Julia Extra Band 0319
liegt oder an meinen Nerven.“
„Bald bist du wieder zu Hause“, tröstete Helen sie.
Auch Karim wäre bald wieder daheim im Palast. Spätestens dann würde er bemerken, dass sie verschwunden war. Wie würde er reagieren?
Ein krampfartiger Schmerz ließ Felicity aufstöhnen. Erschrocken drehte sie sich zu Helen um, dann verschwand sie auf der Toilette.
Ihre Befürchtung wurde Wirklichkeit, als sie das Blut sah. Sie würde das Baby verlieren.
Wie sehr hatte sie gehofft, nicht schwanger zu sein, doch jetzt wollte sie das Kind nicht mehr hergeben. Sie hatte so viel gewagt. Sollte nun alles vergebens gewesen sein?
Besorgt sah Helen sie an, als sie zurückkam.
„Was ist passiert?“
„Nichts.“ Sie wollte Helen nicht beunruhigen.
„Felicity, du hast doch etwas. Du bist weiß wie die Wand.“
„Ich blute.“
Erschüttert legte die Freundin ihr eine Hand auf die Schulter, dann begann sie beherzt, alles Weitere zu regeln.
Die Stewardessen waren rührend hilfsbereit. Sie machten für Felicity ein bequemes Lager in der Ersten Klasse, wo sie sich ausstrecken konnte, brachten ihr Kissen, strichen ihr tröstend über die Stirn. Doch niemand konnte ihr wirklich helfen.
Fassungslos blickte sie aus dem kleinen Fenster in den strahlend blauen Himmel und wartete auf die erlösenden Tränen. Doch sie konnte nicht weinen.
Sie wartete, bis das Flugzeug gelandet war, ließ sich auf die Trage helfen und ins Krankenhaus transportieren. Nur ein Gedanke tröstete sie: Sie war in England!
Auf dem Weg in die Klinik griff sie nach ihrer Handtasche, nahm ihr Handy heraus und schaltete es ein. Karim hatte ihr mehrere Nachrichten geschickt und ständig versucht, sie anzurufen.
In diesem Moment klingelte es, und erst jetzt verlor Felicity die Kontrolle.
„Ich habe es verloren“, schluchzte sie. „Ich habe unser Baby auf der Flucht vor dir verloren.“ Eine unsagbare Wut ergriff von ihr Besitz. „Du kannst mich hassen dafür, Karim, und du kannst mich suchen. Das ist mir egal. Ich verabscheue dich. Niemals werde ich dir verzeihen, dass du mich zu solch einem Schritt getrieben hast.“
11. KAPITEL
Felicity.
Die ganze Zeit, während er im Krankenhaus gesessen und auf das Ende der Operation gewartet hatte, kreisten seine Gedanken um sie.
Sie gab ihm Kraft.
Es war so wundervoll gewesen, ihre Hand zu halten und zu spüren, dass sie für ihn da war.
Die Operation hatte fast zwölf Stunden gedauert – eine Zeit, in der sowohl das Königshaus als auch das Volk den Atem angehalten hatte.
Hassan hatte ihn mit Verachtung gestraft, Ibrahim hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen. Und Karim hatte an Felicity gedacht.
Als er sie das erste Mal anrief und sie darum bat, nicht gestört zu werden, hatte er ihren Wunsch akzeptiert. Sie würde all ihre Kraft brauchen, wenn er ihr heute Abend erzählte, was er tatsächlich mit ihrem Kind vorhatte. Er wusste, sie würde nicht kampflos aufgeben. Doch die Entscheidung war längst gefallen.
Ihr Baby würde als Kind von Hassan und Jamal aufwachsen.
Ihr gemeinsames Baby.
Diese drei Worte pochten in seinem Kopf, ließen ihn nicht mehr los.
Nachdem die Operation glücklich verlaufen war, hatte er sich müde, aber würdevoll auf den Heimweg gemacht. Äußerlich war er stark und unberührbar, doch innerlich fühlte er sich schmutzig und gemein.
Er sehnte sich danach, in ihren Armen zu liegen und ihre Zärtlichkeit zu spüren. Aber die Stunde der Wahrheit war gekommen. Mutig und energisch musste er ihr gegenübertreten.
Doch als er im Palast ankam, war sie fort.
Ungläubig sah er im Bad nach, doch es war leer. Auch ihr Bett war unbenutzt. Tobend vor Zorn befragte er den Chauffeur, seine Sicherheitskräfte, das Krankenhauspersonal und ließ schließlich die Passagierlisten am Flughafen überprüfen. Jetzt war seine Befürchtung Wirklichkeit.
Sie war gegangen.
Beinahe minütlich versuchte er, sie anzurufen. Und als er sie endlich erreichte, überbrachte sie ihm die entsetzliche Nachricht.
Es würde kein Baby geben. Bevor er überhaupt eine Chance hatte, es zu sehen und vielleicht sogar zu lieben, war es aus seiner Welt verschwunden. Ebenso wie Felicity.
Sie würde niemals zurückkehren.
Hätte er sie halten können, wenn er wachsamer gewesen wäre? Wenn er nicht erlaubt hätte, dass sie die Wüste verließ?
„Vielleicht ist es besser so“, meinte Hassan ungerührt. „Sie war schwach, sie hätte das Geheimnis nicht für sich behalten …“
Nur Ibrahims Geistesgegenwart
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