Julia Extra Band 0315
Tut mir leid“, sagte er mit Unschuldsmiene.
Susannah konnte sich nicht erinnern, dass Jackie irgendetwas erwähnt hatte. „Was …?“
Über die Schulter sah Susannah ihre Schwester drei Kerzen auf den Esszimmertisch stellen. Jackie hatte einen schwarzen Rock und eine sexy rote Bluse an. Ihr Haar trug sie offen und gelockt.
Ein Date.
Susannah wurde rot. „Oh. Ich sollte …“
„Angeln gehen.“ Lächelnd drückte Kane ihr die Angel in die Hand. „Mit mir.“
„Oder bleib bei uns“, warf Jackie ein, ohne im Geringsten überzeugend zu klingen. „Paul und ich wollen uns einen Film ausleihen und …“
„Kane sucht wirklich einen Angelpartner“, unterbrach Paul sie. „Du weißt, wie das ist, Suzie, wenn man im Urlaub ist und niemanden hat, mit dem man etwas unternehmen kann.“
Nein, weiß ich nicht, wollte Susannah sagen. Weil sie noch nie Urlaub gemacht hatte. Stattdessen rang sie sich ein Lächeln ab und schnappte sich ihre Jeansjacke. „Tut mir leid, dass ich mir den Film nicht mit euch ansehen kann. Hebt mir etwas Popcorn auf.“
„Bevor ich ein Auge verliere …“ Kane setzte sich neben Susannah auf den Fahrersitz seines Mietwagens, nahm ihr die Angelrute weg und warf sie aus dem offenen Fenster.
„Was soll das?“
„Ich entwaffne dich, ehe du mir die ganze Schuld für das gibst, was da eben im Haus abgelaufen ist.“
Susannah verschränkte die Arme. „Warst du in den Plan eingeweiht?“
„Tja … ein bisschen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass dich die beiden aus dem Haus drängen würden wie …“
„Wie jemanden, der das Gästezimmer viel zu lange in Anspruch genommen hat?“
„Sei nicht traurig deswegen.“ Kane fuhr weg von Jackies und Pauls Haus, und Rover machte es sich auf dem Rücksitz gemütlich. „Jackie und Paul sind zu sehr mit sich selbst und ihrer Hochzeit beschäftigt, um den Schaden zu erkennen, den sie in ihrem Kielwasser zurücklassen.“
„Ich werde so oder so nicht mehr hier sein, um da hineinzugeraten.“
„Wohin willst du?“
„Sobald die Hochzeit vorbei ist, verschwinde ich für ein paar Wochen aus der Stadt.“
„So? Warum?“
„Ich will reisen, die Welt sehen und das Leben kennenlernen, das ich anscheinend verpasst habe.“
Kane lachte leise.
„Du findest das komisch.“
„Nein. Nur … es entbehrt nicht einer gewissen Ironie.“ Er bog nach links ab.
Ein bestimmtes Ziel konnte Susannah nicht ausmachen. Zum Angeln fuhren sie sicherlich nicht, da die Angelrute auf dem Rasen vor dem Haus lag. „Wieso?“
„Manche Leute suchen genau das Gegenteil“, erklärte Kane, während er noch einmal abbog. „Sie stellen fest, dass der Glanz der Großstadt gar nicht so toll ist, und möchten so abgeschieden leben, wie du es bereits tust.“
„Das verstehe ich nicht. Hier gibt es nichts, was mir erstrebenswert erscheint.“
„Vielleicht dir nicht.“ Kane bog noch einmal ab, dann hielt er an.
Sie waren schließlich doch am See gelandet, ganz am anderen Ende des Lake Everett. Am gegenüberliegenden Ufer funkelten die Lichter des Hotels.
„Ich dachte, wir angeln nun doch nicht.“
„Tun wir nicht. Aber wir können noch nicht zurück zu dir nach Hause. Und ich vermute, dass du … nicht allein mit mir in meiner Hütte sein möchtest. Fast alles andere scheint in dieser Stadt nach fünf geschlossen zu sein.“
„Deshalb fahre ich weg und plane, ganz von hier fortzuziehen, wenn ich mein Geschäft woanders aufmachen kann.“
Nachdem Kane den Motor abgestellt und den Schlüssel in die Hosentasche gesteckt hatte, nahm er seine schwarze Lederjacke vom Rücksitz. „Los, lass uns spazieren gehen.“
Susannah wusste, dass sie der Versuchung widerstehen sollte, in der Dunkelheit mit Kane allein zu sein. In ihrem Leben war kein Platz für eine Beziehung, erst recht nicht für eine zu einem Mann, der bald wieder verschwunden sein würde. „Es wäre besser, wenn ich noch etwas Papierkram erledige …“
„Zeit zum Arbeiten findest du später auch noch. Aber es wird nicht immer einen so schönen Abend wie diesen geben.“ Kane stieg aus, kam herum zur Beifahrerseite und hielt Susannah die Tür auf. Rover kletterte über den Sitz, sprang aus dem Auto und lief zum See.
Einen Moment lang stand Susannah da und nahm die Aussicht in sich auf. „Im Mondlicht funkelt der See wie ein Diamant.“
„Ja, das finde ich auch. Diamanten sind wunderbar und gehören zu meinen Lieblingsedelsteinen“, erwiderte Kane. Sie gingen den grasbedeckten Pfad zum Ufer
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