Julia Extra Band 0315
halte.“ Celeste machte eine bedeutungsvolle Pause. „Unter den gegebenen Umständen.“
Er würde ihr nicht die Genugtuung gönnen und nachfragen, was sie mit „den gegebenen Umständen“ meinte. „Niemand muss ein Auge auf Maeve halten. Ich vertraue ihr.“
„Wohl eher zu viel“, sagte sie zweideutig. Als er sich nur abwandte und gehen wollte, hielt sie ihn am Arm fest und ließ den Namen Yves Gauthier fallen, den Dario bis dahin nur eher nebenbei aufgeschnappt hatte.
„Er ist Kanadier, wie sie“, wusste Celeste abfällig zu berichten. „Er selbst nennt sich Künstler, obwohl niemand von uns je etwas von ihm gehört hat. Er hat die Belvisi-Villa für den Sommer angemietet, aber es ist kein Geheimnis, dass er dein Haus öfter von innen gesehen hat als seines. Wie es scheint, sind deine Frau und er – wie beschreibt man es wohl am besten? –, nun, sehr gute Freunde geworden.“
„Inzwischen müsstest du es doch besser wissen, als grundlos Zwietracht zu säen“, konterte Dario scharf. „Es hat schon bei Giuliana und Lorenzo nicht geklappt, und jetzt wird es ebenfalls nicht funktionieren. Maeve ist meine Frau und die Mutter meines Sohnes. Das wird sich nicht ändern.“
Celeste zuckte nur elegant mit einer Schulter. „Wie du meinst. Aber dann ist es umso besser, dass du vorhast, zwei volle Wochen auf der Insel zu verbringen. Denn ob du mir nun glaubst oder nicht, Yves Gauthier muss daran erinnert werden, wo sein Platz ist. Er fühlt sich auf deinem Territorium viel zu sehr zu Hause.“
Dario hatte nur gelacht und seiner Mutter vorgehalten, dass ihre Fantasie mit ihr durchginge. Doch die Zweifel waren gesät. Dario war noch nie eifersüchtig gewesen, hatte auch noch nie einen Grund dazu gehabt. Dass er als Ehemann plötzlich Opfer einer solchen Schwäche wurde, beschämte ihn und machte ihn gleichzeitig rasend.
Dennoch beschloss er, ein so niederes Gefühl nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Allerdings verlangte nur drei Tage nach seinem Urlaubsbeginn eine Krise in der Firma und die außerordentlich einberufene Vorstandssitzung seine Anwesenheit und die der restlichen Familie.
„Du bist doch gerade erst angekommen“, beschwerte Maeve sich. „Können sie nicht das eine Mal ohne dich auskommen?“
„In dieser Sache nicht. Eine der Überseefilialen steckt ernsthaft in der Klemme. Wenn das nicht schnellstens gelöst wird, könnte uns das Millionen kosten.“
„Aber wir verbringen doch kaum noch Zeit miteinander.“
Er verbot es sich zu erwähnen, dass sie beide der Vereinbarung zugestimmt hatten, und bot stattdessen an: „Warum kommst du nicht mit? Zeig Sebastiano die Stadt, in der er geboren wurde. Geh bummeln, besuche die Museen. Die Abwechslung wird dir guttun.“
„Mitkommen als der Klotz an deinem Bein?“ Sie schnaubte missmutig. „Nein danke! Man macht mir oft genug klar, wie unbedeutend und unwichtig ich bin. Da bleibe ich doch lieber hier.“
Für diese Worte waren die Zusammenstöße mit seiner Mutter verantwortlich, das wusste er. So wie er wusste, dass er mehr Verständnis hätte zeigen sollen. Doch die Firma seines Urgroßvaters befand sich in Gefahr, ihm schwirrte der Kopf vor ganz anderen Dingen. Und anstatt ihr die Unterstützung zu bieten, die sie brauchte, hörte er sich zu seinem späteren Entsetzen brüllen: „Na, wenn dir die Nächte zu einsam werden, kann dir ja immer noch der eifrige Monsieur Gauthier zu Diensten sein!“
Maeve wurde bleich. „Wie bitte?!“
„Du hast gehört, was ich gesagt habe.“
„Ja.“ Tränen schossen in ihre Augen. „Genau wie die halbe Insel.“
Er mühte sich um einen leiseren Ton. „Du bist nicht die Einzige, die es leid ist. Hätte ich wie ein Junggeselle leben wollen, hätte ich dich nicht geheiratet.“
„Vielleicht war das ja dein Fehler!“ Ihre Stimme wollte ihr nicht recht gehorchen. „Du hast mich zwar geheiratet, aber jetzt zeigt sich, wie wenig Vertrauen du in mich hast. Vielleicht solltest du die Sache wieder beenden, denn wir wissen doch beide, dass Liebe nicht der Grund für unsere Heirat war.“
Und damit einem Möchtegern-Künstler Tür und Tor öffnen? Niemals! „Unabhängig vom Grund für unsere Heirat tue ich mein Bestes, um eine gute Ehe zu führen. Also vergiss die Idee, du könntest so einfach aus meinem Leben verschwinden.“
„Kann ich nicht? Na, dann sieh mal genau hin!“, fauchte sie. „Mir ist gleich, wie reich und berühmt du bist. Ich lasse mich nicht wieder zu der kleinen elenden
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