Julia Extra Band 0313
Es war sehnsuchtsvolle Liebe.
Früher, als ihre Beziehung noch jung und voller Versprechen gewesen war, hatte es ihn jedes Mal amüsiert, wenn sie ihm ihre Liebe erklärte. Niemals hätte er erwartet, dass sein eigenes Herz einmal vor Liebe schwellen würde. Oder dass es über ihre Untreue brechen würde. Aus gerade diesem Grund hatte er sich immer der Liebe verwehrt.
Früher hatte er es einfach ignoriert, doch das war jetzt nicht mehr möglich.
Dieses Mal musste er sich dem stellen.
12. KAPITEL
Am frühen Abend kamen Allegra und Miguel auf Hazienda Primero an. Während der Fahrt hatte er mehrere Anrufe in schnellem Spanisch gemacht, sodass Allegra nichts verstand, doch immer wieder fiel der Namen Riveras.
Was immer Miguel mit diesem Mann plante, Riveras hatte es verdient. Betroffen fragte Allegra sich, ob sie inzwischen ebenso unnachgiebig geworden war wie ihr Mann, oder ob das ein Schritt hin zu dem Abschluss war, den sie finden wollte.
„Sagen Sie Señora Barrosa, dass ich mit ihr sprechen möchte“, wies er die Haushälterin an, sobald sie ins Haus traten.
„Sie ist nicht da, Señor.“ Seine Mutter war mit seiner Schwester nach Merida zu einem Einkaufsbummel gefahren und wurde nicht vor morgen zurückerwartet.
Die Frage der Haushälterin, ob sie etwas zu essen wünschten, verneinte Allegra, und Miguel bestellte sich nur ein Sandwich.
„Ich bin wirklich müde. Ich möchte früh zu Bett gehen“, erklärte sie.
„Natürlich. Du hast letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen.“ Sein vielsagendes Lächeln wärmte sie durch und durch.
Sie ließ ihren Blick von Kopf bis Fuß über ihn gleiten. „Vielleicht solltest du dich auch hinlegen und ausruhen.“
Er lachte, ein wunderbarer Laut, frei und verwegen, wie jener Mann am Strand, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren. „Ausruhen werden wir bestimmt nicht, wenn wir uns zusammen hinlegen.“
Das war ihr ebenfalls klar. Wie gern wollte sie sich wieder in seinen Armen verlieren, denn dann konnte sie eine Zeit lang die Unsicherheiten in ihrem Leben vergessen. Doch irgendwann würde Miguels Verlangen nach ihr abkühlen. Dann würde er sich einer anderen Frau zuwenden, die ihm Kinder schenken konnte.
„Ich möchte einfach nur schlafen“, wiederholte sie. „Ich bin in meinem Zimmer.“
„Unserem Zimmer.“ In ausgewaschener Jeans und schwarzem T-Shirt wirkte er nahezu jungenhaft, so gar nicht wie der mächtige Milliardär. „Ich komme in ungefähr einer Stunde nach, querida .“ Damit drehte er sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Arbeitszimmer.
Das Schlagen einer Tür hallte durch das große Haus und weckte Allegra auf. Sie reckte sich genüsslich in dem riesigen Doppelbett. Seit Tagen hatte sie sich nicht ausgeruhter gefühlt.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, warum. Sie hatte stundenlang geschlafen. Wieso war Miguel nicht zu ihr gekommen?
Dann stand sie auf. Und erstarrte jäh, als eine Erinnerung in ihrem Kopf aufblitzte. Es hatte mit Amando Riveras zu tun. Großer Gott! Sie sah es ganz deutlich vor sich. Sie musste es Miguel sagen, so schnell wie möglich.
Eilig machte sie sich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer. Vermutlich war er völlig darin aufgegangen, sein Wirtschaftimperium zu managen, und hatte die Frau in seinem Bett darüber vollkommen vergessen.
Doch der Raum war leer, als sie die Tür aufschob. „Miguel?“ Mehr als das monotone Summen des Computers erhielt sie nicht als Antwort, von Miguel war keine Spur zu sehen.
Sie ging zum Schreibtisch, um ihm eine Notiz zu hinterlassen, als ihr Blick auf den Computerbildschirm fiel.
Wieso stand da Onkel Lorings Name in der Betreffzeile einer E-Mail?
Allegra ließ sich in den Schreibtischsessel fallen und las den Text. Ihr Magen zog sich zusammen, als ihr klar wurde, was sie da las.
Miguels Anwalt hatte die Mail gesandt – eine Liste des gesamten Besitzes von Loring Vandohrn, einschließlich einer genauen Aufführung des Tagesablaufs des alten Mannes.
Den Daten nach zu urteilen ließ Miguel ihren Onkel schon eine ganze Weile beschatten.
Schritte erklangen, und Allegra wandte den Kopf zur Tür. Ihr Blick traf auf Miguels. Seine Miene wirkte hart wie Granit, seine Augen kalt und ohne jegliches Gefühl.
„Lügner!“ Sie sprang auf, zitternd vor Wut. „Du hast versprochen, Onkel Loring nicht zu ruinieren!“
„Das habe ich auch nicht.“ Lässig kam er auf sie zu. „Diese Informationen sind nur eine Art Versicherung. Die ich nicht benutzen werde,
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