Julia Extra Band 0316
Gegenzug schenken könnte … außer seinem innigsten Wunsch.
„Ich möchte dir ein Kind schenken“, sagte sie schlicht. „Viele Kinder, die unser Glück vollkommen machen.“
Als sie sich diesmal liebten, taten sie es in dem Wissen, dass sie zusammengehörten … für immer.
– ENDE –
Fiona Harper
Nur dieser eine Tanz?
1. KAPITEL
Der austernfarbene Satin war herrlich schwer und glatt, ganz anders als moderne Billigware. Wenn man ihn sah, wollte man ihn sofort berühren, und genau das tat Alice.
Sanft ließ sie die Fingerspitzen über das nebelgraue Cocktailkleid mit der Schleife unter dem Busen gleiten, bevor sie es sorgsam auf einen gepolsterten Bügel drapierte und diesen auf eine Kleiderstange hängte.
Das nächste Stück, das sie aus der Kiste holte, war ebenso fabelhaft: ein schwarzer Siebzigerjahre-Maxirock aus dickem, weichem Samt, er fühlte sich an wie Moos oder …
„Wenn du so weitertrödelst und träumst, werden wir heute nicht mehr mit dem Aufbau des Standes fertig“, beklagte sich Coreen, Alices beste Freundin und zukünftige Geschäftspartnerin.
Heute sah Coreen aus, als wäre sie einer Reklame aus den Fünfzigerjahren entstiegen. Sie trug ein rotes, weiß getupftes Kleid mit einem sehr weiten Rock, das dunkle Haar hatte sie zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden.
Sorgfältig arrangierte sie Handschuhe, mit Perlen bestickte Abendtäschchen und schicke Pumps auf dem mit Samt bedeckten Tisch, der den Hauptteil von „Coreens Couture Cabinett“ ausmachte, einem Stand für sogenannte Vintagemode, also für Kleidung der vergangenen Jahrzehnte.
Verglichen mit ihrer todschicken Freundin fand Alice sich völlig durchschnittlich. Ihr kam es, wie den meisten Verkäufern auf dem Markt, mehr auf Bequemlichkeit und Wärme als auf Stil an, also trug sie Joggingschuhe, Jeans und einen dicken grünen Pullover. Wozu sich Mühe geben, wenn man wie sie ohnehin nach nichts aussah?
Das einzig Auffallende war ihr Haar. Sehr nette Menschen nannten es Tizianrot, nette Menschen kupferrot – und andere Menschen einfach feuerrot.
Plötzlich schnippte Coreen laut mit den Fingern, und Alice schrak aus ihren Gedanken hoch.
„Du trauerst doch nicht etwa diesem nutzlosen Paul nach, oder?“, wollte Coreen wissen.
„Wir haben uns erst vor eineinhalb Monaten getrennt“, rechtfertigte Alice sich. „Da sind die Wunden noch nicht ganz verheilt.“
„Pah!“ Coreen schüttelte den Kopf. „Ich kann noch immer nicht fassen, dass du ihn nicht schon nach der Sache mit dem Kebab abserviert hast.“
Alice wünschte, sie hätte nie von dem katastrophalen Abend erzählt, an dem sie sich richtig schick gemacht hatte – sogar ein Kleid hatte sie getragen! –, nur um dann festzustellen, dass Paul unter einem gelungenem Abend ein neues Computerspiel und einen fettigen Döner bei ihr zu Hause auf der Couch verstand.
Während er ihren ebenfalls computernärrischen Mitbewohnern half, die Spielkonsole aufzustellen, hatte er das schmierige Einwickelpapier in Alices Richtung geworfen. Es war auf ihrem Schoß gelandet und hatte einen ekligen Fleck auf dem brandneuen Kleid hinterlassen.
Dann bemerkte Paul nicht einmal, dass sie sich zwanzig Minuten lang ins Bad zurückgezogen hatte, wütend auf sich, weil sie eine solche Kleinigkeit so wichtig nahm. Er konnte ja nicht wissen, dass sie davon träumte einen romantischen Abend zu zweit mit ihm zu verbringen. Nie hatte sie sich beklagt, wenn er mit ihren Mitbewohnern vor dem Bildschirm saß.
Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass er in einem gemieteten Luxuswagen vorfahren und sie wie ein Prinzessin behandeln würde, aber … sie hätte es schon nett gefunden, wenigstens einmal wie eine Frau behandelt zu werden und nicht wie ein Kumpel.
„Kein Wunder, dass du nie Glück mit Männern hast“, meinte Coreen kritisch und zog sich eine Wildlederjacke mit Pelzkragen über. „Du stellst dich ihnen als Fußabstreifer zur Verfügung. Lass dir doch gleich ‚Willkommen‘ auf den Bauch tätowieren und leg dich vor ihre Türen!“
„Unsinn! Ich lasse mich von Männern nicht unterbuttern“, protestierte Alice, Coreen konnte leicht reden, sie konnte wirklich jeden Mann um den kleinen Finger wickeln.
Ja, Coreen besaß das gewisse Etwas, sie war lebhaft, schlagfertig und schwang beim Gehen verführerisch die Hüften. Wie es sich anfühlte, wenn Männer ungefähr so viel Interesse an einem zeigten wie an einer Tapete im Elternhaus aus den Siebzigerjahren, konnte
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