Julia Extra Band 0315
vielleicht sogar Zuneigung aufbaut?“
„Das sehe ich nicht so“, sagte Celeste.
Maeves Mut fiel rapide in sich zusammen.
„Zumindest nicht“, fuhr Celeste fort, und fast hätte man vermuten können, dass ihre Lippen sich zu einem kleinen Lächeln verzogen, „solange du darauf bestehst, mich mit ‚Signora Costanzo‘ anzureden.“
Sie wollte madre genannt werden?! Die Vorstellung widerstrebte Maeve. Eines Tages vielleicht, aber das ging ihr dann doch ein wenig zu schnell …
„ Madre wäre wohl etwas voreilig“, fuhr Celeste mit unbeirrter Präzision fort. „Aber meinst du, du könntest es über dich bringen, mich Celeste zu nennen?“
Maeve war jetzt seit über zwei Stunden weg. Und seit über zwei Stunden marschierte Dario nervös im Zimmer auf und ab.
Er hätte sie nie allein gehen lassen dürfen. Zwar liebte er seine Mutter, aber er wusste auch, dass sie die Fähigkeit besaß, selbst den intelligentesten Menschen innerhalb von wenigen Minuten in einen stammelnden Idioten zu verwandeln. Maeve war mit Sicherheit kein Idiot, aber sie war eine sensible und verletzliche Frau.
Als sie dann endlich im Penthouse auftauchte, sagte sie lediglich, sie würde ihm alles später genau berichten, denn nun wolle sie so schnell wie möglich zu Sebastiano. Da Dario ebenso sehnsüchtig darauf wartete, wieder mit seinem Sohn vereint zu sein, bestellte er den Wagen.
Maeve saß mit dem rätselhaften Lächeln der Mona Lisa auf dem Rücksitz, strich sich ab und zu den Rock glatt und sagte kein Wort. Dario hielt bis wenige Kilometer vor dem Flughafen durch, dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
„Du wirst mich so lange wie möglich zappeln lassen, oder?“
„Richtig“, gab sie keck zurück. „Dieses Mal bin ich diejenige, die all die Antworten kennt.“
„Sag mir wenigstens, ob es schlimm war oder nicht.“
Sie tätschelte seine Hand. „Siehst du irgendwo Blut?“
„Meine Mutter braucht kein Messer, um jemanden zu zerlegen. Das schafft sie mit ihren Blicken.“
„Oh, ich habe schon vor langer Zeit gelernt, wie man solche Angriffe abwehrt, Dario. Das müsstest du doch wissen.“
„Langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich überhaupt nichts weiß. Wann ist aus meiner schüchternen Frau ein unbesiegbarer Krieger geworden?“
Maeve lehnte sich an ihn und küsste ihn. „Seit ihr Mann ihr gesagt hat, dass er sie liebt.“
„Wie sollte ich auch nicht?“ Verlegen stellte er fest, dass Emotionen seinen Hals zuschnüren wollten. „Du überwältigst mich, meine wunderbare Maeve. Ich kenne niemanden mit einem größeren Herzen, und ich danke Gott, dass du es mir geschenkt hast, auch wenn ich anfangs zu dumm war, um es zu erkennen.“
„Wir sind zusammen, das ist alles, was wichtig ist. Und bald haben wir auch unseren Sohn wieder. Erzähle mir von ihm. Hat er noch so viele Haare? Und seine Augen … welche Farbe haben sie jetzt?“
„Er ist gewachsen, hat schon die ersten Zähnchen und fängt an zu krabbeln. Aber seine Augen sind noch immer blau wie deine, und er hat seine dunklen Locken behalten.“
„Ich freue mich so darauf, ihn endlich wiederzusehen.“ Ihre Stimme wurde unsicher. „Ob er mich noch erkennt?“
Der Wagen bog auf den Flughafen ein und steuerte auf den wartenden Jet zu. „Das wirst du ja bald herausfinden, amore “, sagte Dario. „In knapp drei Stunden sind wir zu Hause – gerade Zeit genug für einen entspannten Lunch mit Giuliana und Lorenzo, die zusammen mit uns zur Insel zurückfliegen.“
Als er jedoch in das Flugzeug stieg, stellte er erstaunt fest, dass seine Eltern ebenfalls an Bord waren. Er sah auch die offene Champagnerflasche und bemerkte die allgemeine festliche Stimmung. „Ich dachte, ihr wolltet noch länger in Mailand bleiben.“
Seine Mutter nickte. „Eine kleine Planänderung, im letzten Moment.“
Er blickte zu Maeve. „Du scheinst nicht überrascht zu sein.“
„Nein. Als ich heute Vormittag bei Celeste war, habe ich deine Eltern eingeladen, mit uns zu kommen“, erwiderte sie leichthin.
Celeste, eingeladen?! „Aha“, knurrte er nur. „Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“
Giuliana kicherte in ihr Glas. Aber das war nichts Neues, sie kicherte immer. Schon als Kind hatte ihn das halb wahnsinnig gemacht.
„Heute Abend findet eine kleine Dinnerparty statt“, informierte Maeve ihn gelassen. „Ich habe Antonia von Celeste aus angerufen und alles mit ihr abgesprochen. Ich denke, die Familie sollte die große Wiedervereinigung
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