Julia Extra Band 0318
machen?“, fragte Beth fröhlich. „Das Spalier? Den Rasen?“
Trotz des fröhlichen Klangs ihrer Stimme nahm Ben in ihren Augen etwas Sehnsüchtiges wahr. Als ob sie auch gern auf den Baum geklettert wäre, um dann frei wie ein Vogel, versteckt im Laub, von ganz oben die Welt zu überblicken. Ob sie sich ihrer Sehnsucht eigentlich bewusst war? Ben wusste es nicht.
„Wie soll der Garten denn sein? Wie möchten Sie sich darin fühlen?“
„Wow! Für tausend Dollar bekomme ich etwas mit Gefühl?“
Ungewollt blickte er auf ihre Lippen. Wenn Sie wollen, bekommen Sie etwas mit Gefühl sogar umsonst. Aber nein, dazu würde er es nicht kommen lassen.
„Ich kann es versuchen“, erwiderte er etwas schroff.
„Okay, ich will das Gefühl eines sonnigen Sommertags mit allem, was dazugehört. Ein gutes Buch, eine schattige Hängematte, ein kaltes Glas Limonade. Ich will mich faul und entspannt fühlen, als ob ich nie wieder arbeiten müsste.“
Das klang nicht besonders aufwendig. Sie schien einfache Dinge zu mögen. Das passte zu ihr. Aber vielleicht wusste sie auch einfach nicht, welche Möglichkeiten die moderne Gartengestaltung bot.
„Viele Leute bauen ihre Gärten heute zu richtigen Zimmern im Freien aus. Mit Platz zum Kochen und mit Spülbecken, Kühlschrank, Grills und Bars. Alles draußen. Ich kümmere mich um das, was fest gebaut werden muss. Letzte Woche habe ich einen Gartenkamin und eine riesige Terrasse für vierzig oder fünfzig Leute gebaut. Die Begrünung und Ausstattung machen andere Leute für mich.“
„Das sprengt wohl ganz klar das Tausend-Dollar-Budget“, warf sie ein.
„Ja, aber wenn es kein Budget gäbe – was hätten Sie gern?“, fragte Ben.
Beth schnaubte verständnislos. „Warum soll ich überhaupt darüber nachdenken?“
„Wir müssen ja nicht alles sofort machen. Ich erstelle für meine Kunden normalerweise einen Plan mit verschiedenen Ausbaustufen, die nacheinander ausgeführt werden können. Es kann gut und gern fünf Jahre dauern, bis ein schöner Garten fertig ist.“ Er lächelte. „Und ein wirklich gelungener Garten ist eine Aufgabe fürs Leben.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon die Ausarbeitung dieses Plans ist wahrscheinlich mehr wert als das, was Kyle mir schuldet.“
„Wenn Sie ihm nichts sagen, sage ich ihm auch nichts. Er kann Ihnen nichts anderes geben als seine Arbeitskraft. Wenn wir ihm die nehmen, hat er gar nichts mehr.“
Weil sie ihm widerwillig zustimmen musste, nickte sie.
„Ich will, dass er vom Arbeiten Blasen an den Händen und Muskelkater im ganzen Körper hat“, sagte Ben.
„Und ich nehme keine Geschenke von Ihnen an!“, erklärte sie stur.
„Die biete ich Ihnen ja auch gar nicht an. Sie wollten einen Rettungsplan für meinen Neffen, und Ihrer hat bislang nicht besonders gut funktioniert. Jetzt bin ich dran. Er muss den Preis für das zahlen, was er getan hat. Einen hohen Preis. Und keine Belohnungen mehr dafür, dass er seinen Frosch füttert.“
„Und wie lange soll er für mich arbeiten?“
„Bis er volljährig ist“, antwortete Ben mit trockenem Humor. „Also, sagen Sie mir jetzt, wie Sie Ihren Garten haben wollen?“
„Ehrlich gesagt ist so eine Gartenküche oder ein Außenkamin nicht mein Stil. Es klingt toll, aber irgendwie habe ich es lieber schlicht und einfach. Eine Hängematte, Limonade, ein Buch. Der Garten soll eine Oase der Ruhe sein. Ein Ort, wo ich es mir an einem heißen Nachmittag mit einem guten Buch gemütlich machen kann. Wo Wasser plätschert und Vögel zwitschern. Und wo Schmetterlinge herumflattern.“
Ben stellte sich ihre nackten Füße vor, wie sie in das weiche Gras des Rasens eintauchten. Das wurde ja immer schlimmer. Jetzt musste sie nicht einmal mehr an einem Eis schlecken, um sein Verlangen zu entzünden.
Aufmerksam beobachtete er, wie sie Kyle sehnsüchtig beim Klettern zuschaute. Und mit einem Mal wusste er, was er für sie bauen würde.
„Was sagen Sie zu einem Baumhaus?“, fragte er sanft.
Noch bevor sie etwas sagte, sah er die Antwort in ihren Augen. Ein Aufblitzen jenes Blicks, den er schon einmal gesehen hatte und der ihn so tief berührte. Sehnsucht, Hoffnung und Neugier lagen darin.
„Ein Baumhaus?“, wiederholte sie mit kaum hörbarer Stimme. „Ist das Ihr Ernst?“
„Kein Baumhaus für Kinder“, sagte er. In Gedanken sah er es bereits vor sich. „Eins für Erwachsene. Ich könnte eine Wendeltreppe um den Stamm bauen, und oben eine Plattform mit
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