Julia Extra Band 0319
entstand.
„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich nicht früher etwas gesagt habe. Ich wünschte, ich könnte es irgendwie wiedergutmachen“, entschuldigte sich Dimitri etwas steif.
Ihr Vater zuckte die Schultern. „So ist eben das Leben“, versuchte er sich gelassen zu geben. Doch je weiter der Abend voranschritt, desto offensichtlicher wurde es für Phoebe, dass er sich nicht nur um die Gesundheit seines alten Freundes sorgte.
Der mögliche Bankrott von Leonides Enterprises belastete ihn schwer. Und Phoebe genauso. Zwar war sie unglücklich über die ihr zugedachte Rolle bei der Rettung der Firma, doch sie wusste ebenso gut wie ihr Vater, dass etwas geschehen musste. Schon vorher hatte sie sich verantwortlich gefühlt, doch nachdem sie in den letzten Wochen so eng mit ihrem Vater zusammengearbeitet hatte, war ihr der Ernst der Lage erst richtig bewusst geworden.
Die Existenz ihrer Familie und Hunderter Angestellter stand auf dem Spiel.
Spiros schwankte seinem Bruder gegenüber zwischen distanzierter Höflichkeit und offener Feindseligkeit. Er konnte ihm die Verletzung der Familienehre nicht so leicht vergeben wie Phoebe.
Doch wie konnte sie Dimitri böse sein? Er war verliebt. Und wenn Spiros bereit gewesen wäre, den Platz seines Bruders einzunehmen, hätte auch sie das Versprechen gebrochen, ohne einen Moment zu zögern. Dass der Kuss Spiros nichts bedeutet hatte, war ihr fast zum Verhängnis geworden, und sie wusste, dass sie auch mit Spiros geschlafen hätte, wenn es sich ergeben hätte. Obwohl sie Dimitri versprochen war. Nur ein Zeichen, eine kleine Ermutigung, und sie hätte sich Spiros hingegeben.
Doch davon wollte Spiros nichts wissen. Für ihn zählte nur, dass sein Bruder ihn enttäuscht hatte … wie schon seine Eltern ihn enttäuscht hatten. Phoebe empfand tiefes Mitgefühl mit den beiden Brüdern.
All dieser Schmerz, und kein Ende in Sicht. Nicht solange Xandra verschwunden blieb und Dimitri die Angst quälte, ob ihr etwas zugestoßen war. Nicht solange Theo in Lebensgefahr schwebte. Nicht solange für Spiros die Familienehre über allem stand. Phoebe war unendlich dankbar, dass er nichts von ihrer Liebe ahnte, doch Dimitri tat ihr leid. Erkannte Spiros denn nicht, wie sehr sein Bruder Xandra liebte? Und dass er mit seiner Verbohrtheit die Gesundheit seines Großvaters nur noch mehr gefährdete?
Schließlich erkundigte Dimitri sich bei den Krankenschwestern, ob es irgendwelche Neuigkeiten gab, und Aristoteles wollte sich auf dem Krankenhausgelände die Beine vertreten. Als sie allein im Wartesaal waren, nutze Phoebe die Chance, beruhigend auf Spiros einzureden. „Sei nicht so streng mit ihm.“
„Mit wem?“, fragte er scheinheilig.
Sie sah ihn vielsagend an. „Dimitri braucht deine Hilfe. Es ist schwer genug für ihn. Du darfst ihn nicht verurteilen. Er braucht jetzt die Unterstützung seiner Familie.“
„Daran hätte er denken sollen, bevor … bevor …“
„Bevor was? Bevor er sich zu seiner Liebe bekannt und den Namen der Familie Petronides beschmutzt hat?“, fragte sie mit Sarkasmus in der Stimme.
„Glaubst du etwa, das ist der Grund, warum ich so wütend bin?“
„Ja.“ Warum sonst sollte er so verärgert über seinen Bruder sein?
„Wenn Dimitri von Anfang an aufrichtig gewesen wäre – seiner Freundin gegenüber, aber auch sich selbst gegenüber –, hätte dieser ganze Schlamassel vermieden werden können.“ Er wandte kurz den Blick ab, dann sah er sie wieder an, und seine Augen funkelten. „Und dir wäre viel Kummer erspart geblieben.“
„ Mir ?“
„Ja, dir. Ich weiß, dass ich mich damals in meinem Büro unverzeihlich benommen habe, aber verdammt noch mal, Phoebe, wie kommst du nur darauf, dass mir deine Gefühle egal sind?“
„Weil du wolltest, dass ich Dimitri heirate.“
„Bist du dir da so sicher?“
„Das hast du jedenfalls gesagt. Lüg mich jetzt nicht an.“
„Vielleicht habe ich meine Meinung geändert.“
Sie sah ihn ungläubig an. „Lass uns ein anderes Mal darüber reden. Jetzt geht es erstmal um dich und deinen Bruder. Ich möchte verhindern, dass es zwischen euch zum Bruch kommt.“
„Er hat den Namen der Familie in den Schmutz gezogen, Phoebe.“
Sie hatte damit gerechnet, dass er etwas in der Art sagen würde, aber irgendwie klang er selbst nicht ganz überzeugt. „Willst du damit sagen, dass dir der gute Ruf deiner Familie wichtiger ist als dein Bruder?“
„Nein, aber er kann sich nicht einfach über die Familie
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