Julia Extra Band 0316
gebracht, aber jetzt fühlte er sich manchmal so … Er konnte es nicht genau beschreiben.
Cameron schüttelte über sich den Kopf. Was sollte dieser trübselige Unsinn?
„Mr. Hunter?“, klang es plötzlich beklommen aus der Gegensprechanlage.
„Ja, was gibt es, Stephanie?“, fragte er, ohne die Stimme zu heben.
Er sprach nie laut.
Was er sagte, wurde auch so gehört.
Immer.
„Ich weiß, Sie wollen nicht gestört werden, aber es gibt ein Problem“, antwortete seine persönliche Assistentin.
„Kommen Sie zu mir ins Büro, und sagen Sie mir, was los ist!“
Nun wandte er sich der Tür zu und wartete, es würde nicht lange dauern, das wusste er. Man ließ ihn nicht warten. Niemand tat das.
Wenn man Cameron Hunter hieß, überschlugen sich die Leute förmlich, um einen zufriedenzustellen.
Es wurde zaghaft geklopft, und seine Assistentin kam herein. Allerdings blieb sie so dicht an der offenen Tür stehen, dass sie sich beinah noch im Vorzimmer befand.
Lieber Himmel, seit Aimee ihn im Stich gelassen hatte, um sich dem Kinderkriegen und ihrem Mutterdasein zu widmen, hatte er keine vernünftige Assistentinnen mehr gehabt! Nicht einmal das Versprechen, ihren Lohn zu verdoppeln, hatte Aimee halten können. Das war verdammt schade war für ihn, denn ihre organisatorischen Fähigkeiten waren legendär und wurden in der Firma dringend benötigt.
Aimee wäre nicht wie ein verschrecktes Reh in sein Büro geschlichen! Aber Stephanie zuckte jedes Mal zusammen, wenn er sie nur ansprach. Ihre drei Vorgängerinnen waren ähnlich zimperlich gewesen.
Dass seine Angestellten ihn respektierten, machte ihm nichts aus. Im Gegenteil, er erwartete es von ihnen, vor allem seit er mehr als nur eine Handvoll Mitarbeiter leitete. Es war ihm egal, dass sie ihn kühl und distanziert fanden. Er war nun mal nicht der Typ Boss, der sich nach dem Wohlergehen von Kind oder Kaninchen erkundigte!
Sie wussten, dass er sich für sie einsetzte und ihnen den Lebensunterhalt ermöglichte, dass er selbst hart arbeitete und ihre Loyalität belohnte.
Das musste genügen. Er kümmerte sich nicht um das Privatleben seiner Angestellten, und sie kümmerten sich nicht um seins.
Stephanie verschränkte unsicher die Hände und erklärte leise: „Jemand von der japanischen Delegation hat angerufen, um uns mitzuteilen, dass sie am Flughafen aufgehalten worden sind. Er lässt höflichst bitten, die Besprechung auf drei Uhr zu verschieben.“
„Kein Problem“, meinte Cameron. „Sagen Sie einfach allen Betroffenen sofort Bescheid.“
Sie nickte nur und verschwand blitzschnell ins Vorzimmer, während er im Stillen seufzte.
Dann ging er zum Schreibtisch und setzte sich. Hier stand das leere Etui eines Juweliers, über das er kurz die Finger gleiten ließ.
Bis vor Kurzem hatte es eine Frau in seinem Leben gegeben, die keine Angst vor ihm hatte. Nicht einmal die Spur!
Jessica Fernly-Jones, Liebling der High Society, so schön und so flatterhaft wie ein Schmetterling.
Jeder Mann in London – sofern er an Frauen interessiert war – sehnte sich danach, mit dieser Frau liiert zu sein. Und ihm, Cameron Hunter, hatte sie eine Weile lang gehört! Sie war der Gipfel seines Triumphs, seine Trophäe.
Bevor sie zustimmte, regelmäßig mit ihm auszugehen, hatte sie ihn ganz schön nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Es hatte ihm nichts ausgemacht, da er wusste, dass ihre Forderungen zu den Spielregeln gehörten. Eine Medaille mühelos zu erringen machte ja keinen Spaß! Wenn etwas keine Anstrengung und Opfer kostete, war es nichts wert, fand er.
Als Jessica das erste Mal mit ihm zum Essen gegangen war, hatte er die neidischen und zugleich bewundernden Blicke der anderen Männer im Restaurant genossen. Es war sogar besser gewesen als bei seiner Affäre mit dem Supermodel!
Aber zwei Monate später hatte sie sich noch immer geziert, trieb noch immer ihre Spielchen mit ihm und versuchte, ihn zu dressieren wie einen Tiger im Zirkus. Und er hatte angefangen sich zu fragen, ob eine Frau diese Mühe wert wäre. Selbst eine Frau wie Jessica …
Die Antwort auf diese Frage erhielt er an dem Abend, als er Jessica die Schmuckschatulle überreichte. Neunundneunzig von hundert Frauen hätten allein beim Anblick des Juwelieremblems gejubelt und glänzende Augen bekommen.
Nicht so Jessica, das musste er ihr lassen. Sie hatte die Brauen leicht hochgezogen und sexy gelächelt. Ein Lächeln, das verriet, wie sehr sie sich ihres Werts bewusst war. Dass sie jeden Karat des
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