Julia Extra Band 0318
ließ.
Dunkle, funkelnde Augen waren fest auf Eve gerichtet, und in der Tiefe des Blicks glaubte sie so etwas wie lodernden Hass zu erkennen. Ein gruseliger Anblick, der so gar nicht zum freundlichen Lächeln dieses Mannes passte.
Habe ich mir das eben nur eingebildet?, dachte sie nur einen Sekundenbruchteil später. Es wäre kaum ein Wunder, nachdem sie sich bei ihrem Unfall, an den Eve sich ebenfalls nicht erinnern konnte, hart den Kopf angeschlagen hatte.
„Eve“, flüsterte er. „Ich dachte schon, ich würde dich nie finden.“
Mit warmen Fingerspitzen strich er über ihre Wange, und diese Berührung weckte ein vertrautes Gefühl in Eves Herz. Aber in ihrer Magengegend kribbelte es, und sie konnte kaum glauben, was nun offensichtlich wurde. War dieser Mann etwa ihr Liebhaber? So hatte sie ihn sich überhaupt nicht vorgestellt!
Als Dr. Bartlett ihr erzählte, ihr Freund würde aus Australien anreisen, hatte sie sich im Geiste einen freundlich aussehenden Mann mit herzlicher Ausstrahlung und einem offensichtlichen Sinn für Humor ausgemalt. Ein Lebensgefährte, mit dem man am Ende eines Tages gemeinsam das Geschirr abwusch und die alltäglichen Sorgen teilte. Sie wünschte sich einen liebevollen Partner, einen ebenbürtigen Gleichgesinnten.
Nicht in ihren wildesten Träumen hatte sie einen dunklen Schönling mit harter Ausstrahlung erwartet – subtile Grausamkeit gepaart mit unheimlich anziehendem Sexappeal. Ohne Zweifel konnte dieses Prachtexemplar ein Frauenherz mit einem einzigen Blick in zwei Hälften schneiden.
„Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?“, fragte er mit tiefer Stimme.
Stumm betrachtete sie sein Gesicht, doch in ihrem Kopf ließ sich keine einzige persönliche Erinnerung an diesen Mann abrufen. Nicht an die Intimitäten, die sie geteilt haben mussten, nicht an die Emotionen. Nichts!
Behutsam half er Eve, sich aufzusetzen. Dabei ließ er seine Hand etwas länger auf ihrem Rücken liegen, und Eve befeuchtete nervös ihre trockenen Lippen.
„Sie müssen … du bist dann wohl Talos Xenakis?“, begann sie unsicher und wartete darauf, dass er diese Vermutung abstreiten würde. Beinahe hoffte sie, er würde sich als jemand anderer vorstellen. Und dann könnte ihr liebevoller, warmherziger Lebensgefährte mit einem tröstenden Lächeln auf dem Gesicht das Krankenzimmer betreten …
„Also erkennst du mich doch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Deine zwei Angestellten, auch der Arzt, haben mir deinen Namen verraten. Sie sagten, du wärst unterwegs hierher.“
Eindringlich betrachtete er sie.
„Dr. Bartlett sprach von einer Amnesie, aber ich kann das kaum glauben. Doch es stimmt, oder? Du kannst dich wirklich nicht mehr an mich erinnern?“
Eve konnte sich vorstellen, wie sehr ihn das verletzen musste. „Es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich und rieb sich die Stirn. „Ich versuche es ja, aber das Erste, woran ich mich wieder erinnern kann, ist die Tatsache, dass dein Angestellter Kefalas mich aus dem Wagen gezogen hat. Zum Glück waren die beiden zum Unfallzeitpunkt genau hinter mir.“
Sein Mund verzog sich unmerklich. „Ja. Das war wirklich Glück.“ Talos richtete sich auf. „Du wirst heute entlassen.“
Ihr stockte der Atem. „Heute schon?“
„Um genau zu sein: jetzt.“
„Aber …“ Zuerst biss sie sich auf die Lippe, dann sprach sie doch weiter. „Aber ich erinnere mich doch an nichts. Eigentlich habe ich gehofft, dass dein Besuch bei mir …“
„Ich sollte deine Erinnerung wecken?“
Eve nickte kleinlaut. Es hatte natürlich keinen Sinn, jetzt enttäuscht zu sein, das wusste sie genau. Außerdem wollte sie Talos nicht noch mehr verunsichern, als sie es ohnehin schon tat.
Allerdings wurde sie den dicken Kloß in ihrem Hals einfach nicht los. Es schien ihr so plausibel zu sein, dass ihr Herz reagieren würde, wenn sie den Mann erblickte, den sie liebte. Es sei denn, sie liebten sich gar nicht!
Dieser plötzliche Gedanke erschreckte Eve. War sie etwa schwanger von einem besseren One-Night-Stand?
„Mir ist klar, dass dich diese Situation ziemlich belasten muss“, begann sie und schob ihre eigene Angst beiseite. „Ich habe keine Ahnung, wie schrecklich sich das anfühlen muss, wenn man jemanden liebt, und dieser jemand erinnert sich nicht an dich.“
Liebst du mich denn?, fragte sie im Stillen und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Liebe ich dich?
„Scht! Schon gut“, beruhigte er sie und küsste sie auf die Stirn. Seine
Weitere Kostenlose Bücher