Julia Extra Band 0315
halten, wurde jedoch von Dario zunichte gemacht, nachdem er sein Telefonat auf der Terrasse beendet hatte und ins Zimmer zurückkehrte. Die Matratze senkte sich, als er sich zu Maeve legte, und dann spürte sie auch schon seine Lippen auf ihrem Mund, erst sanft und zärtlich, dann immer fordernder und voller Leidenschaft.
Sich am helllichten Nachmittag zu lieben, besaß einen ganz eigenen Reiz. Es verlieh den Intimitäten eine andere Qualität als jenen, die von Mondlicht und Kerzenschein begleitet wurden wie in der Nacht zuvor.
Maeve sah sein zufriedenes Lächeln, als er mitverfolgte, wie ihr Körper auf seine Liebkosungen reagierte, konnte sehen, wie die Leidenschaft seine Augen verdunkelte, als er in sie eindrang, bemerkte die Schweißtropfen, die sich auf seiner Stirn bildeten, als er gegen die sinnliche Flut ankämpfte, die ihn überrollen wollte.
Und als sie zusammen mit ihm auf der Welle der Lust dahinritt, brannte sich der Kontrast zwischen seiner gebräunten Haut und ihrem hellen Teint auf immer in ihrer Erinnerung ein. Es waren Bilder, die sie niemals vergessen würde.
Matt und zufrieden, noch immer mit ihm vereint, küsste sie seinen Hals. „Nichts, was in der Vergangenheit passiert ist, besitzt noch Wichtigkeit für mich, Dario“, flüsterte sie glücklich. „Dieser Tag, dieser Moment ist alles, was ich brauche, um darauf unsere Zukunft aufzubauen.“
Sie musste genau das Falsche gesagt haben und konnte spüren, wie er sich von ihr zurückzog, auch wenn er nicht den kleinsten Muskel bewegte.
„Ich wünschte, es wäre so einfach, meine geliebte Maeve“, erwiderte er. „Unglücklicherweise ist es das jedoch nicht.“
9. KAPITEL
„Ich dachte, das willst du auch“, sagte Maeve kleinlaut und verwirrt. Sie konnte seine Reaktion nicht verstehen.
Ja, das hatte er tatsächlich geglaubt, wie Dario sich zerknirscht eingestand. Aber das passierte eben, wenn ein Mann sich von seiner Lust lenken ließ und nicht von der Vernunft. Die Wahrheit jedoch war, dass niemand seiner Vergangenheit entfliehen konnte.
„Was ich mir wünsche, ist“, setzte er vorsichtig an, „dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen. Das ist nicht dasselbe wie vorzugeben, sie hätte nie stattgefunden. Unsere Geschichte, was wir erlebt haben, mit wem wir zusammen sind … all das macht uns zu dem, was wir heute sind.“
„Und wenn wir herausfinden, dass uns nicht gefällt, was wir heute sind?“
„Dann ändern wir es und richten die Dinge, die schiefgelaufen sind. Wir können nicht einfach einen Teil unserer Vergangenheit streichen, nur weil uns nicht gefällt, was damals passiert ist.“
„Warum hast du mich dann hergebracht?“
Er stützte sich auf einen Ellbogen und blickte auf ihr vom Liebesspiel erhitztes Gesicht hinunter, erkannte den Schmerz in ihren Augen. „Weil ich sehe, wie sehr du dich bemühst, dich wiederzufinden. Ich hatte gehofft, eine neue Umgebung, neue Gesichter könnten helfen. Und weil ich ein eigennütziger Kerl bin, der dich für ein paar Tage für sich allein haben wollte.“
„Ja, das wollte ich auch.“ Sie seufzte bebend. „Ich wünschte, wir könnten hierbleiben und bräuchten nie wieder zurück nach Pantelleria.“
„Was stört dich so an der Insel?“
„Ich fühle mich dort … eingeengt. Mein ganzes Leben spielt sich nur in der Villa ab. Ich habe das Gefühl zu ersticken.“
Es war nicht immer so gewesen. Doch alle auf der Insel wussten von dem Unfall und den Umständen, wie es dazu gekommen war. Man würde sie erkennen, und das Risiko, dass einer der Inselbewohner ihr alles erzählte, bevor er selbst Gelegenheit dazu hatte, wollte er nicht eingehen.
„Da ist irgendetwas in der Villa, das mich verfolgt“, erklärte sie beunruhigt. „So als lauere es in den Schatten und würde nur darauf warten, mich anzufallen und zu zerstören. Wenn du weißt, was es ist … ich wünschte, du würdest es mir offen sagen.“
„Vielleicht sind es der Streit und die schrecklichen Dinge, die wir einander kurz vor dem Unfall vorwarfen.“
„Was für Dinge?“
„Es ging um Pflichten und Versprechen. Meine als Geschäfts- und Ehemann, deine als meine Frau. Loyalitäten, Prioritäten, Schuldzuweisungen und Missverständnisse.“ Er zuckte mit einer Schulter. „Ich bin nicht sehr stolz darauf, wenn ich zurückblicke.“
Erwartungsvoll schaute sie ihn an. „Ist der Unfall deshalb passiert? Wir haben uns gestritten, und ich bin wütend davongebraust? Und jetzt gibst du dir die Schuld, weil du
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