Julia Extra Band 0313
Bindungen bis zur spanischen Aristokratie hatte. Das konnte man allein schon an der aufrechten Haltung erkennen, mit der sie im Wohnzimmer saß und ihren Tee genoss. Als Miguel hereinkam, sah sie ihm mit aufmerksamem Blick aus kalten Augen entgegen.
„ La verdad, por farvor .“ Miguel legte den wiederentdeckten Schmuck auf den Tisch vor sie hin.
„Die Wahrheit ist manchmal unschön.“
Nicht die geringste Spur von Schuldgefühl ließ sich in ihrer Miene entdecken.
Quintilla präsentierte ihren Hochmut mit würdevoller Fassung, jeder Zoll voll blauem Blut. Der Reichtum ihrer Familie war geschrumpft, nicht jedoch ihre Ansprüche auf das privilegierte Leben der Aristokratie. Miguel hatte immer gewusst, dass seine Mutter sich für etwas Besseres hielt, sogar besser als seinVater, nur hätte er nie vermutet, dass sie derart hinterlistig und bösartig sein könnte.
„Du hast wegen des Schmucks gelogen und Allegra des Diebstahls beschuldigt. Warum?“ Seine Stimme hallte scharf wie ein Peitschenknall durch den großen Raum.
Blasiert hob sie das Kinn. „Ich wollte nicht, dass sie zurückkommt und Ansprüche stellt. Sie ist es nicht wert.“
„Das hast nicht du zu entscheiden!“
Seine Mutter bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. „Nach allem, was sie getan hat, willst du sie noch immer. Du bist ein Narr!“
„Sie ist meine Frau!“
„Eine Tatsache, die mich zutiefst betrübt. Während du Tag und Nacht arbeitest, um deiner Familie ein gutes Leben bieten zu können, amüsiert sich deine Frau mit dem Leibwächter, den du für sie eingestellt hast.“
Ein Mann, der sie fast getötet hätte. Ein Mann, der sich an der Verzweiflung anderer bereicherte. „Wir reden über deine Verfehlungen, nicht über ihre.“
Quintilla schnaubte nur herablassend. „Tu dir selbst einen Gefallen und suche dir eine Frau, die dir Kinder gebären kann.“
„Und du weißt, dass sie das nicht kann?“
„Ist es von Wichtigkeit, dass ich es weiß?“
Von sehr großer sogar. Eisige Kälte füllte sein Herz, als er an den Betrug dachte. „Warum hast du mir die Details um Alle-gras Operation verschwiegen?“
Sie wischte seine Frage mit einer Handbewegung fort. „Hättest du es gewusst, wärst du nach England geflogen, um sie zurückzuholen.“
„ Sí .“ Er zügelte seine schäumende Wut und starrte auf die aristokratische Frau vor sich. Quintilla Barrosa y Gutierrez hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet, um Allegra in den düstersten Farben zu zeichnen. Dabei war sie selbst alles andere als unschuldig.
„Ich will sie nicht in meinem Haus haben“, verlangte seine Mutter jetzt scharf.
Miguel nickte knapp. „Ich werde sie morgen wegbringen.“
Quintilla entspannte sich merklich. „ Bueno . Wann kann ich dich zurückerwarten?“
„Gar nicht.“ Es bereitete ihm Genugtuung, zum ersten Mal so etwas wie Bestürzung in ihren Zügen zu sehen. „Das Haus kannst du behalten, doch das Land gehört mir. Nur muss ich nicht hier leben, um es zu verwalten.“
„Wo willst du hin?“
„In mein eigenes Haus.“
„Etwa mit ihr?“, entfuhr es ihr fassungslos.
Miguel lächelte nur.
„Du machst einen Fehler“, hielt sie ihm vor.
„Nein, ich mache einen Fehler wieder gut.“
„Was hat sie gesagt?“, fragte Allegra, sobald Miguel die Tür zum gemeinsamen Zimmer öffnete.
„Sie hat zugegeben, den Schmuck versteckt zu haben. Damit du ihn nicht für dich beanspruchen kannst. Und was deine Operation angeht … Sie hatte entschieden, dass ich mich von dir scheiden lassen soll, da du keine Kinder mehr bekommen kannst.“
Allegra senkte den Kopf. „Also ist sie bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um ihren Sohn zu beschützen?“
„Das ist kein Schutz, das ist Einmischung. Sie wird dafür bezahlen.“
Allegra schaute ihn an. „Das meinst du nicht ernst. Sie ist deine Mutter.“
Miguel lächelte schmal. „Sie hat immer befürchtet, dass ich irgendwann die Charakterzüge meiner Ahnen an den Tag legen könnte.“
„Natürlich. Denn du bist das Paradebeispiel nobler Spanier.“
„Dafür musst du ihr wohl danken. Denn hätte meine leibliche Mutter gelebt, wäre ich in der Tradition der Indios aufgewachsen.“
Sie begriff den Sinn seiner Worte sofort. „Quintilla ist nicht deine leibliche Mutter?“
„Nein. Mein Vater heiratete Quintilla Barrosa, da war ich noch kein Jahr alt. Meine leibliche Mutter starb im Kindsbett. Sie war Maya.“
Ganz langsam verdaute sie diese Information. Jetzt verstand sie so vieles
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