guten Kopf kleiner als er. Den Blick auf seinen kräftigen, sonnengebräunten Hals gerichtet, schluckte sie trocken und schwieg.
Demos strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange. „Sie gefallen mir, Elpis. Sie sind anders als diese verwöhnten jungen Ladies. Mir scheint, Sie sind genauso angeödet von der Nachtclubszene wie ich.“ Sie drehte sich weg, doch er legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Aber ich mag keine Spielchen.“
Zornig stieß sie seine Hand weg. „Das Ganze ist doch ein Spiel!“
„So?“ Er sah ihr tief in die Augen. „Und wer gewinnt?“
Ihr Herz raste, ihr war schwindelig, doch sie lächelte. Warf ihr Haar zurück und lächelte Demos so verführerisch an, dass seine Augen dunkel wurden vor Verlangen.
„Das Spiel ist vorbei, Demos“, flüsterte sie. „Jedenfalls für heute. Wenn ich Ihnen so gut gefalle, dann finden Sie heraus, wer ich bin. Ich bin nicht Elpis.“ Spontan stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Abschiedskuss auf die Wange zu hauchen.
Sie hatte nicht vor, ihn wiederzusehen.
Demos aber fasste sie an den Schultern, hielt sie fest und neigte den Kopf. Sein Mund war nur Millimeter von ihrem entfernt. „Willst du den Abend wirklich so enden lassen?“, fragte er sanft, und Althea erstarrte. „Ich würde zu gern wissen, wie deine Küsse schmecken. Ich denke, das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Sie wagte nicht zu protestieren. Seine Lippen waren den ihren viel zu nah.
„Nun …“, schon glaubte sie, seinen warmen Mund auf dem ihrem zu spüren, „… ich lasse dich noch eine Weile im Unklaren. Du willst mich, Elpis. Du willst mich so sehr wie ich dich. Ich weiß es.“
Sie wollte ihm sagen, er solle zur Hölle gehen, wollte entrüstet alles abstreiten, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht.
Noch nie hatte sie einen Mann gewollt. Schon gar nicht diesen arroganten Kerl.
Sein Mund verweilte noch einen Moment über dem ihren. So lange, dass sie instinktiv die Lippen öffnete. Da lächelte er und ließ sie los.
„Ich rufe dir ein Taxi.“
Sie blinzelte ihn benommen an, nickte zerstreut. Sie wollte nur noch nach Hause. Obgleich diese Runde an ihn
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