Julia Extra Band 0318
nicht besonders, aber sie akzeptierte die Notwendigkeit, wenn man bedachte, wie reich und mächtig Talos war.
Talos seinerseits sah seiner Ehefrau hinterher und dachte über die Worte nach, die er gerade gehört hatte. Ich liebe dich, Talos. Was immer ich letzten Sommer für dich empfunden haben mag, heute liebe ich dich.
Seufzend nahm der das Telefongespräch entgegen. „Xenakis?“
„Das Sydneyprojekt ist so gut wie eingetütet“, verkündete seine Assistentin ohne Umschweife. „Der Vorstand hat gerade positiv für einen Verkauf gestimmt.“
„Gut“, entgegnete er, war aber nicht wirklich bei der Sache. Seine Gedanken galten seiner Frau, die mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen zwischen den Marktständen hin und her schlenderte. Sie sah so glücklich und interessiert aus, als könnte sie gar nicht genug von der Welt um sich herum bekommen.
Gerade wollte er auflegen, da kam ihm blitzartig ein Gedanke. „Lass Eve bitte von Mick Barr überprüfen, ja?“
Seine Assistentin war zu professionell, um sich ihre Überraschung an der Stimmlage anmerken zu lassen. „Ich soll Mrs. Xenakis überprüfen lassen?“
„Er soll herausfinden, woran ihr Vater gestorben ist. Und ob sein Tod in irgendeiner Form etwas mit mir zu tun haben könnte.“
Nachdem Talos aufgelegt hatte, betrachtete er Eve noch eine Weile. Noch vor Kurzem hatte er versucht, ihre Amnesie gegen sie zu verwenden. Ein schändlicher Plan, für den er sich mittlerweile schämte. Doch er hatte nicht damit rechnen können, von ihrer unschuldigen, warmherzigen Art gefangen genommen zu werden. Von ihrer Liebe. Sie entschuldigte sich bei ihm und bat ihn um Verzeihung.
Ihre Offenheit und Ehrlichkeit traf ihn bis ins Mark. Sie akzeptierte die Schuld für ein Vergehen, an das sie sich nicht einmal erinnerte, und das rechnete Talos ihr hoch an. Eve glaubte ihm, bedingungslos. Und das, nachdem er sie angelogen und sogar versucht hatte, sie in eine Falle zu locken, um sie zu bestrafen. So viel Moral musste jeden Mann in die Knie zwingen.
Gerade wollte Talos auf seine Frau zugehen, als sein Handy erneut klingelte. Die Nummer auf dem Display gehörte zu dem Privatdetektiv, dessen Hilfe Talos des Öfteren für verschiedene Zwecke in Anspruch nahm.
„Das ging schnell“, begrüßte er den Ermittler.
„Ich kann Ihnen etwas über den Vater Ihrer Ehefrau berichten, Mr. Xenakis.“ Barr machte eine kurze Pause. „Sagt Ihnen der Name Dalton Hunter etwas?“
Talos wurde zuerst unerträglich heiß, dann jagte ihm ein eisiger Schauer über den Rücken. Mit schweißnasser Hand umklammerte er sein Telefon. „Dalton Hunter?“, wiederholte er krächzend.
„Er starb bei einem Autounfall, als seine Tochter vierzehn Jahre alt war. Danach heiratete ihre Mutter erneut, und zwar einen reichen, britischen Aristokraten. Er adoptierte Eve, und sie nahm seinen Nachnamen an.“
Talos’ Puls raste förmlich, und er konnte kaum fassen, was er gerade erfahren hatte. Dalton Hunter war Eves Vater?
„Warum bin ich darüber nie informiert worden?“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Wir wussten schon länger davon, Boss, aber Sie wollten keine Details mehr über Eves Leben hören. Wir sollten lediglich ihren Aufenthaltsort ausfindig machen.“ Das Schweigen seines Vorgesetzten gab dem Mann Recht. „Die Mutter hat auch nicht mehr so lange gelebt. Sie starb einige Zeit, nachdem sie mit ihrem Kind nach England übergesiedelt war. Irgendetwas mit dem Herzen.“
Herzprobleme , schoss es Talos durch den Kopf. Daltons Frau! Und er wusste genau, wann Bonnie Hunters Herzprobleme begonnen hatten.
„In Ordnung“, sagte er knapp. „Danke für diese Information.“
Minutenlang blickte er starr auf das Telefon in seiner Hand, die andere hatte er zur Faust geballt. Allmählich wurde ihm klar, dass es weder um Geld noch um Eves angebliche Zuneigung zu Jake Skinner ging. Sie musste diesen Schlag gegen Talos geplant haben, seit sie ein vierzehn Jahre altes Mädchen war! Unwillkürlich dachte er an das Buch in ihrem Jugendzimmer: „Wie man sich einen Mann angelt“ .
Nach dem Tod ihres Vaters war ihr ganzes Leben darauf ausgerichtet gewesen, Rache an dem Mann zu nehmen, der ihre Familie ruiniert hatte. Eve musste systematisch die Models und Schauspielerinnen studiert haben, mit denen Talos sich für gewöhnlich verabredete. Sie hatte deren Aussehen und Verhalten kopiert und nachgeahmt, um sein Interesse zu wecken. Es war eine ausgeklügelte Fassade
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