Julia Extra Band 0309
sie in stummer Wut anblickte. Und plötzlich sah er, dass Kerrys Augen sich unmerklich weiteten und ihre Lippen sich leicht öffneten. Da wusste er, dass auch sie dieses Feuer zwischen ihnen fühlte.
Es war reine körperliche Anziehungskraft. Kerry begehrte ihn genauso wie er sie.
Unvermittelt packte er sie an den Armen und zog sie an sich. Ihr lockender Mund war nur Millimeter von seinem entfernt. Wenn er den Kopf nur noch ein bisschen senkte … Er könnte sich nehmen, was ihm früher gehört hatte. Er könnte ihren Körper nehmen und ihr zeigen, dass man mit einem Theo Diakos nicht spielte.
Aber deshalb war er nicht hier. Er konnte es nicht riskieren, Kerry vollends in die Defensive zu treiben. Er brauchte ihre Hilfe. Zögernd ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
„Ich bin nicht gekommen, um irgendwelche Spielchen zu spielen. Ich werde dir sagen, weshalb ich gekommen bin.“
„Dann tu das doch endlich.“ Kerry war froh, dass sie sich anscheinend nicht verraten hatte. Trotz des strömenden Regens spürte sie die Hitze, die ihr in die Wangen gestiegen war. Aber Theo schien nichts gemerkt zu haben. Wie kann ich nur immer noch so auf ihn reagieren, dachte sie. Nach allem, was er mir angetan hat. Aber in Zukunft würde sie gewappnet sein. Diese Schwäche würde sie sich nicht mehr erlauben.
Suchend sah Theo sich um. „Wollen wir nicht lieber ins Trockene gehen?“ Er deutete auf ein Café in der Nähe.
„Nein. Jetzt bin ich schon einmal nass. Außerdem ist meine Mittagspause fast vorüber. Sag mir einfach, was du willst.“
„Ich möchte eine Insel kaufen. Und ich brauche dich , damit ich das Geschäft abschließen kann.“
Verwirrt runzelte Kerry die Stirn.
„ Mich ? Was habe ich denn damit zu tun?“
„Weil dieser Alte, der Besitzer der Insel, sich weigert, mit meiner Familie Geschäfte zu machen. Er will nur an jemanden verkaufen, der seiner Vorstellung von Moral und Anstand entspricht. Jemand, der die traditionellen Werte hochhält.“
„Und was habe ich damit zu tun? Wieso sollte ich die Meinung dieses Manns ändern können?“
„Dieser Mann heißt Drakon Notara. Er erinnert sich an dich. Offensichtlich hast du ihm gefallen. Er mag dich.“ Theos Ton ließ deutlich erkennen, dass er sich fragte, wie auch nur irgendjemand Kerry mögen konnte.
„Stimmt. Ich kann mich auch an ihn erinnern. Er hat mir von dem Biotop, einer Art Landschaftsschutzgebiet, auf seiner Insel erzählt. Er hasst alles, was modern ist, und möchte seine Insel als eines der letzten Refugien bewahren. Aber wieso willst ausgerechnet du ein Landschaftsschutzgebiet kaufen? Es wundert mich überhaupt nicht, dass Drakon nicht an dich verkaufen will. Er befürchtet wahrscheinlich, dass du eine dieser Hotelanlagen auf der Insel baust.“
„Mir kam es eher so vor, als ginge es ihm um meine Einstellung zu Ehe und Familie. Und genau aus diesem Grund wirst du mich morgen auf die Insel begleiten – als meine Verlobte. Und untersteh dich, ihm zu verraten, dass wir getrennt sind.“
Schockiert starrte Kerry ihn an.
„Verlobte?“
Einen Moment dachte sie, er wolle ihr einen Heiratsantrag machen. Aber das war ja völlig verrückt. Fast genauso verrückt, wie zu erwarten, dass sie – eine Frau, die er von heute auf morgen rausgeworfen hatte – da mitmachen würde. Und das alles wegen eines Geschäftsabschlusses.
„Ganz genau. Du hast schon richtig gehört. Die paar Tage, die wir auf der Insel sein werden, wirst du dich benehmen, als wären wir ein Herz und eine Seele.“
„Aber ich war doch auch nicht deine Verlobte, als ich Drakon kennengelernt habe.“
„Das ist inzwischen ja eine Weile her. Es wäre doch nur natürlich, dass sich unsere Beziehung … entwickelt hat.“
„Unsere Beziehung? Entwickelt!“ Kerry war fassungslos. „Was für eine interessante Formulierung angesichts der Tatsache, dass du mich hinausgeworfen hast, ohne mir Gelegenheit zu geben, dir meine Sicht der Dinge zu erklären.“
„Was du getan hast, war unverzeihlich. Warum sollte ich mir also deine Ausreden anhören?“
„Ich werde dir nicht helfen, diesen alten Mann über den Tisch zu ziehen. Das kannst du vergessen.“
„Oh doch. Das wirst du“, erwiderte Theo kühl. „Ich werde dich morgen bei dir zu Hause abholen.“
„Du weißt doch gar nicht, wo ich wohne.“
„Natürlich weiß ich das. Und ich erwarte, dass du um halb sieben abreisebereit vor der Tür stehst.“
Panik erfasste Kerry. Wenn er schon weiß, wo ich
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