Julia Extra Band 0319
hinderte Karim daran, seinem älteren Bruder die Faust ins Gesicht zu schlagen.
„Ich muss zu ihr.“
„Warum?“ Hassan sah ihn kühl an. „Das Volk braucht dich hier. Du weißt doch nicht einmal, wo sie ist. Sie wäre verrückt, wenn sie direkt nach Hause gefahren wäre. Lass sie suchen und entscheide dann, wie du sie bestrafen willst.“
„Sie hat ein Kind verloren.“
„Das vermutlich nicht einmal deines war.“
Dieses Mal war Ibrahim nicht schnell genug, Karims geballte Faust aufzuhalten.
Erst ein Telefongespräch mit seiner Mutter ließ Karim klarer sehen. Sanft und doch energisch redete sie ihrem Sohn ins Gewissen.
„Wolltest du ihr wirklich dieses Leben bieten? Sie in der Wüste vereinsamen lassen oder im Palast einsperren?“ Sie lachte bitter. „So kannst du eine Frau natürlich zwingen, bei dir zu bleiben, Karim. Aber das hat mit Liebe nichts zu tun. Lass sie gehen.“ Ihre Stimme wurde ernst. „Zwei Jahre lang habe ich in der Angst gelebt, dein Vater könne mich finden und zwingen zurückzukehren. Hör auf mich: Wenn du sie wirklich liebst, sage ihr, dass du sie gehen lässt. Nicht jeder ist für ein Leben auf Zaraq geschaffen. Ich habe deinen Vater wirklich geliebt, doch ich passte nicht dorthin. Es tut mir leid, was ich getan habe, doch ich war so unglücklich dort. Dein Vater war ständig beschäftigt, ich war immer allein. Willst du dieses Leben der Frau zumuten, die du liebst?“
„Bei Felicity und mir wäre es anders.“
Seine Mutter lachte traurig auf. „Das hat dein Vater mir auch versprochen.“ Dann fügte sie hinzu: „Es tut mir leid wegen des Babys.“
Karim konnte nicht verhindern, dass seine Augen sich mit Tränen füllten.
Er hatte Felicity misstraut, und jetzt musste er dafür bezahlen. Doch es hatte so viele Frauen in seinem Leben gegeben, und niemals war etwas passiert. Er hatte immer für die Verhütung gesorgt, selbst Leila, die sich sehnlichst ein Kind von ihm wünschte, hatte ihn nicht davon abbringen können.
Leila!
Von einer plötzlichen Idee getrieben, nahm er eines der Kondome aus seiner Nachttischschublade, füllte es mit Wasser und sah wutschnaubend, wie die Flüssigkeit langsam heraustropfte.
Sie hatte tatsächlich mit allen Mitteln versucht, seine Frau zu werden.
Wäre er nur eher darauf gekommen! Alles wäre anders verlaufen, und er hätte Felicity nicht verloren.
Einem raschen Impuls folgend, schlug er die Warnungen seiner Mutter in den Wind und ließ den königlichen Jet für einen Flug vorbereiten.
Er würde sie finden.
Zwei Tage lang würde Felicity zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben müssen.
Nach der ersten Untersuchung entschied sie, ihrer Mutter nichts von der Fehlgeburt zu erzählen. Stattdessen würde sie, ebenso wie damals in der Wüste, den Eindruck erwecken, es gehe ihr gut. Entschlossen griff sie zum Telefon, bemühte sich um einen plaudernden Ton, doch plötzlich konnte sie die sorglose Fassade nicht mehr aufrechterhalten. Sie begann zu schluchzen und beichtete all ihren Kummer. Und so ängstlich und zurückhaltend ihre Mutter normalerweise war, so stark war sie jetzt. Sofort kam sie mit Georgie in die Klinik. Als Felicity in den Armen ihrer Mutter lag, wusste sie, dass es richtig gewesen war, sie einzuweihen. Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich erleichtert und zuversichtlich.
Spät am Abend rief Georgie sie noch einmal aus ihrer Wohnung an, die sie während der Abwesenheit der Schwester genutzt hatte.
„Unten an der Tür ist ein Mann, der dich sprechen will“, erklärte Georgie. „Er sagt, sein Name sei Karim. Soll ich die Polizei rufen?“
„Nein, lass ihn herein“, entschied Felicity. „Sag ihm, dass ich mit ihm reden werde, sobald ich aus dem Krankenhaus komme. Er kann so lange in der Wohnung bleiben, und du gehst zurück zu Mum.“
Als sie auflegte, verdrehte sie die Augen. Die Freiheit war so greifbar nah. Warum nur ließ Karim sie nicht in Ruhe?
Am übernächsten Tag wurde sie entlassen und fuhr zur Wohnung ihrer Mutter. Sie genoss es, sich verwöhnen zu lassen, denn sie fühlte sich noch schwach. Und auf keinen Fall stark genug, Karim gegenüberzutreten. Erleichtert stellte sie fest, dass er sich an die Vereinbarung hielt und auf ihren Anruf wartete.
„Hier.“ Georgie kam mit einem Tablett herein, beladen mit Toast, Rühreiern und einem großen Becher Tee. „Ich lasse dich nicht eher aufstehen, bis alles aufgegessen ist.“
Lachend nahm Felicity ihr das Tablett ab. Sie war froh, dass es ihrer
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