Julia Extra Band 0319
oder?“
War es das?, fragte Abby sich still. Besaß überhaupt irgendetwas von alldem hier Wert? Sicher, seit jenem Nachmittag im Schloss hatte sich viel verändert, aber war es überhaupt real? Sie sprachen nie über die Zukunft oder Gefühle. Liebe war ein Wort, das beide nie aussprachen. Was immer sie verbinden mochte, war es etwas wert, wenn es alles blieb, was sie je haben würden?
Ihre Blicke trafen sich, hielten einander fest, intensiv und bedeutungsschwer. Der Moment zog sich, dauerte eine kleine Weile an, während der Wind um sie herum pfiff.
„Wir sollten zurückgehen“, sagte Luc schließlich, und Abby nickte. Sie war froh, dass sie dieser Situation entkommen waren, aber sie wusste auch, dass keiner von ihnen beiden vorausgesehen hatte, welche Spannung sich zwischen ihnen aufbauen würde … eine Spannung, angefüllt mit all den Dingen, denen sie sich beide nicht stellen wollten, die sie beide nicht ansprechen wollten.
Ein Monat war seit jenem Nachmittag im Château vergangen, als Luc beim Frühstück einen Vorschlag machte.
„Wir sollten eine Reise nach Paris planen. Dann kannst du auch die Vorsorgeuntersuchung machen lassen.“
Abby zerkrümelte ein Brötchen auf ihrem Teller. „Mit dem Zug?“
„Mit dem Flugzeug“, erwiderte er und erinnerte sie damit daran, wer und was er war. „Vielleicht sollten wir ein Wochenende daraus machen. Du brauchst neue Umstandskleider, oder? Wir könnten einkaufen gehen.“
Abby zog eine Grimasse. „Für Umstandsmoden?“
„ Bien sûr . Auch für Schwangere gibt es ansprechende Mode, oder etwa nicht?“
„Vielleicht …“ Die Tage, in denen sie sich um Mode gekümmert hatte, lagen lange hinter ihr, zusammen mit den Konzerttourneen und dem Jetsetleben. Dennoch besaß die Vorstellung, einen Einkaufsbummel zu machen, einen gewissen Reiz. Viel reizvoller dagegen war die Aussicht, ein Wochenende mit Luc zusammen in Paris zu verbringen, dort, wo alles angefangen hatte. Würde es dieses Mal anders ausgehen?
Es war ein warmer, wolkenloser Vormittag, als sie in Paris landeten. Mit dem Mietwagen fuhren Luc und Abby zu dem Spezialisten, bei dem Luc einen Termin vereinbart hatte, und schon lag Abby im Untersuchungszimmer, wo der Arzt die Ultraschalluntersuchung vornahm.
Das Bild des Babys auf dem Monitor, wie es munter strampelte, zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der glücklichen Eltern.
„Ein lebhaftes kleines Mädchen haben Sie da“, sagte der Arzt freundlich. „Und es sieht auch aus, als hätte Ihre Plazenta sich normalisiert. Lassen Sie mich das noch einmal genauer nachsehen.“
Während der Doktor mehr Gel auf ihrem Leib verteilte und den Stab herumführte, hielt Abby den Atem an und betete um gute Nachrichten.
„Richtig, es hat sich alles völlig ausgerichtet“, bestätigte er. „Herzlichen Glückwunsch. Alle normalen Aktivitäten können wieder aufgenommen werden.“ Schmunzelnd sah er zu Luc. „Darüber sind Sie sicherlich sehr froh.“
Luc erwiderte nichts, doch Abby wusste sofort, was der Arzt damit meinte. Sex. Es gab keinen Grund mehr, weshalb Luc sich von ihr fernhalten musste, keinen Grund mehr, weshalb sie ihre Beziehung nicht wieder aufnehmen könnten.
Welche Beziehung?, spottete eine kleine innere Stimme. Du bist doch nur wegen des Babys bei Luc. Er hat nie etwas anderes behauptet, und du traust dich nicht, ihn zu fragen. Eine tolle Beziehung!
Verzweifelt versuchte Abby die Stimme zum Schweigen zu bringen, doch so leicht war das nicht. Du hast Angst davor, dass er dich zurückweist … wieder einmal. Angst davor, dass er sich mitten in der Nacht davonschleicht …
Sie schloss die Augen und fühlte Lucs Hand an ihrem Arm, warm und tröstend.
„Abby? Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, natürlich.“ Sie hob die Lider und schaute in sein Gesicht. „Ich bin so erleichtert.“
„Ich auch. Das sind wirklich gute Neuigkeiten.“
Sie verließen die Praxis und gingen zum Lunch in ein elegantes Bistro, bevor sie den Einkaufsbummel auf den Champs-Elysées antraten. Abby hätte sich nie vorstellen können, dass das Kaufen von Umstandsmode so viel Spaß machen würde. Aber sie hatte ja auch nicht gewusst, dass derart luxuriöse Boutiquen, spezialisiert auf genau diese Mode, existierten, geschweige denn dass Luc von ihnen wusste.
Sobald sie den Fuß über die Schwelle setzte, wurde sie hofiert und verwöhnt. Man führte sie zu einem Ledersofa, und vor ihr zog eine Parade der schicksten Kombinationen vorbei: Kleider und Tuniken,
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