Julia Extra Band 0318
fühle ich mich verpflichtet, sie zu schützen.“ Bittend sah sie Marc an. „Bitte erzähle niemandem davon. Nicht einmal Richard weiß Bescheid.“
„Hast du jemals daran gedacht, mich um Hilfe zu bitten?“, fragte Marc verbittert.
Ava seufzte verzweifelt. „Sicher habe ich auch über diese Möglichkeit nachgedacht. Aber du hattest dich nach meinem Auszug nicht wieder bei mir gemeldet. Ich hatte mich gerade entschlossen, dich anzurufen, als ich in der Zeitung las, dass du eine neue Freundin hattest. Sie war wunderschön. Dunkel und exotisch – ganz anders als ich.“
Marc fluchte auf Italienisch und Französisch. „Du kleiner Dummkopf“, sagte er rau. „Ich wollte dich doch nur eifersüchtig machen. Woher sollte ich denn wissen, dass du eine oder zwei Wochen später verheiratet sein würdest?“
Sie wandte den Blick ab, doch nicht schnell genug. Marc hatte Tränen in ihren Augen schimmern sehen. Er atmete tief durch und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
„Unsere Beziehung“, sagte er schließlich. „Du weißt schon, was zwischen uns ist …“
„Was genau ist denn zwischen uns, Marc?“, fragte sie. „Erpressung nennt sich das. Du weißt selbst, dass es von Anfang an falsch war.“
„Aber das lässt sich ändern“, sagte er, zweifelte jedoch selbst daran. „Wir fangen noch einmal ganz von vorn an und vergessen die Vergangenheit“, schlug er vor. „Warum tun wir nicht so, als wären wir uns gerade erst begegnet?“
Ava schüttelte ablehnend den Kopf. „Ist das wieder eins deiner Spielchen? Weißt du was? Ich habe genug von den Spielen reicher Männer.“
Ernst sah er sie an. „Das ist kein Spiel, Ava. Ich will dich in meinem Leben haben. Hatte ich das nicht klar genug zum Ausdruck gebracht?“
„Ja, das hast du. Aber mir passen deine Bedingungen nicht.“ Sie bedachte ihn mit einem verbitterten Blick und machte sich auf den Weg zur Tür. Allerdings kam sie nur langsam voran, denn die Bettdecke behinderte sie in ihrer Bewegungsfreiheit.
Doch erst in letzter Sekunde hielt Marc Ava auf. „Warte!“ Behutsam umfasste er ihre bebenden Hände, sah ihr tief in die Augen und räusperte sich. „Ich kannte nicht alle Fakten. Was du mir gerade anvertraut hast, lässt die Sache in einem völlig anderen Licht erscheinen. Wir fangen noch mal von vorn an, cara . Wir schaffen das.“
Fragend zog sie die Brauen hoch. „Meinst du nicht, dass es dafür zu spät ist?“ Sie biss die Zähne zusammen und stieß verzweifelt hervor: „Ein einziger Anruf von dir, und all das wäre niemals passiert. Ist dir das eigentlich bewusst? Ein Anruf! Ich habe fünf Jahre meines Lebens verloren, und die kann mir niemand zurückgeben.“
„Ich weiß selbst, wie lang fünf Jahre sein können“, erwiderte er gepresst. Das Herz wurde ihm schwer. Wieso hatte er damals nur auf seinen Stolz gehört? Warum hatte er Ava nicht wenigstens angerufen oder ihr eine SMS geschickt? Unfassbar, dass er dadurch sich und Ava fünf Jahre in der Hölle hätte ersparen können! Die Erfahrungen seines Vaters hatten sein eigenes Leben zu sehr dominiert, doch wie konnte er jetzt wiedergutmachen, was er falsch gemacht hatte? Ava hasste ihn – mit Recht. Verzweifelt fuhr Marc sich durchs Haar.
„Du hast immer betont, wie sehr du Douglas gehasst hast“, hob sie nun an. „Aber du hast mich auch nur benutzt. Er hat mich benutzt, um zu bekommen, was er wollte, und du hättest das verhindern können. Aber das hast du nicht getan.“
Wortlos schaute er sie an. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, was er sagen sollte. Ava hatte völlig recht: Er war genau wie Cole. Er hatte sie ausgenutzt und im Anschluss ihrer beider Leben zerstört. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
Ava setzte nun ihren Weg zur Tür fort. „Ich gehe jetzt duschen. Plötzlich fühle ich mich besudelt.“
Marc zuckte zusammen, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Die Worte hallten noch lange in ihm nach und verfolgten ihn.
Als Ava am nächsten Morgen nach einer schlaflosen Nacht zum Frühstück erschien, war Marc nirgends zu sehen. Celeste zuckte nur abwesend die Schultern, als Ava fragte, ob sie wüsste, wo er war.
„Mir geht es heute nicht so gut, Madame “, erklärte Celeste erschöpft. „Wahrscheinlich hat mich diese Magengrippe, unter der sie gelitten haben, jetzt auch erwischt.“
„Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus“, riet Ava ihr. „Nehmen Sie die restliche Woche frei. Ich bin durchaus
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