Julia Extra Band 0313
Harper-O’Neill“, entgegnete er lachend. „Was meinst du, Sin?“
„Ich meine, du solltest Luccy zumindest etwas besser kennenlernen, bevor du ihr so etwas sagst“, lautete die schlagfertige Antwort.
Sein Großvater grinste. „Bellende Hunde beißen nicht“, vertraute er Luccy augenzwinkernd an.
Zumindest, was Sin betraf, bezweifelte Luccy das! Dass er immer noch den Arm um ihre Taille hielt, machte sie furchtbar nervös.
„Wie denkst du darüber, Luccy?“ Sin drückte sie ungeniert noch fester an sich, als sie sich seinem Griff entziehen wollte. „Muss man mein Bellen nicht so ernst nehmen?“
Als Jacob Sinclair Senior sah, wie Luccy unter Sins spöttischem Blick errötete, ermahnte er seinen Enkel lachend: „He, Junge, du solltest Miss Harper-O’Neill nicht so inVerlegenheit bringen.“
„Nennen Sie mich doch Luccy“, bat sie ihn. „Und was Ihren Enkelsohn betrifft, so kann er mich längst nicht mehr schrecken.“
Sin hielt dem prüfenden Blick seines Großvaters bewusst gelassen stand. Trotz seiner achtzig Jahre war der alte Herr der scharfsinnigste Mensch, den Sin kannte, weshalb er gar nicht erst versuchte, sein Interesse an Luccy vor dem alten Herrn zu verbergen.
Lächelnd wandte sich sein Großvater wieder Luccy zu. „Vielleicht möchten Sie Sin und mir morgen in meinem Haus zum Mittagessen Gesellschaft leisten?“
„Danke, aber ich fürchte, das geht nicht, Mr. Sinclair“, lehnte sie höflich ab. „Tatsächlich hoffe ich, morgen einen früheren Flug zurück nach England zu bekommen.“
Sin verzog die Lippen zu einem dünnen Strich. „Eine plötzliche Änderung in deinen Plänen?“
„Sehr plötzlich“, bestätigte sie, wobei sie ihn trotzig ansah.
„Vielleicht kannst du sie ja überreden, es sich noch anders zu überlegen, Sin?“, schlug Jacob Sinclair Senior vor. „Es hat mich jedenfalls sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Luccy“, fügte er hinzu, bevor er sich wieder abwandte.
Sofort versuchte Luccy, sich SinsArmzu entziehen. Als er sie nicht freigeben wollte, drückte sie ihm kurz entschlossen die Fingernägel in den Handrücken. Mit einem kleinen Schmerzenslaut ließ er sie los, um ungläubig die halbmondförmigen Abdrücke auf seiner Haut zu begutachten.
„Das war wirklich nicht nett von dir, Luccy.“
„Ich glaube, nett zählt auch nicht zu den hervorstechendsten Eigenschaften der Harper-O’Neills“, erwiderte sie voller Genugtuung.
„Anscheinend hat mein Großvater keinen guten Einfluss auf dich ausgeübt.“
„Meinst du?“, fragte sie spöttisch. „Ich fand ihn sehr charmant.“
„Anders als seinen Enkel?“
„Zweifellos.“
Nachdenklich schüttelte Sin den Kopf. „Eine Empfindung, die offenbar auf Gegenseitigkeit beruht. Mein Großvater lädt durchaus nicht jede schöne Frau, die ihm vorgestellt wird, zu einem privaten Mittagessen in sein Haus ein.“
Daran erinnert, tat es Luccy ein wenig leid, dass sie die Einladung des alten Herrn nicht hatte annehmen können. Seine offene Art war ihr sehr sympathisch gewesen. Aber es war wirklich klüger für sie, sobald wie möglich nach England zurückzukehren. Zumindest eines hatte dieser Abend nämlich bewiesen: Je weniger sie mit Sin und seiner Familie zu tun hatte, desto besser.
„Ich muss jetzt wirklich gehen und noch mit einigen anderen Gästen sprechen“, erklärte sie Sin deshalb.
„In welchem Hotel wohnst du?“
„Warum willst du das wissen?“, erkundigte sie sich misstrauisch. Natürlich hatte sie nicht die Absicht, ihm zu verraten, dass sie im vierten Stock des Hotels, in dem die Veranstaltung stattfand, eine kleine Suite gebucht hatte. „Ich hatte noch nicht vor zu gehen, und selbst wenn, würde ich mich ganz bestimmt nicht von dir zu meinem Hotel bringen lassen!“
Doch je mehr sie sich bemühte, ihm die kalte Schulter zu zeigen, desto mehr spürte Sin, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Und da sie beide erwachsen waren und sich diesmal hinsichtlich ihrer Beweggründe nichts vormachen mussten, sah er einfach nicht ein, warum sie sich nicht gönnen sollten, was sie beide wollten! „Lass uns von hier verschwinden“, schlug er erneut ohne Umschweife vor.
„Nein.“
„Luccy. Wir können es auf die schwere oder auf die leichte Art machen. Die Entscheidung liegt bei dir.“
Seine Miene verriet ihr, dass er es ernst meinte. Aber auch Luccy war fest entschlossen. „Dann muss es wohl auf die harte Art sein“, erwiderte sie.
Er betrachtete sie prüfend und schien zufrieden
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