Julia Extra Band 0319
führen.
Abby setzte sich und nahm die Karte vom Ober an. „Hast du schon bestellt?“, fragte sie Luc, der den Kopf schüttelte.
„Dieses Mal nicht.“
Sie lächelte. Es schien, als wäre sie nicht die Einzige, die sich verändert hatte. Natürlich war es nur ein winziges Detail, dennoch … es besaß ungeheure Bedeutung.
Hungrig schlug sie die Karte auf und studierte sie. Letztlich entschieden sich beide für Kaviar und Trüffel, gefolgt von Lamm mit frischem Spargel. So köstlich das Essen auch war, Abbys Sinne waren allein auf Luc gerichtet. Er besaß die Macht, Freude und Hoffnung in ihr zu wecken.
Nach dem Dessert standen sie beide gleichzeitig vom Tisch auf. Das Restaurant war inzwischen fast leer, nur noch wenige Paare, so wie sie, saßen bei Kerzenschein an den Tischen. In Abby baute sich eine erwartungsvolle Spannung auf, als Luc seine Finger mit ihren verschränkte, sie zum Restaurant hinaus- und zu den Aufzügen hinführte.
Sie sprachen nicht, genau wie an jenem Abend vor über einem Jahr, als Abbys Leben diese große Wendung genommen hatte. Jetzt hatte sie das Gefühl, es könnte sich wieder verändern. Sie wünschte es sich, mehr, als sie sich jemals etwas gewünscht hatte.
In der Suite erwarteten sie ein Korb mit frischem Obst und eine Schale Pralinen. Das Zimmermädchen, das auch die Tischlampen überall eingeschaltet hatte, musste die Sachen hingestellt haben.
„Ich gehe mich umziehen“, sagte Abby und hörte selbst, wie nervös sie klang.
Luc lächelte sie an. „Aber du siehst so schön aus. Ist das Kleid nicht bequem?“
„Doch, das schon. Nur meine Füße bringen mich um.“
„Da lässt sich leicht Abhilfe schaffen.“ Er wies Abby an, sich auf das Sofa zu setzen, und begann ihre Waden zu massieren. Angenehme Stromstöße durchfuhren sie, während er ihr auch noch die Sandaletten auszog und mit seinen kräftigen Fingern sanft ihre Füße und Zehen knetete. Abby lehnte sich zurück, fast hätte sie wohlig gestöhnt.
„Das fühlt sich gut an“, murmelte sie. Ein Feuer begann in ihr zu brennen, als Luc seine Hände weiter an ihren Beinen hinaufwandern ließ, über den glatten Stoff ihres Kleides, und schließlich die Handflächen an ihren Hüften liegen ließ. Es schien das Natürlichste der Welt, dass er vor ihr kniete und seine Wange auf ihren Bauch legte.
„Autsch!“, rief er, als das Baby strampelte. Er rieb sich die Wange, und sie lachten beide. „Sie ist stark, nicht wahr?“
„Sie hat ihren eigenen Kopf“, bestätigte Abby. Sie war sich seiner Hände auf ihrem Körper, seiner Nähe so sehr bewusst. Es war ihr unmöglich, sich zurückzuhalten, und sie schob ihre Hände in sein Haar, spielte mit den weichen Strähnen.
Er hob den Kopf. „Abby …“
Und dann lagen seine Hände auf ihren Schultern. Er zog sie an sich und küsste sie. Ohne Fragen, ohne Zögern, ohne Zweifel.
Nach einem langen Moment löste Luc sich von ihr und schaute sie an. „Ich will dir nicht wehtun“, sagte er.
Abby wusste nicht, ob er sie meinte, das Baby oder ihre Gefühle, aber sie gab die einzige Antwort, die sie geben konnte: „Das wirst du nicht.“
Und Luc nahm sie bei der Hand, führte sie in das Schlafzimmer und zu dem großen Bett, das der Mond mit seinem silbernen Licht übergoss.
Luc hielt Abby in seinem Arm. Ihr regelmäßiger Atem sagte ihm, dass sie eingeschlafen war. Seine Hand lag besitzergreifend auf ihrem Bauch, und als er das Baby strampeln fühlte, rann ein elektrisierender Schauer durch ihn hindurch.
Es wird nicht dauern. Es kann nicht dauern.
Er wollte diese hämische Stimme zum Verstummen bringen, die Erinnerungen und Ängste, die sich an die Oberfläche drängen wollten, vertreiben. Nie hätte er damit gerechnet, dass es ihm beschert sein würde, eine so tiefe, bedingungslose Liebe zu empfinden. Diese Liebe saugte ihn auf, sodass sie Teil seines ganzen Wesens wurde. Er wollte sich das Leben nicht mehr ohne diese Liebe vorstellen, nicht mehr ohne Abby.
Und wenn er es musste? Was, wenn er Abby wieder enttäuschte und im Stich ließ, so wie er Suzanne im Stich gelassen hatte? War dieses Glück, diese Liebe, nicht mehr als nur ein Trugbild? Nur eine einzelne magische Nacht, so wie die anderen magischen Nächte, die sie gemeinsam verbracht hatten? Überhaupt nicht real?
Zumindest nicht real genug, um anzudauern?
Instinktiv zog er Abby fester an sich. Sie ließ einen kleinen Laut hören. Luc zwang sich, an nichts zu denken. Er ertrug es nicht, all die Möglichkeiten
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