Julia Extra Band 0313
sie an seinen Lippen, als sie den Kuss unterbrechen mussten, um Luft zu holen.
Er setzte eine Spur heißer Küsse an ihrem Hals entlang, hin zu dem Punkt, an dem ihr Puls schlug. Und für einen Moment schlugen ihre Herzen im Gleichtakt.
„Zweifelst du etwa an mir?“ Er reizte genüsslich die aufgerichtete Spitze ihrer Brust.
„Keine Sekunde lang.“ Einladend bog sie sich ihm entgegen.
Der glühende Blick seiner dunklen Augen drang ihr bis in die Seele. „Du gehörst mir, querida .“
Doch für wie lange? Zärtlich zeichnete sie mit einem Finger die Konturen seines sinnlichen Mundes nach. Dieser Mund, der mit einem einzigen Lächeln ihr Herz vor Liebe überfließen lassen konnte. Sie verachtete sich für diese Schwäche und hatte Angst vor der Macht, die Miguel über sie hatte.
Allegra war hergekommen, um ein Kapitel ihres Lebens abzuschließen, doch dazu wäre sie niemals in der Lage, solange sie nicht ihr gesamtes Erinnerungsvermögen wiederfand.
Doch das Vergnügen in Miguels Armen war zu verlockend, als dass es ihr gelingen könnte, ihm zu widerstehen.
Miguel lag auf dem Bett ausgestreckt, die Augen mit einem Arm bedeckt. Allegra hatte sich an ihn gekuschelt und war schon vor Stunden eingeschlafen. Doch er fand keinen Schlaf.
Bevor sie zurückgekommen war, hatte er sich ernsthaft vorgenommen, dass er ihr das Herz stehlen und sie dann fallen lassen würde, so wie sie es mit ihm gemacht hatte. Er hatte sie verletzen wollen, so wie sie ihn verletzt hatte.
Doch da hatte er auch noch nicht gewusst, dass ihre beiden Familien alles darangesetzt hatten, sie voneinander zu trennen. Wie unglückselig, dass er ausgerechnet zu der Zeit ihres Unfalls außer Landes gewesen war. Während er mit den Ärzten ohne Grenzen auf Mission gegangen war, um den Ureinwohnern im Hinterland von Guatemala zu helfen, war hier zu Hause seine Familie auseinandergerissen worden. Kein Wunder, dass Loring es übernommen hatte, seiner Nichte zu helfen, wenn deren eigener Mann nicht aufzutreiben war. Wahrscheinlich hatte seine Mutter es sogar angeregt, schließlich war Allegra für sie immer eine unpassende Frau für ihren Sohn gewesen.
Miguel massierte sich die Nasenwurzel, angewidert von sich selbst, weil er auf die Lügen und Halbwahrheiten hereingefallen war. Am schlimmsten verachtete er sich dafür, dass er Allegra im Stich gelassen hatte.
Leise stöhnte sie neben ihm auf. Durchlebte sie im Traum vielleicht wieder die Szenen des Unfalls?
Vorsichtig strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren nass von den stummen Tränen, die sie tagsüber nicht weinte.
Der Druck auf seiner Brust machte ihm das Atmen schwer. Er war nicht vorbereitet gewesen, als er mit ihr hierher kam. Weil er Allegra in seiner Rage blind hatte beweisen wollen, dass ihm damals nur an ihrer gemeinsamen Zukunft gelegen hatte.
Ein großes Hindernis musste er allerdings noch aus dem Weg räumen. Er musste herausfinden, warum seine Mutter ihn angelogen hatte. Sie sollte ihm in die Augen schauen, wenn sie ihm sagte, warum sie es darauf angelegt hatte, seine Ehe zu zerstören.
Er stand leise auf und ging in das Wohnzimmer. Jetzt, da sein Plan feststand, nagte die Ungeduld an ihm. Einen Moment lang stand er da und schaute auf die erste Morgenröte, die sich am Horizont zeigte.
Es würde ein heißer Tag werden. Keine Wolken, die die Wahrheit verschleiern könnten.
„Du bist früh auf.“
Er drehte sich um und sah Allegra in der Tür stehen. Sie hatte ein Laken um sich gewickelt, um ihre Blöße zu bedecken. Doch ihr Blick war unmissverständlich, und unbewusst befeuchtete sie sich mit der Zunge die Lippen. Sie war die reine Versuchung, genau wie er sie in Erinnerung hatte.
Sein Blut begann erst schneller zu fließen und dann zu brodeln. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Erregung zu verstecken. „Wir müssen bald nach Hazienda Primero zurück.“
„Ich … ich würde vorher gern duschen.“
„Dann sollten wir das zusammen tun. Um Zeit zu sparen.“
Sie hob amüsiert eine Augenbraue. „Das hat es noch nie getan.“
Er ging zu ihr und löste ihre Hand, die das Laken zusammenhielt. „Beschwerst du dich etwa?“
„Nein.“
Das Laken rutschte an ihrem Körper herab und enthüllte ihre wunderbare Figur, wie der Kurator eines Museums eine kostbare Porzellanstatue enthüllen würde. Nur dass sie eine lebendige, glutvolle Frau war.
Seine Frau.
Der Ausdruck in ihren Augen, bevor sie den Blick senkte, ließ seine Kehle trocken werden.
Weitere Kostenlose Bücher