Julia Extra Band 0313
sich. „Ja, das würde ich gern sehen.“
„Gut. Ich brauche nur kurz anzurufen und Hotelzimmer dort in der Nähe zu bestellen.“
„Fein.“ Sie strahlte den Kellner an, der nun eine Platte mit gegrillter Goldbrasse, Kräutersoße und Artischocken vor sie stellte. „Und das hier sieht großartig aus.“
Als sie zu essen anfangen wollten, kam ein Mann mit tief zerfurchtem Gesicht an den Tisch und sprach Ricardo an. Da sie dem Gespräch ohnehin nicht folgen konnte, konzentrierte sie sich auf den köstlichen Fisch.
Schließlich zog der alte Mann einen leeren Zettel aus der Tasche, borgte sich einen Kuli beim Kellner und reichte beides Ricardo, der erstaunlich geduldig blieb. Er schrieb etwas auf den Zettel, gab ihn zurück und lächelte den Alten an, der sich überschwänglich bedankte.
„Haben Sie ihm ein Autogramm gegeben?“, erkundigte Lyssa sich verwundert.
Ricardo nickte und nahm sein Besteck. „Wie ist Ihr Fisch?“
„Hervorragend. Ich weiß, ich bin schrecklich neugierig, aber worum ging es da eben zwischen Ihnen und dem alten Mann?“
„Wie viel haben Sie denn von dem Gespräch verstanden?“
„Kaum ein Wort. Ich habe auch gar nicht richtig zugehört, sondern mich aufs Essen konzentriert.“
„Das war vernünftig von Ihnen“, lobte Ricardo. „Robertos Koch ist nämlich einer der Besten in der ganzen Provinz.“
„Richtig. Aber was war nun mit dem alten Mann?“, hakte sie hartnäckig nach.
Zuerst dachte sie, er würde nicht antworten, dann sah er ihr direkt in die Augen.
„Also gut. Ich spiele Fußball. Für einen der größten Clubs in Italien, genauer gesagt einen in Mailand“, erklärte Ricardo.
„Ach so! Das erklärt auch den tollen Sportwagen.“
„Genau. Ich habe mich strikt geweigert, den Minibus zu benutzen.“
Lyssa betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf. „Meine Brüder sind ganz verrückt nach Sport. Sie kennen sich sogar mit den italienischen Fußballmannschaften aus. Womöglich haben sie sogar schon von Ihnen gehört, Ricardo.“
Sie selbst machte sich nichts aus Fußball und hielt nicht viel von den Spielern, die meistens wie unsensible, eigensüchtige und eitle Kerle wirkten – zumindest die Stars unter ihnen.
Auch der genusssüchtige Lifestyle und die Art, wie sie ihre Frauen und Freundinnen behandelten, gefielen ihr gar nicht.
Dass Ricardo zu diesen Männern zählte, machte es ihr noch einfacher, sich nicht zu sehr für ihn zu interessieren. Obwohl er so umwerfend attraktiv war …
Und sie war bestimmt nicht sein Typ, denn sie war kein blondes, kurvenreiches Partygirl.
Bei der Vorstellung, ihr Baby in einer Welt wie Ricardos großzuziehen, erschauerte sie. Nur gut, dass es nicht ihr Problem war und niemals sein würde.
„Und der alte Mann war ein glühender Fan von Ihnen“, kam sie aufs eigentliche Thema zurück und fügte, als Ricardo nickte, hinzu: „Ich selbst bin gegen solche Begeisterung völlig immun. Fußball ist doch nur ein Spiel.“
„Da bin ich anderer Meinung, aber bitte, jedem wie’s ihm gefällt“, meinte Ricardo ein bisschen kühl.
„Was ich nicht verstehe, ist … wieso arbeiten Sie als Reiseleiter?“ Forschend sah sie ihn an. „Sie können doch unmöglich auf das Extrageld aus sein.“
Er lachte laut. „Das ist völlig richtig. Sind Sie immer so direkt, Miss Belperio?“
„Direkt ist höflich ausgedrückt“, meinte Lyssa zerknirscht. „Ich würde es eher ‚reden, ohne zu denken‘ nennen. Das ist eine schlechte Angewohnheit, die ich mir schleunigst abgewöhnen sollte.“
„Mir gefällt Ihre unverblümte Art.“
Obwohl es nicht unbedingt ein Kompliment war, wurde ihr ganz warm ums Herz. Und das war jämmerlich! War sie schon so ausgehungert nach ein bisschen Anerkennung?
Sie räusperte sich. „Zurück zur Frage, warum Sie als mein Reisebegleiter fungieren.“
„Die Firma Amalfitori gehört meinem Onkel. Sein üblicher Chauffeur und Reiseleiter Gino hatte einen Unfall, bei dem er sich das Bein verletzte. Da ich gerade bei meinem Onkel und meiner Tante Urlaub machte, bin ich für Gino eingesprungen.“
„Ach so.“ Lächelnd nickte sie dem Restaurantbesitzer Roberto zu, der sich erkundigen kam, ob ihnen das Essen schmeckte. Dann wollte sie noch mehr von und über Ricardo wissen. „Müssten Sie nicht in Mailand sein?“
„Nein.“ Ein unergründlicher Ausdruck schimmerte kurz in seinen dunklen Augen. „Ich habe Erholungsurlaub nach einer Knieoperation.“
„Ach, Sie Ärmster! Das muss ja schrecklich
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