Julia Extra Band 0309
Aufrichtige Erleichterung schwang in Kerrys Stimme mit.
„Wisst ihr was?“, entschärfte Hallie die Situation. „Ich finde, wir sollten uns jetzt zusammensetzen und zu Abend essen. Und dann will ich alles über eure Hochzeitsvorbereitungen hören“, fügte sie – an Kerry gewandt – hinzu.
Gemeinsam gingen sie ins Speisezimmer. Theos Blicke ruhten auf Kerry. Er ahnte, wie erleichtert sie sein musste, dass dieses Gespräch hinter ihr lag. Und wenn er ehrlich war, teilte er ihre Erleichterung über dessen positiven Verlauf.
Denn auch ihm war etwas unbehaglich gewesen beim Gedanken daran, wie Corban wohl reagieren mochte.
Vielleicht weil sie sich bis zu diesem Nachmittag nie wirklich entschuldigt hatte. Und ihre Reue war offensichtlich echt. Theo war beeindruckt, mit welcher Offenheit sie sich Corban und Hallie gestellt hatte.
Plötzlich stieg ein seltsames Gefühl in ihm auf. Zuerst konnte er es nicht genau benennen. Dann hielt er verblüfft inne – es war Stolz! Er war stolz auf Kerry. Sich bei Corban und Hallie zu entschuldigen, hatte sicher viel Mut erfordert. Aber sie hatte es mit Bravour gemeistert.
11. KAPITEL
In den folgenden Wochen festigte sich die Freundschaft zwischen Kerry und Hallie. Sie waren immer gut miteinander ausgekommen, aber jetzt entspann sich ein Band der Zuneigung und Solidarität. Kerry war froh, jemanden zu haben, mit dem sie ihre Zeit verbringen konnte, während Theo arbeitete. Und für die Kinder war es auch gut. Lucas, der seit kurzem krabbelte, folgte seinem älteren Cousin wie ein Hündchen.
Die Hochzeit wurde ohne großes Aufheben gefeiert. Es war eine schlichte Zeremonie im engsten Familienkreis. Anschließend flog Theo mit Kerry und Lucas für ein paar Tage auf die Insel der Familie. Dass er sich nicht mehr Zeit genommen hatte, enttäuschte Kerry. Nicht, dass sie eine riesige Hochzeitsreise erwartete, aber es wäre schön gewesen, etwas mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Nun war endlich das Eis zwischen ihnen gebrochen, aber sie mussten sich erst wieder neu kennenlernen.
Als sie nach Athen zurückkehrten, waren Corban und Hallie wieder auf Reisen, und Kerry und Lucas blieben sich selbst überlassen.
Ungefähr eine Woche später erhielt Kerry eine Nachricht von Drakon. Er bat sie, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Überrascht blickte sie auf den Brief. Von Theo wusste sie, dass es dem alten Mann zu schlecht ging, um Besuch zu empfangen. Sogar Theo selbst hatte unverrichteter Dinge wieder zurückkehren müssen, als er damals ins Krankenhaus gefahren war. Man ließ ihn gar nicht bis zu Drakon vor, da sich dessen Zustand drastisch verschlechtert hatte. Daher war die Entscheidung über den Verkauf der Insel immer noch nicht gefallen.
Nachdenklich betrachtete Kerry die handschriftliche Notiz. Sie hatte das ungute Gefühl, Theo wäre alles andere als begeistert, wenn sie Drakon auf eigene Faust besuchte. Nur war er gerade auf Geschäftsreise in Paris, und Kerry wollte den alten Mann nicht so lange warten lassen. Wer weiß, wie lange er noch Besuch empfangen kann, dachte sie.
Sie ließ Lucas in der Obhut der Haushälterin zurück und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.
„Vielen Dank für Ihren Besuch“, sagte Drakon, während er mühsam versuchte, sich aufzurichten. „Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden.“
„Aber selbstverständlich! Warum denn nicht?“ Kerry trat näher ans Bett und gab dem Alten einen Kuss auf die Wange. Insgeheim entsetzte sie sein Aussehen. Er wirkte dermaßen gebrechlich, dass sie ihn kaum wiedererkannte.
„Ich möchte Sie etwas fragen“, fuhr er unvermittelt fort. „Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht bei höflichem Geplänkel aufhalte … aber so viel Zeit habe ich nicht mehr.“
Unsicher sah Kerry ihn an, als sie sich neben ihn setzte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er werde mit seinen Fragen in ein Wespennest stechen …
Zufrieden stapelte Theo die Dokumente, die er gerade unterzeichnet hatte, und verstaute sie in seiner Aktentasche. Drakons Insel gehörte jetzt ihm.
„Hüten Sie sie wie Ihren Augapfel“, befahl ihm der Alte. „Das gilt übrigens auch für Ihre hübsche kleine Frau. Ich glaube, Sie wissen gar nicht, welchen Schatz Sie da an Ihrer Seite haben.“
Heroisch verbiss Theo sich eine Antwort. Die Insel gehörte jetzt ihm – er war niemandem Rechenschaft schuldig, was er damit machte. Und was seine Frau betraf, so wusste er sie schon selbst zu schätzen.
„Glauben Sie mir, ich kenne meine
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