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Julia Extra Band 0319

Julia Extra Band 0319

Titel: Julia Extra Band 0319 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KATE HEWITT NATALIE RIVERS CAROL MARINELLI LUCY MONROE
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beerben. Karim aber, und später auch sein kleiner Bruder Ibrahim, hatten mehr Freiheiten und genossen sie.
    Die Brüder waren vollkommen unterschiedlich. Hassan hatte die strahlend blauen Augen seiner Mutter geerbt, doch nicht ihre Lebensfreude und ihre Leichtigkeit. Ahmed war groß und schlank und ebenso von ständiger Unruhe getrieben wie die Mutter. In Ibrahim dagegen fanden sich beide Eltern wieder. Er war herrschsüchtig und kühl wie sein Vater, aber auch ungestüm und wild wie seine Mutter.
    Einzig Karim war ganz der Sohn seines Vaters.
    In einem Moment größter Nähe hatte der Vater einmal gesagt, Karim sei für das Land am besten von allen Brüdern als Herrscher geeignet.
    Er war bestimmend, selbstbewusst und von einer natürlichen Strenge. Niemals ließ er sich in der Öffentlichkeit zu einer Gefühlsregung hinreißen. Selbst als seine Mutter das Land verlassen musste und nach England floh, hatte er als einziger der Brüder keine Träne vergossen. Er hatte begriffen, dass es keine Alternative gab. Sie war die Frau des Königs und unterlag damit strengen Regeln, die sie gebrochen hatte.
    Als drittes Glied in der Kette hatte er es weitaus einfacher als seine Brüder. An sie wurden hohe Erwartungen gestellt, nach dem Militärdienst mussten sie Politik und Geschichte studieren und sich auf die Regierungsgeschäfte vorbereiten. Karim aber hatte seiner Leidenschaft nachgeben und Medizin studieren dürfen. Er war nach London gezogen, hatte seine Mutter regelmäßig gesehen und war häufig in den Klatschspalten der Presse aufgetaucht als schneidiger Prinz, dem die schönsten Frauen Englands zu Füßen lagen.
    Wann hatte sein Leben begonnen sich zu verändern?
    Müde lehnte Karim die Stirn an die kühle Fensterscheibe und starrte in den Londoner Abendhimmel. Unten auf der Straße fuhren Taxis und die roten Doppeldeckerbusse, Passanten hasteten nach Hause.
    Irgendwann hatte er begriffen, dass sein leichtes Leben vorbei war und er Pflichten zu erfüllen hatte. Wie eine eisige Hand hatte sich die Furcht um sein Herz gelegt. Zunächst hatte er die Beklemmungen abschütteln können, doch inzwischen beherrschten sie sein Leben.
    Als Hassan heiratete, schien alles geordnet. Doch die Familie wartete lange auf einen Erben, und als Hassan schließlich die gute Nachricht mitteilen konnte, währte die Freude nur kurz. Das Baby kam zwei Monate zu früh zur Welt, es hatte keine Überlebenschance. Karim hatte den kleinen Neffen, Kaliq, in den Armen gewiegt und mit dem professionellen Blick des Arztes erkannt, dass keine Maschinen, keine Medizin hier helfen konnten. Er war einfach zu schwach. Stundenlang hatte Karim den Jungen gehalten und gestreichelt, bis er seinen letzten Atemzug machte. Schon damals hatten sich erste Stimmen der Besorgnis in seinem Unterbewusstsein gemeldet, doch Karim wollte sie nicht hören. Selbst wenn Hassan dem Land keinen Thronfolger schenken konnte, war da immer noch Ahmed, der eines Tages König des Landes werden konnte.
    Ahmed. Er war ein eitler Draufgänger, doch sein Benehmen konnte Karim nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ahmed labil und charakterlich wenig gefestigt war – allerdings hatte er damals nicht erkannt, wie brüchig das Eis tatsächlich war, auf dem sein Bruder sich bewegte.
    Schließlich war Ahmed an der Bürde, König werden zu müssen, zerbrochen. Eines Tages war er mit seinem Geländewagen in die Wüste aufgebrochen und nie zurückgekehrt. Selbstmord war eine Sünde, deshalb erklärte man seinen Tod mit einem Hitzschlag.
    Die Fahnen waren auf Halbmast geflaggt, das Volk trug Trauer. Was der Tod des Bruders für Karims Zukunft bedeutete, wurde nie ausgesprochen.
    Es musste kein Wort darüber verloren werden.
    Solange er der Dritte in der Erbfolge gewesen war, konnte er sich seiner Berufung, der Medizin, hingeben, doch jetzt wurden die Regierungsgeschäfte immer wichtiger. Karim hatte versucht, die Stimmen in seinem Unterbewusstsein zu überhören, und sich stattdessen in den Bau der Universität und der neuen Klinik geflüchtet. Meisterlich hatte er es verstanden, die Augen vor der Zukunft zu verschließen.
    Doch jetzt hatte ihn die Wirklichkeit eingeholt.
    Du bist stark, sagte er sich immer wieder, du wirst ein guter König sein.
    Ja, er war stark. Und nicht einmal sich selbst würde er die quälende Wahrheit eingestehen.
    Energisch schob er die düsteren Gedanken beiseite und zwang sich, die schwere Bürde auf sich zu nehmen.
    Das Zimmer war bereits in leichte Dämmerung

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