Julia Extra Band 0315
wirklich, wer hat denn noch nie Hackbraten gegessen?“
„Meine Mutter war nicht der Hackbratentyp.“
„Pass auf, das sind eine Menge Informationen.“
„Was soll das heißen?“
„Ich weiß kaum etwas über dich“, erwiderte Susannah. „Abgesehen davon, dass du nie barfuß im Gras gelaufen bist. Dass du auf dem College einen Aufpasser hattest und dein Vater über dein Leben bestimmt hat. Und wow, dass deine Mutter keinen Hackbraten gemacht hat. Was, bitte, soll ich daraus schließen? Du weißt fast alles über mich und ich …“ Susannah blickte Rover an, der zu Kanes Füßen schlief. „Ich kenne diesen herrenlosen Hund besser als dich.“
Kane holte tief Luft. „Du hast recht. Ich bin ziemlich verschwiegen hinsichtlich meines Lebens gewesen. Und ich muss mich dafür bei dir entschuldigen. Wenn ich dir etwas erzähle, bleibt das dann unter uns?“
„Natürlich.“ Susannah spürte, dass sich die Mauer einen Spaltbreit auftat.
„Meine Eltern hatten viel Geld, als ich aufgewachsen bin. Deshalb bin ich weder an so eine Hütte hier gewöhnt noch an einfache Gerichte oder Angeln mit lebenden Regenwürmern. Ich konnte das wirkliche Leben ausprobieren, als ich mich auf dem College mit Paul angefreundet und zeitweise mehr Freiheiten hatte. Deshalb bin ich hier. Ich will nicht weiter durchs Leben gehen, ohne es jemals richtig kennenzulernen.“
Kane lächelte. „Dass Paul mich gebeten hat, bei der Hochzeit sein Trauzeuge zu sein, war für mich die Gelegenheit, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Carpe diem, nutze den Tag, genieße den Augenblick und all das.“
„Und nach der Hochzeit kehrst du nach New York in dein gewohntes Leben zurück.“
„Richtig.“
„Keine Bedingungen. Keine Bindungen.“
„Genau.“ Er blickte Susannah an. Offen und ehrlich.
Jetzt wusste sie, dass es nicht mehr zwischen ihnen geben würde als die Küsse, den Tanz am See und was auch immer die Hochzeit morgen bringen würde. Susannah sollte froh sein, weil sie selbst am Samstag die Stadt verließ. Es wäre dumm, weiter irgendwelche romantischen Anzeichen dafür zu suchen, sie könnte am Ende der Woche in aller Eile zu einer versteckten Kapelle entführt werden.
Trotzdem war Susannah enttäuscht.
Kane wollte nur diese paar Tage. Sie hatte geglaubt, dasselbe zu wollen …
Bis sie es bekam.
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Und was möchtest du sonst erleben, solange du hier bist?“
„Noch einen Tanz, Susannah, das ist alles.“
Der Pfarrer räusperte sich, sah auf seine Armbanduhr und räusperte sich ein zweites Mal. „Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnten?“
„Nein.“ Susannah blickte zum Eingang der Chapel Ridge Lutheran Church, aber niemand kam herein. In den vorderen Bankreihen saßen Jackies Brautjungfern und Pauls Freunde. Oben auf der Empore beobachtete Mrs. Maxwell alles von ihrem Platz an der Orgel aus. „Vielleicht haben sie es vergessen?“
„Ihre eigene Hochzeitsprobe?“, erwiderte Pastor Weatherly.
„Ich versuche es noch einmal.“ Susannah zog ihr Handy heraus und tippte die Nummer ihrer Schwester ein. Endlich meldete sich Jackie mit einem atemlosen Hallo. „Jackie! Wo steckst du?“
Sie kicherte. „Ich … versöhne mich gerade mit Paul.“
„Dann hör auf damit“, flüsterte Susannah. „Ihr solltet bei der Probe sein.“
„Mensch, die habe ich völlig vergessen.“ Jackie kicherte wieder. „Oh Paul, lass das, Schatz. Oh … oh ja, Paul …“
„Jackie! Hör jetzt mal fünf Minuten auf damit und sprich mit mir!“
„Schon gut, ich bin hier. Tatsächlich sind wir in Indianapolis. Deshalb wird es ungefähr eine halbe Stunde dauern, bis wir zurück in Chapel Ridge sind. Vielleicht länger.“
„Was macht ihr in Indianapolis?“
„Paul und ich haben die Smokings abgeholt. Und dann haben wir angehalten, um etwas zu essen. Danach haben wir geredet, und schließlich wurden wir … abgelenkt. Weshalb wir an die Seite gefahren sind. Du wirst dich darum kümmern, ja? Wir sind bald da.“
Seufzend beendete Susannah das Gespräch. „Jackie und Paul sind unterwegs, aber es dauert noch eine Weile. Sie wurden … aufgehalten.“
„Ich kann nicht warten“, erwiderte der Pfarrer. „In einer Stunde habe ich hier eine Beerdigung, und Sie wollen doch alle zum Probeessen. Vielleicht möchten zwei andere die beiden für heute Abend ersetzen? Und Sie, Susannah, erklären Jackie und Paul die Schritte später?“
Kane stellte sich neben Susannah und nahm ihre Hand.
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