Julia Extra Band 0305
milder Belustigung in den blassblauen Augen.
„Spiros Paranoussis? Nun, er ist Bankier in zweiter Generation und Direktor der Attika-Bank. Ein solider Geschäftsmann, der seinen Besitz sorgsam hütet.“
Demos nickte, den Blick auf das türkisblaue Meer gerichtet, das sich in endloser Weite bis zum wolkenlosen Horizont erstreckte. Edward musterte ihn neugierig.
Der ältere Mann war sein Mentor seit jenem Tag, da Demos auf der Suche nach Arbeit bei ihm aufgetaucht war. Edward Jameson hatte ihn eingestellt, seine Ausbildung gefördert und ihm geholfen, ein Stipendium zu bekommen, damit er Schiffsbau studieren konnte. Er hätte noch viel mehr für ihn getan, wenn Demos nicht darauf bestanden hätte, sein eigenes Geld zu verdienen und seine Familie aus eigener Kraft zu unterstützen. Und das hatte er getan. Solange es ihm erlaubt gewesen war.
„Soweit ich weiß“, meinte Edward, „interessiert Paranoussis sich nicht sonderlich für Jachten.“
„Nein?“ Demos lächelte, und Edward war zu klug und zu höflich, um ihn zu drängen. „Was ist mit seiner Familie?“, fragte Demos nach kurzer Pause.
Edwards Mundwinkel zuckten. „Seine Frau starb vor zehn Jahren. Er hat eine Tochter. Ich habe sie als Kind ein oder zwei Mal gesehen. Hübsches Mädchen, still und gut erzogen. Inzwischen ist sie, wie ich hörte, recht schwierig geworden.“
„Inwiefern?“
„Wild, leichtsinnig, taucht ständig in den Klatschspalten auf.“
Demos nickte. Er wunderte sich, dass Althea ihm nicht schon früher aufgefallen war, doch obwohl ihm das Athener Nachtleben nicht fremd war, bevorzugte er wohl ruhigere Lokalitäten als sie. Für ihre Clique war er ohnehin zu alt, wie er sich mit grimmigem Lächeln eingestand, und Klatschblätter interessierten ihn nicht.
„Wie alt ist sie jetzt?“
„Dreiundzwanzig, schätze ich.“ Edwards Neugier war geweckt. „Warum interessierst du dich für sie?“
„Ich habe sie gestern Abend getroffen.“
„Nur getroffen?“
Demos lachte. „Ja, nichts weiter.“ Er wusste natürlich, dass das nicht stimmte. Althea hatte ihn verzaubert. Sie reizte und faszinierte ihn wie keine Frau vor ihr.
Edward widmete sich wieder seinem Frühstück. „Normalerweise würde ich dich warnen, etwas mit der Tochter eines Geschäftsfreundes anzufangen, zumal ich deinen Ruf kenne, was Frauen angeht. Aber ich bezweifle, dass Althea Paranoussis ein Herz hat, das du brechen könntest. Oder einen Ruf, der gewahrt werden müsste.“
Es war eine höflichere Variante dessen, was Angelos am Vorabend über Althea gesagt hatte. Demos verspürte den Drang, sie zu verteidigen, doch das wenige, das er über sie wusste, taugte nicht als Gegenargument. Jetzt noch verzog er angewidert das Gesicht, als er daran dachte, wie vertraut dieser Angelos anscheinend mit ihr war. Althea brauchte niemanden, der sie in Schutz nahm. Sie verdiente es vielleicht nicht einmal.
Und doch …
„Es heißt, Paranoussis will sie verheiraten“, fügte Edward hinzu.
„Wie bitte?“ Demos verschüttete beinahe seinen Kaffee. Hatte sie nicht gesagt, sie wolle nicht heiraten? Sie war frei und ungebunden, genau das, was er suchte.
„Ja. Zur Rettung der Familienehre.“
„Treibt sie es denn so wild?“, fragte Demos erstaunt.
„In deinen Augen vielleicht nicht, aber die Attika-Bank ist ein konservatives Geldinstitut. Spiros möchte seine Tochter in festen Händen wissen.“
„Er will sie also loswerden“, meinte Demos trocken.
„Aus der Gefahrenzone bringen, würde ich sagen.“ Edward sah ihn nachdenklich an. „Sie könnte zu dir passen, Demos. Amüsiert sich gern, genau wie du, hat beste Verbindungen …“
„Die brauche ich nicht.“
Edwards Schulterzucken war ein diskreter Hinweis auf Demos’ familiären Hintergrund. Als Sohn eines Gemüsehändlers und einer Frau, die nun mit einem Metzger verheiratet war, würde er seine Vergangenheit nie wirklich abschütteln können.
„Denk darüber nach“, meinte Edward, während er Butter auf seinen Toast strich. „Paranoussis wäre sicher zu einem Arrangement bereit. Ein erfolgreicher Geschäftsmann wie du käme ihm gerade recht.“
Demos lächelte ungläubig. „Du meinst, ich soll sie heiraten?“
„Das Partyleben verliert auf die Dauer seinen Reiz, mein Freund“, sagte Edward weise, und Demos musste ihm recht geben. Er spürte es jetzt schon.
Aber heiraten? Das war nichts, was ihm sonderlich erstrebenswert vorkam. Oder? Schon begann die Idee in seinem Kopf Gestalt anzunehmen.
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