Julia Extra Band 0305
lärmender Musik. Kea wirkte einsam, rau und wunderschön.
Demos und sie wanderten die Promenade entlang, während Feodore das Gepäck in ein Taxi lud. Eine schmale, gewundene Straße führte steil bergauf, direkt in den mit üppig blühenden Bougainvilleen geschmückten Hof von Demos’ Villa.
Die Sonne brannte heiß auf den kahlen, steinigen Berghang.
Althea wandte sich dem Meer zu und bewunderte die Aussicht. Dicht gedrängt schmiegten sich die weiß getünchten Häuser von Korissia in der Bucht, der Sandstrand schien nahtlos in das glitzernd blaue Meer überzugehen. Es war ein wunderbar friedlicher Anblick, schlicht und voller Anmut. Sie spürte, wie sich etwas in ihr löste.
„Traumhaft“, sagte sie.
Demos schloss lächelnd die Tür auf. „Ja, deshalb habe ich das Haus gekauft.“
Die Villa mit ihren bequemen Ledermöbeln und farbenfrohen Webteppichen auf Terrakottaböden bot allen Komfort, machte allerdings einen unbewohnten Eindruck.
„Ist niemand hier?“, fragte Althea.
„Doch, wir. Und einmal die Woche kommt eine Frau aus dem Ort herauf.“
„Und Feodore?“
„Lädt das Gepäck aus und kehrt dann mit der Jacht nach Athen zurück. In einer Woche holt er uns wieder ab.“
Sie war also quasi seine Gefangene, wie Althea leicht irritiert feststellte. Was erhoffte er sich davon?
„Du wirst müde sein“, meinte er. „Ich zeige dir dein Zimmer.“
„ Mein Zimmer?“, wiederholte sie erstaunt, während sie ihm nach oben folgte.
„Glaubst du, ich zwinge mich dir auf? Du brauchst offenbar Zeit, um dich an mich zu gewöhnen, bevor du das Bett mit mir teilst.“ Demos öffnete die Tür zu einem in sanften Blau- und Grüntönen dekorierten Raum. „Aber wenn du so weit bist“, fügte er unmissverständlich hinzu, „stehe ich bereit.“
„Demos …“ Zögernd verharrte Althea auf der Türschwelle. „Vielleicht war das alles ein Fehler.“
„Was genau meinst du?“, erkundigte er sich im Ton eisiger Höflichkeit.
„Unsere Hochzeit.“ Es fiel ihr schwer, es auszusprechen. „Ich … ich bin nicht die Frau, für die du mich hältst.“
„Das ist dann mein Fehler, und damit muss ich leben.“
„Aber …“
„Lass uns nicht mehr davon reden.“ Er ergriff ihren Arm und drehte ihn so, dass die Narben zu sehen waren. „Du bist meine Frau, Althea. Mit allem, was dich ausmacht. Ich werde nicht vor der Verantwortung davonlaufen, nur weil du mehr mit dir herumschleppst, als ich gehofft hatte.“
Nun fühlte sie sich erst recht elend. Wie eine lästige Bürde.
„Und wenn ich nicht will, dass du dich für mich verantwortlich fühlst?“
„Wir sind Mann und Frau, Althea“, erwiderte er, ein schmerzliches Lächeln auf den Lippen, das ihr das Herz zerriss. „Das bedeutet mir etwas, und dir sollte es auch etwas bedeuten. Und nun ruh dich aus.“
Ehe sie etwas erwidern konnte, war er verschwunden.
Althea wanderte ziellos im Zimmer umher. Draußen vor dem Fenster schimmerte silberblau das Meer, Sonnenstrahlen brachen sich funkelnd in den Wellen. Sie war ruhelos und angespannt, aber so müde, dass sie schließlich die Schuhe von den Füßen kickte und unter die Bettdecke schlüpfte.
Als sie Stunden später erwachte, glänzte das Meer golden im Licht der Abendsonne. Ihr Koffer stand neben dem Bett. Demos musste ihn dort hingestellt haben, während sie schlief. Feodore war längst zum Festland zurückgekehrt.
Sie waren allein. Allein mit ihren Erinnerungen, Ängsten und Enttäuschungen.
Es klopfte an der Tür. „Althea? Fertig zum Ausgehen?“
„Ja, gleich!“ Ihre Stimme klang wie ein Krächzen.
Die Sonne versank am Horizont, als sie Hand in Hand die steile, gewundene Straße hinabgingen. Als sie die Promenade erreichten, waren die letzten Strahlen erloschen, der Himmel färbte sich violett. Boote wiegten sich sacht auf dem dunklen Wasser, an den Markisen der Restaurants funkelten Lichterketten.
Demos steuerte eine Taverne an, und wie nicht anders zu erwarten, wurde er auch hier herzlich empfangen. Er stellte Althea vor, und sie wurde vom einen zum anderen geschoben, umarmt, auf die Wange geküsst, zu ihrer Schönheit und ihrem Charme beglückwünscht.
Althea glaubte ersticken zu müssen, nahm die Gesichter kaum wahr. Fühlte nur Hände, Lippen, den warmen Atem fremder Menschen auf ihrer Haut.
Mühsam rang sie nach Luft. Funken tanzten vor ihren Augen. Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich, die Leute meinen es doch nur gut. Seit Jahren hatte sie die Furcht nicht mehr so
Weitere Kostenlose Bücher