Julia Extra Band 0319
nicht so?“
„Du machst den armen Kerl verrückt, Phoebe. Schon seit einer ganzen Weile. Und wie du ihn ansiehst … nicht wie eine Schwester. Als dein Bruder kann ich das beurteilen. Die Luft knistert förmlich zwischen euch.“
Er hatte recht.
Chrysanthos fuhr mit Phoebe zu einem angesagten Club, wo sie stundenlang mit den Freunden ihres Bruders, aber auch mit wildfremden Männern tanzte. Wie ihr Bruder versprochen hatte, amüsierte sie sich prächtig. Für eine Weile vergaß sie alle Sorgen, dachte nicht mehr an Spiros und ihre Familie.
Sie tanzte bis an den Rand der Erschöpfung, sodass sie ohne Probleme einschlief, als sie spät in der Nacht nach Hause kam. Am nächsten Morgen fühlte sie sich seltsamerweise ganz im Reinen mit sich selbst.
Die alte Weisheit, dass alles leichter war, nachdem man darüber geschlafen hatte, bewahrheitete sich. Jedenfalls in diesem Fall. Phoebe erinnerte sich außerdem daran, was Chrysanthos über Spiros gesagt hatte. Dass sie ihn verrückt machte. Zunächst war ihr die Bemerkung furchtbar peinlich gewesen, doch im Nachhinein gab sie ihr neue Hoffnung.
Offensichtlich fühlte sich Spiros schon seit Längerem zu ihr hingezogen. Es war ihr nur nicht aufgefallen. Doch sie hatte sich ja auch eingeredet, dass es zwischen ihnen nie etwas werden konnte. Deshalb hatte sie die Zeichen nicht erkannt.
Als sie sich in ihrer winzigen Studentenwohnung geküsst hatten, war sein Verlangen nach ihr nicht mehr zu ignorieren gewesen. Doch später hatte er den Kuss als Ausrutscher abgetan.
Jetzt kam sie ins Grübeln. Hatte er die Bedeutung dieses Kusses nur deshalb heruntergespielt, weil er seine Loyalität der Familie gegenüber nicht aufs Spiel setzen wollte? Sie war seinem Bruder versprochen, und Spiros hatte mehr als deutlich gemacht, dass dieses Versprechen Vorrang hatte. Er hatte es ihr leichter machen wollen, ihr Versprechen zu halten.
Doch all das waren nur Vermutungen.
Es gab nur einen Weg, herauszufinden, was er für sie empfand. Blieb nur die Frage, ob sie den Mut dazu hatte. Was war, wenn sie sich täuschte? Würde sie es ertragen können, wenn er sie erneut zurückwies?
Was sie erwartete, war vielleicht eine Ehe ohne Liebe und Leidenschaft. Bei diesem Gedanken fasste sie neuen Mut. Sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Lieber jetzt seine Zurückweisung ertragen, als den Rest des Lebens mit einem Mann zu teilen, den sie zwar liebte, aber der ihre Gefühle nicht erwiderte. An der Seite von Dimitri hätte sie eine Zweckehe ertragen können, an der Seite von Spiros wäre es für sie die Hölle. Und das wollte sie sich nicht antun. Nicht einmal, wenn das die Rettung von Leonides Enterprises bedeutete.
Spiros schloss die Tür zu seiner Wohnung auf, während er seine Mailbox abhörte. Noch immer keine Nachricht von Aristoteles oder Phoebe. Zwar war nicht einmal ein Tag vergangen, seit er ihnen seinen Vorschlag unterbreitet hatte, doch allmählich wurde er ungeduldig. Er musste einfach wissen, ob Phoebe zustimmen würde.
Er schenkte sich einen Whisky ein und nippte daran, als es plötzlich klingelte.
Überrascht drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage. „Wer ist da?“
„Phoebe.“
Was wollte sie hier? War sie gekommen, um ihm persönlich die Antwort zu überbringen? Gleich würde er es wissen.
Spiros erkannte ihr unverwechselbares Klopfen sofort. Als er sie hereinließ, forschte er in ihrem Gesicht nach einem Zeichen, das ihm verriet, wie sie sich entschieden hatte. Sie wirkte … entschlossen. War das gut oder schlecht? Reiß dich zusammen, ermahnte er sich.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er, als sie sich auf die Kante des sonnengelben Ledersofas setzte.
Es war sehr bequem, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob ihm die Farbe gefiel. Es passte jedoch zu den anderen Möbeln, und darauf kam es an, hatte die Innenarchitektin erklärt, die ihm seine Wohnung eingerichtet hatte.
„Was trinkst du denn?“, wollte Phoebe wissen.
„Whisky.“
Sie rümpfte die Nase und sah dabei einfach hinreißend aus. „Hast du vielleicht einen Sprizz ?“
„Wir sind hier in Griechenland, Phoebe. Nicht in Italien oder Amerika.“
„Na und? Es ist doch nichts anderes als Aperol mit Weißwein oder Prosecco.“
Er ging in die Küche und kam ein paar Minuten später mit einem rosa Getränk zurück. Es war nicht das erste Mal, das er ihr diesen Drink mixte, doch er tat es nie, ohne sie zu necken. Er
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