Julia Extra Band 0309
einen Ausdruck tiefer Besorgnis auf seinem Gesicht. Und er sah sie an, hatte nur Augen für sie …Vielleicht liegt ihm ja doch etwas an mir, wenigstens ein kleines bisschen?
„Es tut mir wirklich leid. Ich wollte die Abkürzung durch den Park nehmen.“ Ihr lag daran, ihr Handeln zu erklären. Sie wollte nicht, dass Theo dachte, sie hätte unverantwortlich gehandelt. „Ich weiß, es wäre besser gewesen, in einem Café zu warten, bis das Unwetter vorüber ist, aber ich wollte nur noch nach Hause.“
„Das ist doch nicht deine Schuld.“ Zärtlich legte Theo seine Hand an ihre Wange. Als hätte sie ein elektrischer Schlag getroffen, fing Kerrys Herz an zu rasen.
Warum ist er plötzlich so nett zu mir?, fragte sie sich. Er hatte doch unmissverständlich klargemacht, was er von ihr hielt. Aber warum sah er sie dann so an – als läge ihm etwas an ihr? Plötzlich erfüllte sie eine aberwitzige Hoffnung. Vielleicht haben wir doch noch eine Chance? Vielleicht wird er mich eines Tages doch lieben – so, wie ich ihn.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Um das vor Theo zu verbergen, schlug sie die Augen nieder. Sie durfte sich keine vergeblichen Hoffnungen machen, das würde nur zu Kummer und Leid führen.
„Entschuldige.“ Theo zog seine Hand zurück.
Plötzlich konnte er es nicht mehr ertragen, Kerry so niedergeschlagen zu sehen. Sie hatte etwas viel Besseres verdient, sie verdiente es, glücklich zu sein.
Er schämte sich unsäglich, so spät erst ihren wahren Wert erkannt zu haben. Und das auch nur durch die Worte seiner Tante. Er hatte buchstäblich nicht gesehen, was direkt vor seiner Nase war: Kerry war das Beste, was ihm im Leben passieren konnte. Sie war wundervoll.
Sie war sanft, teilnahmsvoll und bereit, für das zu kämpfen, was sie für richtig erachtete. Sie liebte ihr Kind wie eine Löwin ihr Junges und bewies anderen Menschen gegenüber uneingeschränkte Loyalität.
Es war sein Fehler, ganz allein seiner, dass sie so unglücklich war. Er hatte nur an sich gedacht. Hatte sie gezwungen, mit ihm nach Griechenland zu kommen, und auch noch von ihr erwartet, sich ihm in jeglicher Hinsicht unterzuordnen. Nie hatte er ihr auch nur die geringste Achtung entgegengebracht oder sie respektiert. Und wenn sie Interesse an seinem Leben, seinen Gefühlen und Gedanken zeigte, dann unterstellte er ihr böse Absichten.
„Es hat aufgehört zu regnen. Entschuldige bitte, dass ich dich angerufen und von deiner Arbeit abgehalten habe. Ich hätte einfach noch eine Weile warten sollen.“
Überrascht hob Theo den Kopf. Die Luft roch nach frischer, feuchter Erde. Die drückende Schwüle der letzten Tage war verschwunden.
Er klappte den Schirm zu. Die ersten zaghaften Sonnenstrahlen wärmten sein Gesicht.
„Du musst dich doch nicht entschuldigen, weil du mich angerufen hast. Ich wünschte, du würdest dich immer an mich wenden, aber ich sehe ein, dass ich es dir nicht leicht gemacht habe, mir zu vertrauen.“
„Ich vertraue dir doch. Du ahnst nicht, wie leid es mir tut, dass ich damals in der Nacht von Hallies Unfall nicht gleich mit dir geredet habe.“
Stumm blickte Theo auf sie hinab. Wäre sie damals zu mir gekommen, hätte ich sie trotzdem verurteilt, begriff er auf einmal.
„Ich möchte dir gern etwas sagen …“, begann er zögernd, „du hast recht, ich bin ein Kontrollfreak. Ich kann nur eins zu meiner Entlastung vorbringen: Es war mir selbst nicht bewusst.“
Sobald diese Worte ausgesprochen waren, spürte er, wie sich seine Gedanken klärten.
„Ich liebe dich.“ Voller Erstaunen lauschte er dem Klang seiner Worte nach. Erstaunt … und unsagbar glücklich.
Als stünde sie unter Schock, starrte Kerry ihn an.
Zärtlich nahm Theo ihr Gesicht in seine Hände. „Als ich dich zum ersten Mal sah, war ich von deiner Schönheit fasziniert. Dann aber fühlte ich mich zu dir hingezogen wegen deines Wesens, deines Charakters.“
„Aber … aber … ich habe dich – deiner Meinung nach – doch hintergangen.“
„Nein, hast du nicht. Das ist mir jetzt klar geworden. Aber ich habe dich im Stich gelassen, weil ich dich nicht so akzeptiert habe, wie du bist. Ich wollte, dass du meinem Bild von dir entsprichst, und das tut mir jetzt so leid.“
Sanft zog er Kerry an sich, und an seinen Augen erkannte sie, dass er meinte, was er sagte.
Zuerst erfüllte sie ungläubiges Erstaunen. Dann stieg eine Wärme in ihr auf und durchflutete jede Faser ihres Seins.
„Ich liebe dich, Kerry.“
Jetzt, jetzt
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