Julia Extra Band 0313
erzählen Sie doch weiter.“
Da sie merkte, dass er es ehrlich meinte, spielte sie nicht die Beleidigte, sondern fuhr fort: „Also, Asien ist fantastisch, aber auf Europa, speziell Italien, habe ich mich ganz besonders gefreut, weil meine Eltern von hier stammen. Außerdem habe ich mich schon immer für die Antike interessiert. Die Geschichte der Griechen, Römer und Karthager finde ich wirklich faszinierend.“
„Dann kann ich Ihnen geben, was Sie wollen“, versprach er, nicht gerade bescheiden. „Sie werden Italien als glückliche und zufriedene Frau verlassen.“
„Da bin ich mir sicher“, stimmte sie zu.
Hatte er seine Worte doppeldeutig gemeint? Oder interpretierte sie einen Sinn hinein, der nicht beabsichtigt war?
Nur weil Ricardo umwerfend attraktiv war, brauchte er ja kein Frauenheld zu sein! Wieso denke ich überhaupt an so etwas?, fragte sie sich und spürte, wie sie rot wurde.
Zum Glück war sie an Männern zurzeit nicht interessiert.
Andernfalls hätte Ricardo Rossetti ihr vielleicht gefährlich werden können, denn er war ein ausgesprochen interessanter Mann.
Eigentlich zu gut aussehend und zu mondän für einen Reiseleiter. Ein anderer Beruf hätte besser zu ihm gepasst. Filmstar, Staranwalt, Banker … etwas in der Richtung.
Mit dem eleganten Anzug und vor allem dem auffallenden Wagen wirkte er auch wohlhabender als ein normaler Angestellter eines Reiseunternehmens. Ob er einen gewinnbringenden zweiten Job ausübte?
Aber das ging sie nichts an.
Und ob Ricardo wirklich interessant ist oder nur gut aussieht, kann ich nach der kurzen Bekanntschaft gar nicht beurteilen, berief sich Lyssa auf ihreVernunft.
Womöglich stellte er sich als Langweiler heraus, und dann würden ihr die nächsten drei Wochen tatsächlich ewig vorkommen!
Als sie in Salerno ankamen, hatte Lyssa schon wieder einen Bärenhunger. Ricardo führte sie den Corso Umberto entlang, die Hauptstraße der Stadt, und dann in eine winzige Gasse, an deren Ende ein kleines Restaurant lag.
Hoffentlich sind die Portionen nicht auch so klein, dachte sie ironisch.
Der Besitzer begrüßte Ricardo erfreut und geleitete sie zu einem Tisch. Kaum hatten sie sich gesetzt, wurde ihnen eine Platte mit delikaten Antipasti serviert.
„Möchten Sie à la carte bestellen?“, erkundigte Ricardo sich. „Andernfalls würde Roberto uns gern ein Überraschungsmenü komponieren.“
„O ja, bitte! Lassen wir uns überraschen. Und wenn es dann noch viel zu essen gibt, bin ich glücklich.“
Er lachte. „Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen!“
„Ist der Besitzer ein Freund von Ihnen?“, wollte Lyssa wissen.
„Nicht direkt. Soll ich uns eine Flasche Wein bestellen?“
„Danke, für mich keinen Wein. Ich bleibe bei Wasser.“ Sie wies auf den hübschen grünen Krug, der bereits auf dem Tisch stand.
„Ganz sicher? Wollen Sie vielleicht etwas anderes? Ein Glas Prosecco?“
„Nein, wirklich nicht. Ich trinke keinen Alkohol. Aber lassen Sie sich davon nicht aufhalten.“
Er schüttelte den Kopf und goss ihnen beiden herrlich frisches Wasser in die Gläser. Dass er ebenfalls keinen Wein trank, überraschte sie, aber da er der Chauffeur war, hatte sie nichts dagegen.
Während sie die Antipasti aßen, fragte Lyssa ihn über Salerno aus und war erstaunt, wie viel er über die Stadt und ihre Geschichte wusste. Über jede Epoche wusste er Einzelheiten zu berichten, und zwar so, dass es alles andere als langweilig klang.
Schließlich kamen als erster Gang mit Krabbenfleisch gefüllte Ravioli in einer cremigen Sauce. Lyssa atmete tief den appetitlichen Duft ein. Nachdem sie eine Gabel voll gekostet hatte, schloss sie kurz verzückt die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stellte sie fest, dass Ricardo sie amüsiert beobachtete.
„Eigentlich hatte ich vorschlagen wollen, dass wir uns die Stadt noch ein bisschen ansehen, bevor wir morgen die Küstenstraße weiter fahren“, begann er, „aber da Sie an der Antike interessiert sind, möchten Sie vielleicht lieber nach Paestum?“
„Davon habe ich noch nie gehört“, gestand Lyssa.
„Die Griechen haben diese Stadt gegründet, und sie wurde im neunten Jahrhundert nach Christus endgültig aufgegeben, weil sie in einer von Malaria verseuchten Niederung lag. Dann vergaß man den Ort nahezu neunhundert Jahre lang, bis eine Straße durch die Gegend gebaut wurde und man dabei die Ruinen entdeckte, darunter drei sehr gut erhaltene Tempel.“
„Das klingt großartig!“, begeisterte sie
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