Julia Extra Band 0315
ein Kribbeln breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Der Wind schien sich in den Bäumen zu verfangen, die Nachtvögel verstummten, das Wasser plätscherte nicht mehr ans Ufer. Susannah hörte nur noch den schnellen Schlag ihres Herzens und ihr eigenes schweres Atmen.
„Das bezweifle ich“, widersprach Kane. „Jackie ist zwar die Braut, aber das macht sie nicht automatisch zur schönsten Frau im Raum.“
Ihr brannte das Gesicht, und Susannah brach den Blickkontakt ab. Kane kannte die Wilson-Schwestern nicht. Immer hatte Jackie im Mittelpunkt gestanden, und sie würde es auch am Freitagabend tun. Und das war Susannah recht. Ihre Zeit würde schon bald kommen.
Unfähig, seinen Kuss zu vergessen, sah sie Kane wieder in die Augen. Sie wünschte, er würde sie noch einmal küssen.
„Tanz mit mir, Susannah“, flüsterte er.
Von der anderen Seite des Sees klang jetzt langsame Musik mit einem sinnlichen Rhythmus zu ihnen herüber.
„Sie spielen unser Lied.“
„Unser Lied?“
Bevor Susannah protestieren konnte, zog Kane sie an sich. Ihre Körper schmiegten sich wie selbstverständlich aneinander, und sie fanden so mühelos den Takt, als hätte sie ihr ganzes Leben lang mit Kane getanzt.
„Jedes Lied, das mich dies mit dir tun lässt, ist unser Lied.“
Oh Mann, sie steckte in Schwierigkeiten.
Kane Lennox mochte ja nur ein paar Küsse und Tänze wollen, doch sein Charme ließ ihren Puls rasen, und sie konnte sich einen Schnellflirt schlicht nicht vorstellen.
Weil sie sich bereits nach mehr sehnte. Noch einen Kuss. Noch einen Tanz. Und …
Mehr? Was, wenn Kane nach der Hochzeit bleiben würde? Was, wenn sie es tun würde?
Nein. Dazu würde es nicht kommen. Weil sie beide vorhatten, die Stadt nach der Hochzeit zu verlassen. Sie durfte es tun. Sie konnte ruhig einmal Spaß haben. Susannah gab sich der Musik hin, Kanes Berührung. Die Stimme der Versuchung flüsterte ihr zu, sie solle sich entspannen und einfach mal jedes Verantwortungsbewusstsein vergessen.
„Genau so“, sagte Kane leise. „Werde eins mit dem Rhythmus, mit mir.“
Der Ruf einer Eule holte Susannah zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie musste sich um ihre Schwester und ihr Geschäft kümmern. Bis Susannah im Flugzeug nach Paris saß, hatte sie eigentlich kein eigenes Leben. Jackie brauchte sie noch immer, das zeigten die schlechten Entscheidungen, die ihre Schwester ständig traf.
Ruckartig trat Susannah zurück. „Ich … ich kann nicht. Das ist keine gute Idee.“
„Tanzen?“
Sie versuchte, sich innerlich zu befreien von diesem Mann. Von den Möglichkeiten, die er ihr bewusst gemacht hatte. „Du weißt, dass es mehr als Tanzen ist.“
„Und was ist so falsch daran?“
„Ich muss heute Abend wirklich noch arbeiten.“ Sie wandte sich ab und ging zurück zum Auto. Rover lief neben ihr her. „Wenn du nichts dagegen hast, mich vor dem Hundesalon abzusetzen …“
„Und ob ich etwas dagegen habe. Du hast Freizeit ebenso nötig wie ich.“
Empört drehte sich Susannah zu ihm um. „Wer hat dich gebeten, in die Stadt hereinzuschneien und mir vorzuschreiben, wie ich mein Leben führen soll? Ich bin prima zurechtgekommen, bevor du aufgetaucht bist.“
Kane biss sich auf die Lippe und schwieg eine Weile. Dann nickte er. „Gut. Du hast gewonnen. Ich werde den Mund halten und fahren.“
„Das ist wahrscheinlich das Beste, was du den ganzen Abend gesagt hast, Kane“, erwiderte sie mit einem frechen Lächeln.
Er lachte leise, und der spannungsgeladene Moment war vorbei. „Du verstehst es echt, einen Mann zu umschmeicheln.“
„Siehst du, das ist das Problem.“ Susannah seufzte. „Du hast noch nicht begriffen, dass ich dich gar nicht umschmeicheln will.“
Obwohl sie zum Teil ganz anders darüber dachte.
Kane hatte gelogen. Nachdem er Susannah vor dem Hundesalon abgesetzt hatte, fuhr er nicht zu seiner Hütte, wie er behauptet hatte. Stattdessen ging er in Flanagan’s Pub und setzte sich an die Theke.
„Sie sind also ein Freund von Paul?“, fragte der Barkeeper.
„Ja. Ich bin zur Hochzeit gekommen.“
„Paul ist schwer in Ordnung. Jackie auch.“ Der Barkeeper streckte die Hand aus. „Ich bin Larry.“
„Kane.“ Die beiden Männer schüttelten sich die Hand. „Ich wohne in einer der Hütten am See.“
„Da draußen kann man gut angeln.“
„Ja, das habe ich gehört.“
„Früher bin ich mit meinem Sohn ständig zum See gefahren. Ich vermisse es.“
„Paul hat mir von ihm erzählt. Es tut mir
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