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Julia Extra Band 0309

Julia Extra Band 0309

Titel: Julia Extra Band 0309 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams , Natalie Rivers , Ally Blake , Jennie Lucas
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man bedachte, dass sie keine Ahnung hatte, mit wem sie es zu tun hatte.
    „Sie haben mich nicht erschreckt“, widersprach er.
    „Warum nehmen sie dann nicht die Fäuste herunter, ehe sie sich noch selbst k. o. schlagen?“
    Cameron ließ die Hände sinken und straffte sein Jackett.
    „Ich habe nichts gegen eifrige Besucher“, sagte die spöttische Stimme. „Aber die Vorstellung fängt erst in einer halben Stunde an. Sie sollten lieber draußen warten.“
    Die Vorstellung? Camerons Augen hatten sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt. Er erkannte Umrisse, Stuhlreihen, die wie in einem Hörsaal angeordnet waren. Sie waren leicht zurückgeneigt, damit das Publikum nach oben blicken konnte, ohne einen steifen Nacken zu bekommen, denn die Vorstellung fand nicht auf einer Bühne statt, sondern unter dem großen Kuppeldach.
    Es hatte ihn ins Planetarium verschlagen. Seit seiner Kindheit war er nicht mehr hier gewesen. Es kam ihm vor, als wären die Plastikschalenstühle und der abgeschabte Teppich unter seinen Füßen noch dieselben.
    Er reckte den Hals und versuchte Form und Zustand des Daches zu erkennen. Als Statiker fragte er sich, wie die hohe Decke gestützt wurde, während das Kind in ihm über die tiefe, dunkle, unendliche Schwärze staunte. Nachdem der Spaziergang zwischen Rhododendren nicht geholfen hatte, löste sich seine innere Anspannung nun endlich.
    Er blickte noch immer in die Höhe, als er sagte: „Wenn es Ihnen recht ist, würde ich gern hier warten.“
    „Das geht eigentlich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Regeln. Vorschriften. Sicherheit am Arbeitsplatz. Brandschutz. Heute ist Dienstag. Sie tragen die falschen Schuhe. Suchen Sie sich etwas aus.“
    Er senkte langsam den Kopf und blickte auf seine Schuhe, die er selbst kaum erkennen konnte, obwohl er ihnen um einiges näher war als sie. Erneut spähte er in das Nichts, konnte aber immer noch niemanden erkennen.
    War sie vom Wachpersonal und würde ihn hochkant rausschmeißen? Ein Eindringling wie er, der allein sein wollte – getrieben von dem Verlangen, sich von dem Thema abzulenken, um das seine Gedanken kreisten, seit er heute morgen im Fernsehen die Wirtschaftsnachrichten gesehen hatte?
    „Wenn Sie jetzt gehen, lasse ich Ihnen einen Platz reservieren“, schlug die honigsüße Stimme vor.
    Dann gehörte sie also zum Management. Irgendwie war er enttäuscht.
    „Ich reserviere Ihnen sogar persönlich einen schönen bequemen Platz“, fuhr sie fort. „Genau in der Mitte, der weder wackelt noch jedes Mal quietscht. Was sagen Sie dazu?“
    Er sagte gar nichts. Er wusste, dass sie näher gekommen war, weil er zu seiner Linken einen Lufthauch gespürt hatte, das Rascheln von Stoff auf Haut. Der süße Vanilleduft, den er außerdem plötzlich von ihr wahrnahm, erinnerte ihn daran, dass er Hunger hatte.
    Er fluchte leise, als ihm einfiel, warum er vergessen hatte zu frühstücken.
    Der Fernsehauftritt in den Wirtschaftsnachrichten von eben jenem Mann, der ihn vor Jahren zum Außenseiter in der eigenen Familie gemacht hatte, war kein Blitz aus heiterem Himmel gewesen. Quinn Kelly, sein Vater, betrieb schamlos Eigenwerbung für das Familienunternehmen: die Kelly Investment Group, von der Presse treffend doppeldeutig „KIn G“ (König) genannt.
    Sein Vater war der Inbegriff des australischen Traums. Der Einwanderer, der mit nichts als den eigenen Kleidern am Leib ins Land gekommen war, hatte ein Finanzimperium aufgebaut, um das ihn jeder beneidete, und eine große, ausgelassene, fotogene Familie gegründet, die von der Presse verehrt wurde. Groß, attraktiv, charmant und direkt wie er war, lebte dieser Mann, als sei er unsterblich, und die Welt glaubte ihm – weil er überall seine Finger drin hatte.
    Cameron war nicht klar gewesen, dass auch er diesen Mann für unsterblich hielt, bis ihm dessen Blässe unter der Schminke aufgefallen war, die eingefallenen Wangen, die glanzlosen Augen. Stundenlang hatte er sich einzureden versucht, dass er sich irrte. Warum sollte er sich um einen Mann sorgen, der so ungeniert einen Keil zwischen ihn und seine Familie getrieben hatte, um die eigene Haut zu retten, und damit seine naive Vorstellung von Vertrauen und Ehrlichkeit für immer zerstört hatte?
    Es war neun Uhr morgens und Cameron wünschte bereits, der Tag sei vorbei.
    „Die Tür ist direkt hinter Ihnen“, sagte das bis jetzt einzige Highlight seines Tages.
    Cameron richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Obwohl mir die Vorstellung

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