Julia Extra Band 0313
sagen wollte. Eigentlich hatte er ihr seine Gefühle gestehen und sie bitten wollen, in Italien zu bleiben, damit sie eine Chance hatten, eine Beziehung aufzubauen. Dass sie schwanger war, änderte natürlich alles.
Warum hatte sie es ihm nicht gesagt? Sie war doch ein grundehrlicher Mensch! Oder hatte er sich in ihr getäuscht?
Fand sie ihre Schwangerschaft vielleicht zu nebensächlich, um darüber zu reden? Nein, das passte nicht zu ihr.
Nicht zu der Lyssa, die er zu kennen glaubte.
Sie waren doch gute Freunde geworden!
Habe ich mir da vielleicht etwas vorgemacht?, fragte Ricardo sich verwirrt.
Wie auch immer, er musste jetzt zu Lyssa und sich weiter um sie kümmern. Das hatte er ihr versprochen, und diesesVersprechen musste er halten.
Sie lehnte an den Kissen und lächelte ihn an, als er in ihr Zimmer kam.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Ricardo nach einem Moment befangen.
„Danke, es geht wieder. Ich war nur dehydriert.“
„Das hat der Arzt mir schon gesagt. Auch, dass es an der Morgenübelkeit und dem vielen Erbrechen gelegen hat.“
Lyssa senkte den Blick. „Ja.“
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schwanger bist?“, wollte Ricardo wissen.
Schweigend lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
Er fuhr sich durchs Haar und seufzte leise. Seine Gefühle waren in Aufruhr, und er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Gerade hatte er sich mit der Vorstellung angefreundet, möglicherweise in Lyssa verliebt zu sein, da erfuhr er, dass sie schwanger war. Wie sollte er mit dieser Situation umgehen?
„Weil …“ Ihre Stimme klang rau. Lyssa räusperte sich. „Weil es nicht nötig war, es dir mitzuteilen.“
Rasch ging er näher zum Bett. „Anfangs natürlich nicht, das gebe ich zu, aber … findest du nicht, ich hatte ein Recht darauf, es zu wissen, sobald wir uns geküsst hatten?“
Sie öffnete die Augen wieder und sah ihn groß an. „Das war doch nur ein bisschen Spaß, oder?“
Wie gelähmt blieb Ricardo stehen. Ein bisschen Spaß, mehr nicht? Das, was er mit anderen Frauen hatte! Und er hatte gedacht, Lyssa würde ihn genauso … mögen, wie er sie mochte.
Jetzt wusste er also Bescheid, was sie für ihn empfand. Er wollte mehr als nur ein bisschen Spaß, sie nicht.
Daraus konnte er ihr keinenVorwurf machen.
Und er durfte sie nicht wissen lassen, wie sehr er sich mit seinen Träumen zum Narren gemacht hatte.
„Ein bisschen Spaß … richtig“, stimmte er schließlich, mühsam beherrscht, zu. „Der Arzt sagte, du könnest das Krankenhaus verlassen, sobald die Infusion durchgelaufen ist. Wie es aussieht, ist es bald so weit.“ Er wies auf den Tropf neben dem Bett. „In der Zwischenzeit besorge ich uns ein Hotel, okay?“
Sie nickte nur.
„Wenn es dir morgen gut genug geht, fahren wir nach Rom“, schlug er weiter vor. „Dann hast du noch Zeit, die Stadt ausgiebig zu besichtigen.“
„Ja, danke“, sagte Lyssa leise.
Sie sah plötzlich so traurig aus, dass er sie am liebsten in die Arme genommen und ihr versichert hätte, dass alles gut werden würde. Warum sie traurig war, verstand er allerdings nicht.
Außer, sie dachte an die Zukunft?
„Wirst du den Vater deines Babys heiraten?“, erkundigte er sich, obwohl es ihn nichts anging.
„Nein, er will kein Kind. Deshalb habe ich mich von ihm getrennt“, erklärte sie schroff.
„Oh! Und wer kümmert sich um dich, wenn du wieder zu Hause bist?“
„Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert!“ Sie klang sehr abweisend. „Aber natürlich ist meine Familie für mich da. Die sorgen schon dafür, dass es mir gut geht – sobald sie den Schock überwunden haben.“
„Heißt das, sie wissen noch nichts?“
„Richtig“, bestätigte sie.
Da ist es vielleicht kein Wunder, wenn sie den nächsten Wochen nicht gerade begeistert entgegensieht, dachte Ricardo und verabschiedete sich von ihr.
Lyssa wartete, bis Ricardo die Tür zugemacht hatte, und ließ dann erst ihren Tränen freien Lauf. Er durfte nicht wissen, wie heftig sie sich in ihn verliebt hatte. Das würde ihn nur in Verlegenheit bringen.
Und sie auch.
Ihre Vermutung, alles würde sich ändern, wenn er von ihrer Schwangerschaft wusste, hatte sich leider bewahrheitet. Sie hatte es in seinen Augen lesen können. Statt Wärme und humorvollem Necken war dort nur noch Höflichkeit zu sehen, ganz so, als wäre sie eine Fremde, der er zufällig auf der Straße begegnete.
Wenn ich doch nur nicht in Ohnmacht gefallen wäre, hätte ich noch einige
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