Julia Extra Band 0319
nicht.“ Er wartete ab, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
Wie nahe sie davorstand, zuzusagen! Sie wollte mit ihm zusammen sein, wollte ihn berühren und von ihm berührt werden. Selbst wenn er sie wieder ohne Abschiedsgruß zurücklassen würde.
„Nein, Luc.“ Es kostete sie jede Unze ihrer Kraft, die beiden kleinen Worte auszusprechen. „Es tut mir leid, aber ich … ich kann nicht.“ Sie schob sich an ihm vorbei zur Tür hinaus und rannte den Pfad zum Gartentor hinunter.
Und dachte nur daran, vor ihm zu fliehen.
7. KAPITEL
Luc stand in der Tür des Cottage und schaute Abby nach, wie sie über den schmalen Pfad hastete, auf der Flucht vor ihm. Und wieso sollte sie auch nicht vor ihm fliehen? Sie hatte ihre Lektion schon vor sechs Monaten gelernt. Warum er nicht?
Er begehrte sie noch immer.
Mit den besten Absichten war er nach Cornwall gekommen. Zumindest hatte er sich eingeredet, nur die besten Absichten zu haben. Er wollte ihr erklären, warum er damals gegangen war – falls sich so etwas überhaupt erklären ließ. Und er wollte sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging, wie er ihr schon gesagt hatte. Dein Gewissen kann ganz beruhigt sein … Luc krümmte sich leicht, als er ihre Worte in Gedanken wiederholte. Für sie musste er wie ein egoistischer Mistkerl wirken, dem es nur darum ging, sich besser zu fühlen. Sie durchschaute ihn, während er sich selbst belog. Er war nicht ihretwegen gekommen, sondern seinetwegen.
Und warum hatte er sie zum Dinner eingeladen? Er sollte sie in Ruhe lassen, stattdessen stellte er ihr nach. Es war der pure Egoismus, der ihn dazu drängte. Weil er sie nicht vergessen konnte. Noch immer nicht.
Luc fluchte laut.
Nein, so konnte er nicht aus ihrem Leben gehen. Er würde nicht abreisen und Abby zurücklassen, ob sie es nun wollte oder nicht. Sie hatte mehr verdient, als er ihr geben konnte, doch zumindest würde er sicherstellen, dass sie finanziell versorgt war. Wenn schon nicht emotional.
Doch noch während er diese Entscheidung traf, fragte er sich, ob er sich nicht nur selbst wieder etwas vormachte. Ob er sie nicht nur wiedersehen wollte und sein nobler Beschluss nicht einfach ein Vorwand war.
„Du siehst nicht sehr gut aus.“
Abby krümmte sich innerlich. „Ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen“, gab sie zu, als sie am nächsten Morgen in Graces Küche trat.
„Gibt es einen besonderen Grund?“ Grace ging zum Backofen und prüfte die Rosinenbrötchen, deren süßer Hefeduft die Küche füllte.
„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte Abby vage. Dabei kannte sie den Grund genau: Luc. Seit ihrer Flucht aus Corner Cottage spukte er in ihren Gedanken herum, und noch schlimmer – in ihrem Herzen. Die Bilder jenes Abends drehten sich wie ein Kaleidoskop in ihrem Kopf, ihr Körper erinnerte sich an Dinge, die sie längst vergessen zu haben glaubte. Dieses Funkeln in seinen Augen, wenn er sie ansah. Wie er an ihren Lippen geflüstert hatte, sodass sie sein Lächeln spüren konnte. Bedingungslos war sie bereit gewesen, sich ihm zu überlassen. Wunderbar sicher und geborgen hatte sie sich in der Nähe dieses Mannes gefühlt.
Das hatte sie zumindest gedacht.
In Wahrheit jedoch war sie alles andere als sicher gewesen. Die Erfahrung mit ihm hatte ihr Herz in tausend Scherben zerspringen lassen. Und dabei war es gar nicht dazu gekommen, dass sie miteinander geschlafen haben! Vielleicht lag darin die größte Qual – sie hatte ihm übereifrig angeboten, was er gar nicht haben wollte.
Warum? Warum war er gegangen? Für ihn musste sie eine leichte Beute gewesen sein. Wie eine reife Frucht war sie ihm in den Schoß gefallen, und dann wollte er sie doch nicht. Sie war zu stolz, um ihn nach dem Grund zu fragen.
Auch wenn sie froh und glücklich mit ihrem neuen Leben war, auch wenn sie keine Reue über den Abend mit Luc empfand, so war ihr doch klar, dass sie sich auf keinen Fall erneut einer solchen Erfahrung aussetzen sollte.
Und warum hatte sie sich dann die ganze Nacht schlaflos im Bett gewälzt? Hatte jede Szene, jede Erinnerung von damals noch einmal vor sich ablaufen lassen? Warum war dann diese Sehnsucht in ihr aufgeflammt, alles noch einmal zu erleben?
„Heute Abend gibt es Rindereintopf und frisch gebackenes Brot in Corner Cottage“, verkündete Grace und zog beschwingt das volle Backblech aus dem Ofen. „Und morgen will er Frühstück haben.“
„Frühstück?“ Das einzelne, durchaus gebräuchliche Wort setzte einen Strudel von
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