Julia Extra Band 0319
hinwegsetzen.“
„Das tut er doch gar nicht. Er will, dass sein Kind den Namen seiner Familie trägt. Was kann daran falsch sein?“
„Gar nichts ist daran falsch. Aber sein ganzes vorheriges Verhalten ist einfach empörend.“
„Das musst du gerade sagen.“
„Was soll das denn heißen?“
„Du hast in den letzten vier Jahren auch nicht gerade enthaltsam gelebt.“
„Das ist etwas ganz anderes. Ich hatte ja auch keine Verlobte.“
„Nur, weil du jünger bist als er. Wenn du der Älteste wärst, hätte diese alberne Vereinbarung dich getroffen.“
„Wenn ich der Älteste wäre, hätte ich diese Entscheidung respektiert.“
„Das lässt sich leicht sagen, Mr. Casanova. Stell dir vor, du müsstest vier Jahre lang wie ein Mönch leben.“
„Das hat Dimitri doch gar nicht getan.“
„Nein, und gerade du solltest am besten verstehen, warum er das nicht getan hat.“
„Wieso ausgerechnet ich?“
„Wie du mir selbst gesagt hast, Spiros, hast du viele Frauen geküsst – und noch mehr mit ihnen gemacht –, aber bis jetzt hast du keine von ihnen geheiratet. Siehst du nicht, wie scheinheilig es von dir ist, deinen Bruder für sein Verhalten zu verurteilen?“
Er starrte sie entsetzt an, als könnte er nicht glauben, dass sie ihn so unverblümt zur Rede stellte. „Die Frauen, mit denen ich geschlafen habe, wussten, dass ich nicht an einer festen Beziehung interessiert bin.“
„Das ist so traurig, Spiros. Außerdem bin ich sicher, dass Xandra wusste, dass Dimitri vergeben ist.“
„Immerhin ist sie schwanger geworden. Wie konnte das passieren?“ Er versuchte seiner Stimme einen strengen Ton zu geben, doch er klang inzwischen eher erschöpft als empört.
„Ich weiß es nicht, aber ich betrachte es auf jeden Fall als Geschenk Gottes, und dass du nicht dasselbe tust, spricht nicht für dich, mein Freund.“
„Das habe ich nie gesagt. Ist dir eigentlich bewusst, was du mir alles unterstellst? Und wie einen Freund hast du mich in den vergangenen zwei Wochen wirklich nicht behandelt.“ Tiefe Trauer überschattete seine schönen Augen.
Sie wappnete sich gegen den Schmerz. „Dasselbe gilt für dich.“
„Ich habe dich so oft angerufen. Aber du hast immer abgeblockt.“
„Du wusstest, dass Dimitri nicht freiwillig zugestimmt hatte, mich zu heiraten.“ Die Demütigung tat weh. Die ganze Situation hatte ihren Stolz schon genug verletzt – ganz zu schweigen von ihrem Herzen. „Und du hast es mir nicht erzählt. So verhält sich kein Freund.“
„Ich dachte, wenn ich es dir sage, verletze ich dich nur noch mehr.“
„Glaubst du wirklich, unsere Ehe wäre unter diesen Voraussetzungen glücklich geworden?“, fragte sie ungläubig.
Spiros schüttelte müde den Kopf. „Was macht es für einen Unterschied, was ich denke? Seit du aus meinem Büro gerannt bist, haben wir uns nicht mehr richtig unterhalten.“
„Du bist es doch, der sich zurückgezogen hat.“
„Das war ein Fehler.“
„Nein. Wenn ich deinen Bruder geheiratet hätte, wäre es unerlässlich gewesen, dass wir auf Abstand gehen“, gestand sie, ohne groß darüber nachzudenken.
„Unerlässlich, aber unerträglich.“
Sie wollte ihm so gern Glauben schenken. Doch im Moment fiel es ihr schwer, überhaupt noch an irgendetwas zu glauben. Auch an seine Zuneigung. Sie war in letzter Zeit zu oft enttäuscht worden, zu oft betrogen … zu oft verletzt.
Phoebe stand auf. Ihre Gefühle drohten sie zu überwältigen.
„Wohin gehst du?“
„Ich gehe nach Hause“, beschloss sie spontan. „Mein Vater kann mich auf dem Laufenden halten.“
„Geh nicht, Phoebe.“
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Und warum nicht?“
„Ich brauche dich hier.“ Spiros ließ die Schultern hängen. „Du bist meine beste Freundin.“
Wie könnte sie ihm diese Bitte abschlagen? Wo sie noch nicht einmal wusste, ob sie ihm überhaupt jemals würde etwas abschlagen können. „Ich brauche einen Kaffee. Willst du auch irgendetwas?“
Er stand auf. „Ich begleite dich. Wir bringen deinem Vater und Dimitri etwas mit.“
So viel also zu ihrem Plan, ein paar Minuten für sich allein zu haben. Doch nach dieser Achterbahnfahrt der Gefühle war Phoebe fast froh, Spiros an ihrer Seite zu haben.
Sie nahm seine Hand und drückte sie fest. „Okay.“
Der hysterische Klang in der Stimme ihrer Mutter ließ Phoebe aufhorchen. Sie war gerade aufgewacht und hatte sich eigentlich etwas zu essen aus der Küche holen wollen. Nachdem sie erst in den frühen
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