Julia Extra Band 0318
„Stimmt doch, oder?“
Der andere Mann verstand sofort. „Allerdings. Genau richtig.“
„Sind wir uns schon einmal begegnet?“, erkundigte sich Eve bei Alexander.
Etwas irritiert zwinkerte er ein paar Mal. „Des Öfteren. Meistens auf Partys und ähnlichen Veranstaltungen. Du warst zusammen mit meiner Frau Mitglied in einem Wohltätigkeitskomitee.“
„Oh.“ Höflich streckte Eve ihm eine Hand entgegen. „Tut mir sehr leid. Ich habe in letzter Zeit Probleme mit meinem Gedächtnis. Wie heißt du gleich?“
„Alexander Navarre, und der Name meiner Frau ist Lia.“
„Ist sie auch hier?“
„Nein, sie ist mit den Kindern zu Hause in der Toskana.“ Dann warf er Talos einen kritischen Blick zu. „Ich bin nur in Venedig, um ihr ein Geschenk zu besorgen. Wir haben heute unseren dritten Hochzeitstag.“
„Wie romantisch.“
Alexander räusperte sich. „Nichts im Vergleich zu euch beiden, wie ich sehe. Also wollt ihr wirklich heute heiraten?“
„Ja“, entgegnete sie schüchtern und strahlte Talos an.
Alexander hatte guten Grund, verstört zu sein, dachte Talos. Immerhin gehörte er zu den wenigen Leuten, die über die ganze Geschichte, wie Eve wichtige Unterlagen aus dem Safe gestohlen und an einen amerikanischen Rivalen weitergegeben hatte, Bescheid wussten. Die Presse hatte damals den größten Schaden angerichtet, lanciert von Talos’ Konkurrenten.
Natürlich konnte Alexander nicht verstehen, warum das heute keine Rolle mehr spielen sollte. Die beiden Männer hatten sich bei geschäftlichen Begegnungen in New York angefreundet und einige Basketballspiele zusammen besucht. Aber über ihre privaten Probleme sprachen sie normalerweise nicht miteinander.
Wenn Eve erst einmal merkte, dass die Vergangenheit nicht so rosig war, wie es jetzt den Anschein hatte, würde sie einer Spontanhochzeit niemals zustimmen. Und heute hatte sie bereits ihre erste Erinnerung gehabt. Die Uhr tickte, und jeden Moment konnten sich weitere Nebelschleier lichten.
Dann wäre alles verloren: seine Rache, sein erstgeborenes Kind, alles!
„Ja, wir werden heute heiraten“, bestätigte Talos mit fester Stimme. „Und wir haben noch mehr gute Neuigkeiten. Wir bekommen nämlich auch ein Baby.“
„Oh“, rief Alexander überrascht, und dann noch einmal: „Oh!“ Er lächelte, so als würde ihm nun alles etwas klarer erscheinen.
Einen besseren Zeitpunkt zu gehen gab es nicht. „Wir machen uns dann mal auf den Weg“, verkündete Talos.
„Auf den Weg?“ Energisch schüttelte Alexander den Kopf und klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Davon will ich nichts hören. Komm mit in die Toskana, Junge! Es sind doch nur wenige Stunden Fahrt von hier. Ich bin auch gerade auf dem Weg dorthin.“
„Aber es ist doch euer Hochzeitstag“, widersprach Eve. „Da wollen wir doch nicht stören.“
„Blödsinn.“ Mit einer Handbewegung verwarf er ihren Einwand. „Ich werde gleich Lia anrufen. Seit sie mit den Babys zu Hause sitzt, sehnt sie sich nach etwas Gesellschaft. Ihr würde es gefallen, eine spontane Feier zu geben. Außerdem will sie bestimmt mit dem frisch renovierten Schloss angeben, wie ich sie kenne.“
„Schloss?“, rief Eve erstaunt. „Ich meine, reden wir hier von einem richtigen Schloss in der Toskana?“
„Ja, der älteste Teil davon ist die mittelalterliche Steinmauer um den Rosengarten herum. Im September ist es dort besonders schön“, versprach Alexander.
„Das klingt toll“, sagte Eve und sah Talos fragend an. „Eine romantische Hochzeitsfeier in der Toskana mit deinen Freunden?“
„Lieber nicht“, wehrte Talos ab. „Wir haben hier auch noch eine Menge Papierkram zu regeln, um die Trauung vollziehen zu können.“
Eve schlang beide Arme um Talos’ Hals und sah ihm flehentlich in die Augen. „Oh, bitte, Talos! Ich würde so gern mit Freunden von dir feiern, als so ganz allein unter Fremden zu sein. Sonst fühlt es sich doch gar nicht echt an.“
Nein, vermutlich nicht, dachte Talos. Und genau das war der Punkt. Diese Ehe war nicht echt , sondern nur Mittel zum Zweck. Aber vielleicht musste er diese eine Schlacht verlieren, um den Krieg letztendlich gewinnen zu können.
„In Ordnung“, stimmte er schließlich zu. „Wir heiraten in der Toskana.“
„Oh, danke!“, jubelte sie begeistert und umarmte ihn so fest sie konnte. „Du bist so lieb zu mir!“
„Ich hole meinen Wagen“, sagte Alexander.
„Nein“, widersprach Talos, „um dein Auto kümmern sich meine
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