Julia Extra Band 0319
anhören – ungehemmter Sex mit jemandem, den sie nie wiedersehen würde –, doch Felicity hatte nicht das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
Lächelnd dachte sie zurück an den Augenblick, als sie aus dem Lift getreten war, durch den Hotelflur ging und auf dem Weg nach ihrem Zimmerschlüssel suchte. Als sie vor ihrer Suite ankam, erwartete sie ein riesiger Strauß Orchideen in dunklem Rosa. Er musste ein Vermögen gekostet haben. Mit Tränen in den Augen hatte Felicity die Karte geöffnet, die inmitten der Blumen steckte.
Ich werde dich niemals vergessen.
Karim
Wie soll ich dieses Erlebnis jemals aus meinem Gedächtnis löschen können?, fragte sich Felicity, während sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss. Fast im gleichen Moment sah sie, dass der Anrufbeantworter blinkte. Ein Zeichen dafür, dass Nachrichten hinterlassen worden waren. Mit klopfendem Herzen drückte sie auf den Knopf. Ein Gruß von Karim? Doch es war Noor, die ihr eine Stelle als Hebamme anbot.
Das Gehalt war höher, als sie erwartet hatte. Allerdings sollte sie sich bereits in zwei Tagen entscheiden und in der kommenden Woche anfangen. Erleichtert stellte Felicity fest, dass Karim bei diesem Angebot nicht die Finger im Spiel hatte, denn Noor hatte sie kurz nach der Informationsveranstaltung angerufen.
Der zweite Anruf kam von ihrer Mutter. Sie bat darum, dass Felicity sie sofort anriefe, wenn sie wieder zu Hause sei. Doch stattdessen wanderte sie ruhelos durch die Wohnung, blieb schließlich am Fenster stehen und starrte in den dunklen Nachthimmel. Irgendwo dort oben war Karim gerade in einem Flugzeug unterwegs zu seinem kranken Vater und fragte sich vielleicht, ob er sie überhaupt wiedersehen wollte.
Ich werde dich niemals vergessen.
Auf Karim wartete eine Menge Arbeit, wahrscheinlich hatte er gar keine Zeit, an sie zu denken. Sie aber würde ihn wirklich niemals vergessen. Jede gemeinsame Sekunde hatte sich unauslöschlich in ihr Herz gebrannt. Und außerdem, gestand Felicity sich ein, während ihr die Tränen, die sie während der Rückfahrt tapfer zurückgehalten hatte, über die Wangen liefen, würde sie für immer an ihn denken, weil er die Liebe ihres Lebens war.
5. KAPITEL
In der Woche, die ihr für die Vorbereitungen blieb, hatte sie nicht eine Sekunde Zeit zum Nachdenken. Unzählige Papiere waren auszufüllen, das andere Stellenangebot musste abgelehnt werden, und außerdem warteten Freunde und Familie auf einen Abschiedsbesuch. Immer wieder versicherte Felicity ihrer Mutter und Georgie, dass sie wiederkommen werde. Dennoch fiel die Trennung auch ihr unglaublich schwer.
Am Flughafen schloss sie ihre zerbrechlich wirkende Schwester ein letztes Mal liebevoll in die Arme.
„Pass gut auf Mum auf“, bat sie. Tatsächlich machte sie sich weniger Sorgen um ihre Mutter als vielmehr um Georgie. Wie würde sie es verkraften, künftig auf sich allein gestellt zu sein?
„Das verspreche ich dir“, erwiderte Georgie gefasst. „Wir werden es schaffen, mach dir keine Sorgen.“
„Natürlich nicht“, log Felicity. Sie wünschte sich, auch ihre Schwester würde einen Mann wie Karim finden, der ihr Kraft gab und sie liebte. Hoffentlich warf diese Trennung Georgie in ihrem Genesungsprozess nicht wieder zurück. „Du bist stark, du wirst es schaffen“, sprach sie ihr Mut zu.
„Ich weiß.“
„Ruf bitte sofort an, wenn du dort bist“, verlangte ihre Mutter zum wiederholten Male.
„Selbstverständlich“, versicherte Felicity. „Aber Mum, erwarte nicht, dass ich mich ständig melde. Und bitte ruf mich nicht auf dem Handy an, das ist zu teuer.“
„Das weiß ich“, gab sie traurig zurück. „Viel Glück, mein Liebling.“
Felicity war gerührt, wie sehr ihre Mutter sich bemühte, tapfer zu sein. „Das wünsche ich euch auch.“
Eine allerletzte Umarmung, dann verschwand Felicity durch die Sicherheitskontrolle. Als sie sich in der Wartezone in einen der Sessel fallen ließ, ergriff sie zum ersten Mal ein Gefühl aufregender Vorfreude.
Jetzt begann ihr Leben. Dies war ihr Abenteuer.
Mit dem Geld, das sie in der Klinik verdiente, konnte sie in kurzer Zeit die Schulden für Georgies Behandlung zurückzahlen, und dann stand ihr eine unbeschwerte Zukunft bevor. Sie wollte ihr altes Leben mit all seinen Sorgen abschütteln. Und außerdem glomm tief in ihrem Herzen ein Fünkchen Hoffnung, dass sie Karim wiedersehen würde.
Der Flug war lang, aber komfortabel. Die eigene Fluglinie des kleinen Landes, Zaraq Air,
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