Julia Extra Band 0319
immer noch da, doch jetzt verspürte sie noch etwas, etwas viel tiefer Gehendes, Stärkeres. Und sie wusste mit absoluter Überzeugung, wie ihre Antwort zu lauten hatte.
„Ja, ich wähle dich“, sagte sie schlicht, und seine Arme legten sich um sie und hielten sie sicher und fest. Sie war nach Hause gekommen.
EPILOG
Château Mirabeau lag golden in der strahlenden Septembersonne, die Fensterscheiben blitzten und funkelten, als Luc den Wagen vor dem Eingang parkte. Abby stieg aus und atmete tief den Duft der letzten Sommerblüten ein.
Luc hob die schlafende Emilie aus ihrem Kindersitz auf der Rückbank. „Schließ deine Augen“, sagte er dann zu Abby. „Bis ich dir sage, dass du sie wieder öffnen kannst.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie die Treppe hinauf.
Die Tür stand offen, im Haus roch es nach Rosen und Möbelpolitur, und zu gern hätte Abby die Augen geöffnet, um zu sehen, was Luc in den letzten Monaten alles erreicht hatte, doch gehorsam hielt sie die Lider geschlossen.
„Wohin bringst du mich?“
„Gedulde dich.“
Also ließ Abby sich von ihm durch die Gänge und Korridore leiten, bis er endlich stehen blieb. Sie spürte die Sonne auf ihrem Gesicht, und irgendwie wusste sie es.
„Mach sie auf.“
Langsam hob sie die Lider und schaute sich blinzelnd in dem wieder hergerichteten Musikzimmer um. Der Steinway-Flügel war komplett restauriert worden und stand schimmernd im Raum. Sofas und Sessel waren perfekt arrangiert für eine lockere Zusammenkunft oder ein kleines Konzert. Abby ging zu dem Flügel. Sie zögerte, hatte sie doch seit anderthalb Jahren nicht mehr richtig Klavier gespielt. Ihre Finger schmerzten regelrecht vor Sehnsucht, die glatten Elfenbeintasten anzuschlagen.
Luc wartete schweigend ab, die kleine Emilie auf dem Arm. Und dann spielte Abby. Musik schwebte durch den Raum – die Appassionata . Doch für Abby klang das Stück nicht mehr melancholisch.
Nein, es klang leidenschaftlich und lebendig, eine feurige Aufforderung, das Leben beim Schopfe zu packen, es zu leben und zu genießen und dankbar für jede Minute zu sein. Und Abby lebte die Musik, als wäre sie die Luft zum Atmen, die Nahrung zum Leben.
Als die letzte Note verklang, drehte Abby sich mit Tränen in den Augen zu Luc um. Es waren Tränen des Glücks, die sie ohne Verlegenheit lächelnd fortwischte.
„Danke.“
„Nein, ich muss dir danken“, erwiderte er ernsthaft.
Dann gingen sie Hand in Hand hinaus auf die Terrasse und schauten über die schon rötlich schimmernden Toussaint-Weinberge, über die Wiesen und Felder, die sich bis zur träge dahinfließenden Rhône erstreckten, über das Land, das eines Tages Emilie gehören würde.
Oben am Himmel stieß ein Vogel einen Schrei aus, und in Abbys Herz wohnte die wunderbare Gewissheit, dass sie und Luc sich mit der Welt in Einklang befanden.
– ENDE –
Natalie Rivers
Geständnis auf Mauritius
1. KAPITEL
„Chloe Valente, du bist die schönste und aufregendste Frau der Welt.“
Die Worte klangen tief und sinnlich an Chloes Ohr, und ein heißer Schauer der Erregung rann durch ihren Körper. So hatte sie sich selbst noch nie gesehen – aber jetzt, wo Lorenzo dicht hinter ihr stand und sie die Wärme seines starken Körpers durch die feine Seide ihres Hochzeitskleids spürte, wusste sie, dass sich alles in ihrem Leben verändert hatte – mehr als in ihren wildesten Träumen.
„Danke, dass du diesen Tag zu etwas so Besonderem gemacht hast.“ Zitternd sog sie die Luft ein und hielt sich an der schmiedeeisernen Brüstung des Balkons fest, während sie in den großen Ballsaal hinuntersah, in dem die zahlreichen Gäste immer noch teuren Champagner tranken. Es war schwer zu glauben, dass dieser Palazzo, der seit Generationen Lorenzos stolzer venezianischer Familie gehörte, nun auch ihr Zuhause war. „Es war wunderschön. Ich kann mir keinen perfekteren Hochzeitstag vorstellen.“
Venedig war ein magischer Ort zum Heiraten, und die silbrigen Schneeflocken, die lautlos durch den Februarhimmel schwebten, hatten alles noch bezaubernder und romantischer gemacht. Als sie nach der Zeremonie zurück in den Palazzo gefahren waren und Chloe sich neben ihrem atemberaubend attraktiven Bräutigam in die Samtkissen einer schlanken schwarzen Gondel zurückgelehnt hatte, da war ihr bewusst geworden, dass dies der glücklichste Tag in ihrem Leben war.
„Das Beste kommt noch“, versprach Lorenzo mit seinem aufregenden italienischen Akzent an ihrem Ohr, während
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