Julia Extra Band 0315
Kreatur machen, nur um das angebliche Privileg genießen zu dürfen, die Ehefrau des großen Dario Gabriele Costanzo zu sein.“
„Ich habe dich nicht geheiratet, weil ich Mitleid mit dir hatte, Maeve.“
Unwirsch wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Nein, sondern weil du dich verpflichtet gefühlt hast, das Richtige zu tun.“
„Stimmt. Für mich stand schon immer an erster Stelle, das Richtige zu tun.“
„So? Und wie erklärst du dann das?“ Sie schleuderte ihm eine Zeitschrift entgegen. Das Klatschmagazin fiel zu Boden. Die Seite, die zu sehen war, zeigte ein Foto von Dario, wie er anscheinend in Begleitung einer attraktiven Blondine in einem knappen Kleid ein Restaurant verließ.
„Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wer diese Frau ist.“ Er schob die Zeitschrift zur Seite. „Ich gehe oft mit Geschäftspartnern und deren Frauen aus, aber diese Frau kenne ich nicht. Ich belüge dich nicht, Maeve, ich habe sie nie zuvor gesehen, geschweige denn, auch nur ein Wort mit ihr gesprochen.“
Sie schluchzte auf. „Wir haben ja auch nicht viel geredet, als wir uns kennenlernten, aber das hat dich nicht aufgehalten …“
„Ich weiß sehr gut, wie diese Nacht damals endete. Ich habe einen Fehler gemacht, und ich tue alles, um mit den Konsequenzen zu leben. Wenn du allerdings nach Schuldzuweisungen suchst … Du hättest nur Nein zu sagen brauchen!“
Wutentbrannt griff er nach seinem Aktenkoffer und marschierte zu seinem Wagen. Innerhalb einer Stunde saß er im Firmenjet auf dem Weg nach Mailand.
Am nächsten Nachmittag meldete sich die Polizei bei ihm. Es hatte einen Unfall gegeben. Der Fahrer hatte die Kontrolle über den Wagen verloren, das Auto war über die Klippen gestürzt, knappe sechs Kilometer von der Villa auf Pantelleria entfernt. Sebastiano hatte leichte Verletzungen davongetragen, Maeves Leben hing an einem seidenen Faden. Der Fahrer, Yves Gauthier, war tot.
10. KAPITEL
Düster blickte Maeve aus der Luke des Flugzeugs, das nach Osten über das Mittelmeer flog. Die tunesische Küstenlinie wurde immer kleiner, dafür gewann der schwarze Fleck im Wasser, Pantelleria, immer mehr an Form und Farbe.
Der Tag war wie im Flug vergangen. Als sie aufwachte, hatte sie den schlafenden Mann neben sich betrachtet, der ihr Ehemann war. Im Schlaf sah sein Gesicht viel weicher aus, so gar nicht wie der mächtige Wirtschaftsmagnat. Sie liebte die Konturen seines Kinns und seiner Wangen, liebte seinen starken Hals, liebte es, wie sein Haar, sonst immer so perfekt gekämmt, sich um seine Stirn lockte. Sie liebte seinen Mund, seine sinnlichen weichen Lippen und mit welcher Meisterschaft sie verführen konnten.
Doch mehr als all das liebte sie seine innere Stärke. Vielleicht erinnerte sie sich nicht an ihre frühere Beziehung, aber instinktiv wusste sie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Nie würde er seine Pflichten vernachlässigen, sein Wort brechen oder einen Freund im Stich lassen. Er sah göttlich aus und war sexy wie die Sünde, doch seine wahre Schönheit kam von innen, und das war es, was sie am meisten an ihm liebte.
Liebe … Ein Wort, so oft benutzt, ohne den wahren Wert anzuerkennen. Und doch das einzige Wort, das hier ausreichte. Eigentlich kannte sie ihn praktisch nur die wenigen Wochen, die sie jetzt zusammen verbracht hatten, und doch reichte diese kurze Zeit aus, dass sie sich zum zweiten Mal in ihn verliebt hatte. Oder erinnerte sich ihr Herz an das Gefühl, auch wenn ihr Verstand es nicht tat?
Dario bewegte sich, öffnete langsam die Lider, nur halb, schaute zu ihr auf. „ Buon giorno “, raunte er mit einer Stimme, die ihr ein heißes Prickeln über den Rücken jagte. „Du wirkst wie eine Frau, der viel im Kopf herumgeht.“
„Ich habe nachgedacht.“
„Worüber?“
„Was ich gern zum Frühstück hätte.“
„Und, weißt du es?“
„Ja.“ Sie zog die Bettdecke von ihm herunter und legte ihre Hand zielsicher auf den Teil seiner Anatomie, den sie im Sinn hatte. „Dich.“
Seine grauen Augen verdunkelten sich. „Bedien dich, amore mio . Nimm dir, so viel du willst.“
Und nach so einem Start in den neuen Tag wirkten die berühmten Mosaiken im Bardo-Museum regelrecht blass.
„Ich will nicht dorthin zurück“, sagte sie jetzt in das Brummen der Flugzeugmotoren hinein.
Dario sah von der Zeitung auf. „Gestern warst du noch ganz begeistert von Tunis.“
„Das meine ich nicht. Ich will nicht zurück nach Pantelleria. Dario, können wir nicht direkt
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