Julia Extra Band 0315
mich nicht aufgehalten hast?“
Er wünschte, er hätte den Mund gehalten. Wenn sie so weitermachte, würde sie schon sehr bald über die Wahrheit stolpern. Er war nicht sicher, wie er dann damit umgehen sollte. „Nein. Ich war an dem Tag gar nicht auf der Insel, sondern in Mailand.“
„Oh.“ Sie wurde nachdenklich. „Wer hat eigentlich den Wagen gefahren?“
Das war die Frage, die er unbedingt hatte vermeiden wollen! „Ein Urlauber, der für ein paar Wochen eine Villa ganz in der Nähe angemietet hatte.“ Er lenkte sie ab, indem er ihre Hand an seinen Unterleib führte. „Aber warum reden wir über andere Leute, amore mio ? Wir sind auf unserer zweiten Hochzeitsreise, da sollte sich alles nur um Braut und Bräutigam drehen.“
Sie reagierte genau so, wie er erhofft hatte. „Du hast recht …“, hauchte sie erregt.
Dieses Mal war Darios Liebesspiel ungestüm, beinah verzweifelt, denn Maeve war nicht die Einzige, die Angst davor hatte, die Wahrheit könnte das neu gefundene Glück zwischen ihnen zerstören.
Er führte sie in ein wunderschönes Restaurant inmitten der Medina aus. Es war Hunderte von Jahren alt und strahlte mit seinen Messinglampen und dekorativen Seidenbahnen einen märchenhaften Charme aus, so als stammte es aus Tausendundeiner Nacht. Am Eingang zogen sie ihre Schuhe aus und setzten sich auf die erhöhte Plattform vor einen niedrigen Tisch, um Hummer und Lamm zu genießen, angerichtet mit Koriander und Safran, dazu gab es Couscous und feinen einheimischen Wein. Letzteres erstaunte Maeve.
„Tunesien ist freizügiger im Umgang mit dem islamischen Recht als andere muslimische Länder“, erklärte Dario auf ihre Frage hin. „In den meisten Restaurants wird Wein serviert, vermutlich ein Überbleibsel aus den Zeiten der französischen Kolonialherrschaft. Wie schmeckt dir das Lamm?“
„Siehst du das nicht?“ Genießerisch schloss sie die Augen. Während des Tages war es zu heiß gewesen, um viel zu essen, jetzt kam sie halb um vor Hunger. „Es ist absolut köstlich, genau wie der Hummer.“
„Lass dir noch genug Platz für das Dessert. Sie haben hier erstklassige Honigkuchen, mit Datteln gefüllt, sowie auch eine Art Strudel mit Honig und Mandeln. Naschkatze, die du bist, willst du sicher beides probieren.“
„Du scheinst dieses Restaurant gut zu kennen. Ich nehme an, es ist nicht dein erster Besuch hier?“
„Nun, ich war schon das eine oder andere Mal hier. In meiner wilden Junggesellenzeit, bevor ich dich kennenlernte.“
„Hmm …“ Sie schürzte die Lippen und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Ich glaube, von dieser Zeit möchte ich nicht allzu viel wissen.“
„Viel gibt es da nicht zu erzählen. Mit dir zusammen zu sein ist bedeutend angenehmer.“
„Für mich auch. Ich fühle mich so wohl, Dario.“
Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste jede Fingerspitze. „Dann werden wir bald zurückkommen und bleiben länger. Wir können einen Kamelritt durch die Sahara machen.“
„Ich habe bisher nicht einmal auf einem Pferd gesessen.“
„Du hast dich wahrscheinlich auch noch nie am Bauchtanz versucht, oder? Aber einmal ist immer das erste Mal.“ Er deutete auf die Gruppe junger Frauen, die jetzt hinter einem Vorhang hervortraten.
In fließenden farbenfrohen Pumphosen und paillettenbesetzten Oberteilen begannen die Tänzerinnen sich graziös zu der aufspielenden Musik zu bewegen. Männer saßen an die Wand gelehnt, rauchten Wasserpfeife und sahen den jungen Frauen gebannt zu. Auch Maeve war fasziniert, begeistert verfolgte sie das Schauspiel.
Als Dario ihre konzentrierte Miene sah, breitete sich ein durchtriebenes Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Soll ich sie fragen, ob sie dir Unterricht geben? Ich bin sicher, sie erklären sich gerne dazu bereit.“
„Einverstanden … wenn du Wasserpfeife rauchst.“
„Tut mir leid, ich rauche nicht.“
„Nun, dann tanze ich auch nicht“, konterte sie und schmiegte sich an ihn, um der Vorführung weiter zuzuschauen. Sie knabberte baklava und nippte an dem türkischen Kaffee.
Kurz vor elf Uhr verließen sie das Restaurant. Waren die Menschen tagsüber hektisch durch die Straßen geeilt, so saßen sie nun entspannt auf Parkbänken, Treppenstufen oder wo immer sie einen Platz fanden und genossen die Ruhe des Abends nach der glühenden Hitze des Tages.
Im Hotel zurück, ging Maeve auf die kleine Terrasse hinaus und sah auf das nächtliche Meer. Direkt vor ihr schwappten die Wellen leise rauschend an den
Weitere Kostenlose Bücher